NACHRICHTENPORTAL

Nachrichten aus dem Gesundheitswesen

Kaffee statt Branntwein - Geschichtliche Einblicke

Wenn das keine Nachricht ist: „Nach Jahren ohne Kaffee und Kuchen: Bald eröffnet die Krankenhaus-Cafeteria“, titelt die Schwäbische am 22.01.2025:
https://www.schwaebische.de/regional/sigmaringen/sigmaringen/nach-jahren-ohne-kaffee-und-kuchen-bald-eroeffnet-die-krankenhaus-cafeteria-3258352

Ganz klein darüber eine Dachzeile: „Großer Festakt“.

Wenn das keine Nachricht ist, oder? Ganz ohne Ironie. Es ist eine Nachricht. Denn, daran lässt der Autor keinen Zweifel, es fehlte im Krankenhaus nicht nur der Kaffee, es fehlte auch der Ort zum Verweilen. Die Sigmaringer Zeitung berichtete fortlaufend.

Die ganze Wahrheit aber ist viel tiefgreifender als die Nachricht über einen Festakt fürs Krankenhauscafé es sein kann: Kaffee und Kuchen sind nämlich deutsches Kulturgut. Laura Riedner weiß darüber mehr. Sie studiert Journalistik und macht ihr Pflichtpraktikum in der Online-Redaktion des Goethe-Institutes in München. Ihr Artikel über Kaffee und Kuchen huldigt dem Kaffee und seiner Kultur, ist ganz bestimmt nett, Pflichtlektüre jedoch keinesfalls – denn die Autorin schreitet mit Siebenmeilenstiefeln durch die Zeit; beginnend in einem Kaffeehaus in Bremen im 17. Jahrhundert. Und schon zwei Sätze weiter verweilt die Autorin in den 1950er-Jahren. Schade. Denn es gibt viele schöne und längst vergangene Geschichte(n) aus deutscher Kultur – nicht nur aus Bremens Kaffeehaus.
https://www.goethe.de/prj/ger/de/wow/25859831.html

1778 zum Beispiel. Im Lippischen Intelligenzblatt kämpft im April an vorderster Front und auf den ersten Seiten der Regierende Graf und Edle Herr zu Lippe, Simon August, persönlich und gesetzlich gegen den Kaffeekonsum seiner Untertanen.
https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/5296661

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Zur Verkabelung der Frau - eine spöttische Analyse

Zugegeben: Mein Puls schlägt nicht immer mit dem Geist der Zeit und mein Ohr überhört auch schon mal die Taktschläge des Zeitgeistes. Meist lässt sich eine verpasste Wahrnehmung dann schnell korrigieren, denn das gute am Zeitgeist ist: Er ist oft konform. Mit wenigen Analogieschlüssen kann also der oder die Zeitlose wieder Schritt halten, mit denen, die da geistig auf der Höhe der Zeit sich wähnen.

Doch bei der Anzeige eines Discounters half mir meine Fähigkeit, in Analogien zu denken, kaum weiter. Im Gegenteil: Dort wird nämlich ein kabelloser BH angepriesen.

Wie bitte?

Kein Zweifel, diese Anzeige muss ein Mann entworfen haben. Und dieser Mann muss, ganz in Gedanken vielleicht, das Kabel mit dem Bügel verwechselt haben. Und auf die Bügel kann der BH tatsächlich gern verzichten. Wie auf vieles weitere auch: es gibt nämlich nicht nur bügellose BHs, es gibt nahtlose BHs und sogar trägerlose BHs. Formlose BHs mag es auch geben, vielleicht nicht unbedingt in der Werbung. Stillose BHs gibt es garantiert nicht in der Werbung. Still-BHs hingegen schon. Aber BHs ohne Kabel? Was sagt das aus über das Bild der Frau? Muss die Frau im Allgemeinen erst verkabelt werden, um am Zeitgeist angeschlossen zu sein? Sicher, dann bedeutet der kabellose BH nun eine grenzenlose Befreiung. Und die Frau wäre dann wieder auf der Höhe ihrer Zeit: Denn auch die Musik spielt längst kabellos. Laptop und Maus kommen ebenso ohne Kabel aus wie Akkurasenmäher und viele, viele andere Elektrogeräte. Kabel? Vielleicht noch auf dem Bau.

Hat man diese Befreiung erst begriffen, leuchtet einem auch sofort ein, warum dieser BH ein Komfort-BH ist! (Auch hier ist es spannend, nach rückwärts zu denken: Wenn es lohnenswert scheint, den Komfort eines BHs anzupreisen, lässt das doch nur den Rückschluss zu, dass der Komfort beim BH keineswegs Standard ist. Wobei: Als Frau braucht man so weit nicht denken, der komfortlose BH liegt garantiert ungeliebt in irgendeiner Ecke im Schrank.)

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Zur Brötchenfrage

Ein Brötchen ist etwas ganz Besonderes. Besonders dann, wenn es am Wochenende auf dem eigenen Frühstücksteller liegt. Wer wollte das bezweifeln? Und vielleicht liegt neben diesem Brötchen noch die Brötchentüte mit der Aufschrift, für die wohl die Bäckerinnung verantwortlich zeichnet. Dort wird eine ganze Liste von Namen aufgezählt, die die Deutschen je nach Region diesem besonderen Brötchen gegeben haben: Schrippe, Rundstück, Weckchen oder Wegge, Semmel, Laibchen – um nur einige zu nennen. Da sich aber auch die Vielfalt der Brötchen eine deutsche Besonderheit ist, sind wir damit noch lange nicht am Ende aller Namensgebung: Roggenbrötchen, Mehrkornbrötchen, Rosinenbrötchen, Brezel, Laugenbrötchen, Croissant: Das alles, und noch viel mehr, liegt nicht nur für den König von Deutschland auf und in den Brötchentheken Deutschlands.

So weit ist alles noch ganz klar und einfach: Das Roggenbrötchen wird mit Roggenmehl gebacken, das Croissant ist aus Frankreich eingewandert, das Rosinenbrötchen enthält Rosinen. Das Laugenbrötchen durfte in Lauge baden, bevor es in den Ofen kam. Nomen est omen. So soll es sein. Das vereinfacht den Verkauf und erspart viele Fragen.

Nun ist aber, wie oben gesagt, jedes Brötchen etwas Besonderes. Dieser Tatsache werden die einfachen Namen vielleicht gar nicht immer gerecht. Deswegen ist unter Deutschlands Bäckern so etwas wie ein Namensgebungswettbewerb ausgebrochen. Das Vitalbrötchen – namenstechnisch ein ganz alter Hut – mag dazu vielleicht den Auftakt gegeben haben: Es galt, den Zusatznutzen des Brötchens zu benennen. Anfänglich. Mittlerweile erhalten die Brötchen aber sogar Persönlichkeit. Im glücklichsten Falle zum Beispiel einen Kurznamen, der sich vom Namen der Bäckerei(kette) ableitet. Das besondere Brötchen bekommt so quasi einen Familiennamen.

So weit ist auch alles noch ganz gut. Dann muss irgendwann innerhalb dieses Wettbewerbs aber noch der Deutschen Fantasie ausgebrochen sein. So können Sie, glaubt man dem Spiegel, an Deutschlands Brötchentheken auch Nonnenfürzchen, Lattenkracher, Ladykiller und Ofenschlüpfer ordern. Zum Beispiel. Das Brötchen ist eben den Deutschen etwas ganz Besonderes. Der Spiegel hat nach eigenen Angaben sich bei seinen Lesern umgefragt und Zuschriften mit den ausgefallensten Brötchennamen erbeten. Herausgekommen ist eine Liste mit vielen Namen, die Sie nicht unbedingt in der Bäckerei aussprechen möchten. Da sich so einige dieser Namen auch an der heimischen Brötchentheke verifizieren lassen, besteht der konkrete Verdacht: Der Spiegel ist es wirklich nicht, der diese Brötchenbenennungen erfunden hat. Schauen Sie nach, vielleicht ist auch ein Vertreter von ihrem Lieblingsbäcker dabei:
https://www.spiegel.de/netzwelt/broetchennamen-die-skurrilsten-kreationen-vom-sachsenrammler-bis-nonnenfoetzchen-a-89c05d8e-dbd0-418a-8c77-6c9a985b119f

So weit ist immer noch alles gut. Schließlich sagt ein altes deutsches Sprichwort: Klappern gehört zum Handwerk.  Und wenn Sie die Unaussprechlichen nicht aussprechen möchten, können Sie immer noch Ihren Zeigefinger zu Hilfe nehmen und freundlich sagen: „Ich hätte gerne dieses Brötchen. Dort in der zweiten Reihe da. Nein, nicht das da, sondern das Brötchen neben dem Schokocroissant.“ Sie können sicher sein, nach dieser ganz konkreten Beschreibung wird der nächste Kunde ganz genau gucken, welches Brötchen Sie denn da gewählt haben.

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Kein Bock oder krank in Teilzeit - Neue und nicht ganz neue Antworten auf den hohen Krankenstand

Die Ausgestaltung der Arbeitswelt steht nicht erst seit Corona auf dem Prüfstand. Und das Home-Office kam zwar im Gewand eines Modells daher, hat aber sich nicht durchsetzen können, wenn es absolut gesetzt wurde. Aber ja: Mischformen gehören seitdem zum Alltag. Doch das Home-Office ist nicht die einzige Veränderung: Flexible Arbeitszeiten, Auszeiten und so weiter.

Doch auch von der anderen Seite her soll die Welt der Arbeit neu gestaltet werden. Anlass der Diskussion: Die hohen Krankenstände in Deutschland. Kann man da was machen? Was kann man da machen?

In Schweden zum Beispiel kann man krank sein in Teilzeit. Hört sich ein wenig wie Spott an. Doch tatsächlich kann man in Schweden für halbe Tage krank geschrieben werden. Ob und wie dieses Modell taugt, zum Beispiel in Verbindung mit dem Home-Office, das immer nur als Kombi-Maßnahme eine gute Idee zu sein scheint, diskutiert Thomas Paterjey 13.11.2024 für den RND. Der Artikel ist lang und lesefreundlich – man kann sich mithilfe der verlinkten Zwischentitel in die unterschiedlichen Themenbereiche einklicken.
https://www.rnd.de/gesundheit/teilzeitkrank-so-sind-die-regeln-in-schweden-EVND2GMBAVBC7FJ3CQAJ3UZFCI.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

Der Deutschlandfunk berichtet über das Thema Teilzeitkrankschreibung am 11.11.2024 (Dass dieser Text an dem Tag erscheint, an dem die Kölner ihre Teil-, Arbeits- und oder Krankenzeit gern auch dem Karneval widmen, ist bestimmt so komisch wie Zufall). Der Artikel informiert gründlich und erklärt, warum das Teilzeit-Krankschreibungs-Modell in Schweden so erfolgreich ist und verweist auch darauf, dass das deutsche Bundesgesundheitsministerium die Übertragbarkeit dieses Modells auf Deutschland bereits 2018 geprüft hat::
https://www.deutschlandfunk.de/ueberlegungen-fuer-teilkrankschreibungen-sorgen-fuer-kontroverse-diskussion-100.html

Ein anderes Modell: Die Null-Bock-Tage. Sie machen in den Medien seit Mitte Oktober Furore. Allein der Name ist ja schon mindestens attraktiv. Und das Modell ist genauso gemeint, wie es sich anhört: Wer keine Lust hat, darf zuhause bleiben. Erstaunlicherweise geschieht das, so die Darstellung in den Medien, in den Unternehmen, die dieses Angebot eingeführt haben, gar nicht so oft. Das Handelsblatt berichtet am 13.11.2024 hier:
https://www.handelsblatt.com/dpa/einfach-keine-lust-heute-null-bock-tage-im-job-4-ideen-fuer-realistische-alternativen/30085344.html

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Uniklinik Tübingen kann erweitert werden - der Ziegenmelker ist weg

Wahrscheinlich würden Sie nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen einem Ziegenmelker und der Medizin suchen. Es sei denn, sie wohnen in oder um Tübingen herum. Dann nämlich wissen Sie: Der Ziegenmelker ist erstens selten geworden und zweitens ist eines dieser seltenen Exemplare an der Uniklinik beheimatet. Das hat lange den Erweiterungsbau der Uniklinik verhindert. Nun aber ist der Ziegenmelker verschwunden, nach neun Jahren, niemand kann sagen, wohin. Vielleicht ist er einfach auch nur eines natürlichen Todes gestorben.

Bericht im Reutlinger General-Anzeiger, 23.10.2024:
https://www.gea.de/neckar-alb_artikel,-ziegenmelker-ist-weg-weg-f%C3%BCr-anbau-der-t%C3%BCbinger-uniklinik-ist-frei-_arid,6960469.html

Verschwunden war der Ziegenmelker aber schon eine ganze Weile. Der SWR berichtete am 10.05.2024:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/gefaehrdeter-vogel-stoppt-klinik-neubau-eventuell-doch-nicht-100.html

Wer online ein Spiegel-Abo hat, kann sich auch hier informieren, 07.09.2024:
https://www.spiegel.de/panorama/boris-palmer-ziegenmelker-verhindert-geplante-erweiterung-der-uniklinik-in-tuebingen-a-fb8a363b-d7e8-49d5-8349-a5c6218008f5

Wer übrigens glaubt, dass der Ziegenmelker keineswegs Ziegen melkt, liegt ganz gewiss richtig. Doch seinen Namen hat er trotzdem genau aus diesem Grund. Die Römer nahmen an, dass der Ziegenmelker nachts in den Ställen Ziegen melkt, deren Euter dann verderben. Und erblinden würden sie noch obendrein. Das erfährt man in „Eulbergs tönende Tierwelt“ auf Spektrum.de vom 15.07.2024. Das Wort tönend müssen Sie sogar wörtlich nehmen. Sie haben dort mehrere O-Töne des Ziegenmelkers gesammelt. Hören lohnt sich, denn danach ist es gewiss leicht, einen Ziegenmelker nach seinen Gesängen zu identifizieren:
https://www.spektrum.de/kolumne/eulbergs-toenende-tierwelt-der-ziegenmelker/2223036

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Hitze - Auswirkungen, Folgen, Nachrichten

Die Wettermodelle sehen für die zweite August-Dekade viele Möglichkeiten: Lange Hitze, kurze Hitze und auch Wechselhaftes. Wie auch immer sich das Wetter gestalten wird, die Hitze ist überall Thema. Auch die Frage nach den Grad der Versiegelung der Städte und nach Methoden der Entsiegelung ist Thema in einer Zeit, die früher Sommerloch hieß. Nun füllt also der Sommer selbst dieses Ferien-Nachrichten-Loch. Hier eine kurze Liste mit weiteren verschiedenen Berichten:

Die DAK hat eine Forsa-Studie in Auftrag gegeben. Danach habe jeder vierte Deutsche in diesem Jahr mit der Hitze bereits Schwierigkeiten gehabt. Die DAK hat die Umfrage online gestellt – und berichtet am 05.08.2024 ausführlich rund um das Thema Hitze: Beschwerden, Notwendigkeiten, Tipps etc.
https://www.dak.de/dak/gesundheit/familie-und-leben/reisen-freizeit/dak-hitzereport-gesundheitsprobleme_41732

In der Tagesschau ist die Hitze in Hessens Städten Thema. Hier sind die Nachrichten gesammelt, welche hessische Stadt welche Schutzmaßnahmen ergreift, 04.08.2024:
https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/hr-was-hessens-staedte-gegen-die-hitze-unternehmen-100.html

Wie die Städte in NRW in Bezug auf die Hitze agieren, trägt die Aachener Zeitung am 05.08.2024 zusammen:
https://www.aachener-zeitung.de/region-nrw/nrw-staedte-gegen-hitze-aktionsplaene-und-andere-massnahmen/17155457.html

Nachahmenswert ist vielleicht das Vorgehen der Stadt Lyon in Frankreich. Wer hier nachweisen kann, dass er Sozialhilfeempfänger ist, kann an heißen Tagen kostenlos ins Kino oder Museum gehen. Hintergrund: In den Sozialwohnungen kann es oft sehr heiß werden. Die Nachricht findet sich bei Wetter.de am 05.08.2024:
https://www.wetter.de/cms/wetter-und-wetterthemen-am-05-08-2024-gratis-kino-in-lyon-waehrend-der-hitzewellen-5092797.html

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KI - Es fehlt noch an positivem "Storytelling"

Diese Zeitgleichheit ist bestimmt nur Zufall. Wir reden von der KI, beziehungsweise: Wir lesen von der KI. Beziehungsweise: Wir werden über die KI informiert. Und das natürlich am laufenden Band und zeitgleich.

Während also die Tagesschau umfassend, beeindruckend und überzeugt darüber informiert, wie KI in der Psychotherapie bei Jugendlichen helfen kann, Krisen vorab erkennen und zu verringern, in der Wahl der Empfehlungen den Psychotherapeuten möglicherweise sogar übertrifft,

(19.07.2024, https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/ki-psychotherapie-104.html)

informiert uns Hartmut Gieselmann auf heise.de

(c’t Magazin, 19.07.2024, https://www.heise.de/meinung/Kommentar-Studie-ermittelt-grosse-Vorbehalte-gegenueber-KI-in-Deutschland-9803393.html

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Von Super-Samenspendern und Vielfach-Vätern

Jacob Jonathan Meijer aus den Niederlanden hat sich als Supersamenspender einen Namen gemacht. Gesichert ist, dass er der Vater von mindestens 550 Kindern ist. Weltweit soll er mehr als 1000 Kinder gezeugt haben, so Schätzungen, die auch auf früheren Aussagen von ihm beruhen. Die ältesten seiner Kinder sind jetzt in dem Alter, in dem sie sich verlieben. Und das möglicherweise ineinander – ohne von ihrer Geschwisterschaft zu ahnen. Netflix hat eine Doku über ihn erstellt, die Anfang Juli einen Run auf das Thema ausgelöst hat: „Der Mann mit 1000 Kindern“.
https://www.netflix.com/de/title/81653509

Die Neue Züricher Zeitung berichtet ausführlich über Meijer und die Doku auf Netflix. 13.07.2024:
https://www.nzz.ch/panorama/ein-mann-zeugt-ueber-550-kinder-dann-stoppt-ihn-ein-gericht-nun-hat-netflix-die-geschichte-verfilmt-ld.1839301

Auf Hallo:Eltern kommen Eltern und Samenspender zu Wort – und auch über die Netflix-Doku wird berichtet. 05.07.2024:
https://www.hallo-eltern.de/news/netflix-doku-der-mann-mit-1000-kindern-samenspende-jonathan-meijer-zr-93170300.html

Die österreichische Kronen-Zeitung bringt es nicht nur auf eine aussagekräftige Überschrift: „,Super-Sperminator‘ wehrt sich gegen Netflix“, sie zeigt auch auf, wie Meijer bezüglich seiner eigenen Darstellung sich wieder zurücknimmt. 06.07.2024:
https://www.krone.at/3447460

Die Bild-Zeitung wird ihrem inneren Auftrag gerecht und gräbt Fakten und Vergleiche aus, die nicht wirklich etwas zur Sache tun, die Sache aber sehr bildhaft gestalten. So soll Meijer selbst gesagt haben, dass er jeden Morgen fünf rohe Eier trinkt. Und an anderer Stelle ordnet die Bild ihn an als den mutmaßlich größten Erzeuger nach Dschingis Khan, der es auf 2000 Kinder gebracht haben soll. 18.06.2024:
https://www.bild.de/news/inland/news-inland/samenspender-kriegt-nicht-genug-ich-habe-mindestens-550-kinder-84367022.bild.html

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Hitzige Nachrichten

Das Bundesamt für Statistik hat heute eine Pressemitteilung herausgegeben, die die Folgen der Hitze in den Jahren 2002 bis 2022 benennt. Demnach wurden jährlich 1500 Menschen aufgrund der Hitze in die Krankenhäuser eingeliefert. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/07/PD24_N035_231.html

Die Nachricht geht natürlich durch alle Medien. Spannend sind auch hier wieder die Überschriften. Obwohl alle dieselben Zahlen aus derselben Quelle zitieren, schwanken die Angaben in den Überschriften deutlich. So kommt die Tagesschau auf Hunderte Menschen, die jährlich wegen der Hitze ins Krankenhaus müssen. T-online setzt – ohne Zeitraumangabe – Tausende Menschen in die Überschrift.

Tagesschau, 15.07.2024:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/hitzetote-deutschland-104.html

t-online, 15.07.2024:
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/vermischtes/id_100449010/statistik-tausende-muessen-wegen-hitze-ins-krankenhaus.html

Der Tagesspiegel hingegen setzt die Todesopfer ins Schlaglicht: „Im Schnitt 20 Todesopfer“, so die Hauptschlagzeile am 15.07.2024:
https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/im-schnitt-20-todesopfer-tausende-mussen-jahrlich-wegen-hitze-ins-krankenhaus-12024965.html

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Vom englischen Fußball anno 1852 und von gegenwärtiger "beer fear" der Engländer

Wir schreiben den 19. September 1852 – und die Kölnische Zeitung berichtet über „Englische Nationalspiele“. Sie tut das unter dem Strich und hinter dem Roman. Damit war dem Leser von damals klar: Hier geht es um Unterhaltung, Bildung und Information zugleich. Es geht um den Fußball – und aus gegebenem Anlass will ich Ihnen nun hier eine ähnliche unterhaltende Info-Mischung servieren. Zuvörderst gesagt: Beim Thema Fußball bin ich eigentlich recht ahnungslos. Aber die Informationen, die ja nun mehr als 170 Jahre zurückliegen, sind trotzdem höchst vergnüglich. Manchmal auch aufgrund der Sprache, die wir mindestens als altertümlich beschreiben können.

„Fußball ist ein altes echt englisches Vergnügen und wird noch jetzt namentlich von den Soldaten in ihren Mußestunden gespielt“,

so der Auftakt des Artikels. Der Ball bestehe aus einer aufgeblasenen, zugenähten und mit Leder verkleideten Ochsenblase, werden wir Leser anschließend aufgeklärt.

Dieser Ball werde zwischen zwei Parteien, ähnlich wie beim Shinty in die Luft geworfen, und Ziel sei es, denselben über die „Gränze“ im Rücken des Gegners zu bringen. Und zwar nur mit dem Fuß. Wenn das gelungen ist, so scheint es beim Lesen, ist das Spiel gewonnen. Bestimmt wird man dann wohl annehmen dürfen, dass so ein Spiel an einem Nachmittag gleich mehrere Fortsetzungen fand. Das eben genannte Vorläuferspiel Shinty wird wahrscheinlich auch wahren Fußballfans nur bedingt bekannt sein: Es ist selbst ein Vorläufer des Hockeys, die zeitliche Einordnung des Spiels bereitet offenbar auch bei Wikipedia Schwierigkeiten. Sicher ist: Es wird noch heute in den schottischen Highlands gespielt.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Shinty

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Vaterlos und schlecht in Mathe - Statistik und ihre Auswertung

Churchill glaubte bekanntlich nur an die Statistik, die er selbst gefälscht hätte. Ich will mich zwar nicht mit Churchill messen, aber glaube: Man muss die Statistik gar nicht fälschen, um Aussagen zu treffen, die einem gerade gut in die Absicht passen. Oder drastischer: Auch mit ungefälschter Statistik kann man ohne Zweifel ziemlichen Unfug daherreden.

Oder was denken Sie, wenn Sie lesen:

„Kinder älterer Mütter sind offenbar besser in Mathe“

Diese Überschrift stammt aus der ZEIT, und gewiss hatte der ZEIT-Internet-Setzer bei dieser Nachricht das zwingende Bedürfnis, gleich mit anzugeben, wer diese Statistik nicht gefälscht hat: Es ist das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Wenn Sie bei diesem Institut in den Pressemitteilungen nachschlagen, müssen Sie auch noch erkennen, dass die Bearbeitung in der ZEIT tatsächlich redlicher mit den Faktoren Wahrheit und Wirklichkeit umgeht. Das Bundesinstitut nämlich titelt:

„Kinder von älteren Müttern sind besser in Mathe und sozial kompetenter“

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Weg mit dem Tabu: Glutamat ist nun umami

Manchmal scheint es, als ob das Ziel aller Erkenntnis, vielleicht sogar ihr Wesen, die Enttabuisierung sei. Wer ein Tabu aufdeckt, entdeckt und anschließend verteufelt, ist am Gipfel aller Entdeckerfreude angelangt, und darf danach stolz und medial sich und seine neuen Weisheiten feiern. Denn nichts anderes macht er ja, der Entdecker: Er zieht dem Wesen der Dinge die Decke weg. Das ist Befreiung pur. Nur nackt und bloß können wir, die anderen, die nicht Entdecker oder Aufdecker sind, die Bedeutung und das Wesen der Dinge, Muster und Strukturen wahrnehmen. Hinter und unter der Decke sehen wir, die wir von Erkenntnissen nicht wie selbstverständlich durchleuchtet sind, natürlich nichts. Aber offenbar sind wir eine Gesellschaft, die denen, die da dem Tabu, der Falschheit, der Unwahrhaftigkeit aber auch der Lüge die Decke wegziehen, huldigen, weil diese Seher und Propheten uns von einem Ballast befreien, den wir zuvor selbst nicht einmal bemerkt hätten. Nieder mit den Alpen – freie Sicht aufs Mittelmeer. So etwa könnte man immer noch die Freude des Entdeckens der reinen Wahrheit zuspitzen. Wenn man es denn wollte. Aber in Wirklichkeit wollen wir alle nur eins: Decken weg.

Nun ab in die Niederungen modernen Lebens: In den sozialen Medien fühlt sich seit längerer Zeit eine große Gruppe von Menschen dem alltäglichen Entdeckertum verpflichtet. Wobei hier der zweite Schritt wichtiger ist als der erste. Das ist nämlich die Aufklärung. Die aber längst schon ihres Namens ent-deckt wurde. Wer sich früher mit Stolz als Aufklärer bekannte, nennt sich heute Influencer. Bezeichnend, oder? Der Journalist hingegen ist sich treu geblieben, seit es ihn gibt: Er deckt weiterhin auf, ab und um, wie es der Zeitgeist erfordert.

Die Strophe vom Lied kreist aber immer wieder um eines: um das Tabu. Es muss nicht einmal von großer Bedeutung sein. Weiße Socken zum Beispiel waren in meiner Jugend total tabu. Bis heute blieb mir die Erkenntnis verborgen, warum eigentlich. Vielleicht, weil die Begeisterung fürs Tennis von der Begeisterung fürs Golfspiel abgelöst worden war. Und dann eines Tages, meine Jugend ist allenfalls noch Erinnerung, konnte ich aus meiner Waschmaschine haufenweise weiße Socken befreien. Nicht tabu, sondern frisch gewaschen. Sie gehörten offensichtlich der Jugend von heute. Die mich seltsam anschaute, als ich fragte, ob denn weiße Socken nicht mehr out seien. Nein, nicht im Mindesten. Wieso überhaupt diese Frage?

Sei’s drum. Tabus sind eben doch dazu da, dann und wann entdeckt zu werden. Einem ganz anderen, ebenfalls fast unscheinbaren, aber doch geltenden, Tabu haben jetzt Forscher und Journalisten die Decke weggezogen: Glutamat ist nämlich weder unmöglich, noch ungenießbar, noch sonstwie schlimm. Es bereitet auch keine Kopfschmerzen. Jedenfalls keine, die wissenschaftlich messbar wären. Im Gegenteil: Glutamat gibt es sogar in der Natur. Diese Erkenntnis ist den Wissenschaftlern nicht einmal wirklich neu. Den Weg in unsere Küchen und Köpfe hat diese Entdeckung nun gefunden über das neue Geschmackswort umami. Das ist natürlich nur ein Lehnwort und mit der Übersetzung „herzhaft“ nicht im Mindesten hinreichend beschrieben. Deswegen müssen wir uns das Wort ja von den Japanern leihen.

Die ganze, schöne und gar nicht neue Entdeckung: Glutamat ist umami! Wir dürfen, denn selbst ein Chefkoch, der Deutschlandfunk zitiert ihn, nutzt Glutamat in der Küche. Es ist nichts dabei, es ist nicht verboten. Es ist nicht schlimm, es tut nicht weh. Es schmeckt umami.

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Lauterbach hält sich beim Narrengericht wacker

Noch ist nicht Aschermittwoch, deswegen passt hier schnell noch eine närrische Nachricht hin, auch wenn sie nicht mehr ganz frisch ist. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist vor dem mehr als 600 Jahre alten Stockacher Narrengericht angetreten. Die Liste der Anklagepunkte war keineswegs kurz – aber der Bundesgesundheitsminister hat sich dort wacker geschlagen. Protokolliert hat die närrische Auseinandersetzung das Ärzteblatt am 09.02.2024:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/149194/Erklaerbaer-der-Nation-Narrengericht-verurteilt-Lauterbach

Zu sehen ist ein Ausschnitt der Verhandlung beim SWR, 08.02.2024. Der Beitrag dauert 2:15 min – und am Ende erfährt man auch das Urteil:
https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/gesundheitsminister-lauterbach-vor-stockacher-narrengericht/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwMDA1MzE

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Erste Blicke auf Rosenmontagswagen in Köln, Düsseldorf und Mainz

Ganz Köln bereitet sich auf Weiberfastnacht vor, in Düsseldorf sieht das nicht anders aus. Und traditionell wurden in beiden Städten schon einige Persiflagewagen für den Rosenmontagszug den Blicken der Öffentlichkeit freigegeben. In Düsseldorf ist auch Karl Lauterbach als kiffende Pappfigur mit dabei. Wer schon mal ein wenig vorab schauen möchte:

Hier gibt’s fotografische Einblicke aus Düsseldorf – auch auf den Bundesgesundheitsminister mit Joint:
https://www.tonight.de/duesseldorf/karneval/fotos-kiffender-lauterbach-und-co-das-sind-die-mottowagen-des-duesseldorfer-rosenmontagszugs_326862.html

Und hier sind einige Pappkameraden der Kölner Karnevalswagen zu sehen:
https://rp-online.de/nrw/staedte/koeln/karneval/karneval-koeln-2024-wagen-vom-rosenmontagszug-vorgestellt-bilder_bid-84906433#11

Die meisten und schönsten Bilder finden sich auf koeln.de:
https://www.koeln.de/aktuelles/despoten-bauerntheater-und-koelner-affen-die-wagen-des-rosenmontagszuges-26220/

Radio Berg hat auch Fotos einzelner Kölner Motivwagen eingestellt:
https://www.radioberg.de/artikel/persiflagewagen-beim-rosenmontagzug-2024-1896893.html

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Bundesgesundheitsminister mit tiefen Brückenzweifeln

Die neue Leverkusener Rheinbrücke ist fertig und eröffnet. Was das bedeutet, können vor allem die Autofahrer aus dem Großraum Köln gut einschätzen. Auch die Lkw-Fahrer natürlich – denn sie durften ab einem Gewicht von 3,5 Tonnen seit 2014 gar nicht mehr rauf auf die Brücke. Seit 2016 gab’s dann eine Schrankenanlage, die Lkw mit zu hohem Gewicht auf die rechte Bahn sortierte. Der Spatenstich für die neue Leverkusener Brücke war im Dezember 2017. Und jetzt – kurz vor Fertigstellung – musste die alte Brücke 16 Tage lang voll gesperrt werden, damit die letzten Arbeiten an der neuen Brücke für die Freigabe abgeschlossen werden können. Das traf sich gut mit dem Streik der KVB ... Für den Donnerstag, an dem wohl auch noch Unfälle dazu kamen, gab es dann Meldungen aus Köln, die etwa so lauteten: „Fünf Kilometer in einer Stunde – und dann war ich wieder an der Stelle, wo ich eigentlich losgefahren war.“ Seit Sonntag ist die neue Rheinbrücke nun für den Verkehr freigegeben. Den Autofahrer aus dem Großraum Köln freut’s gewiss genauso wie den Lkw-Fahrer, der den Großraum Köln durchfahren will.

Das nur als Kurzinfo für alle, die nicht im Großraum Köln zuhause sind. Nun hat der Kölner Stadt-Anzeiger ein Video von der Eröffnung eingestellt, bei der auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zugegen war. Er war dort zwar nicht als Bundesgesundheitsminister, aber als Lokalpolitiker: Sein Wahlkreis heißt Leverkusen. In diesem Video äußert sich Karl Lauterbach eindringlich gegen einen weiteren Ausbau der Brücke. Denn das erklärte Ziel ist der 12-spurige Ausbau. Damit könne man dem Klimawandel nicht begegnen, meint der Politiker, der sich offensichtlich auf vielen Gebieten gut auskennt.

Die Rede Lauterbachs ist eindrücklich – wahrscheinlich für Gegner und Befürworter des Brückenausbaus gleichermaßen. Deswegen hier das Video – mit dem Tipp: Klicken Sie sich selbst rein – und lesen Sie sich auch durch die Kommentare.

https://www.youtube.com/watch?v=nxR8kQllxgE

Auf der Plattform X (die im Link natürlich immer noch twittert) tut Lauterbach selbst seine Einstellung noch einmal öffentlich kund:
https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1754129693219946873

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Neues (und Altbackenes) vom Speiseplan der Steinzeitmenschen

Nein, so was aber auch: Forschungen aus den Anden legen nahe, dass die Steinzeitmenschen bei weitem nicht so viel Fleisch aßen, wie wir denken und dachten. „Spektrum“ hat über diesen Sachverhalt die wunderschöne Überschrift gesetzt: „Steinzeitmenschen jagten vor allem Kartoffeln“. Schlüssig eigentlich: Denn Kartoffeln – auch wenn wilde Kartoffeln gemeint sind – laufen gemeinhin nicht weg. Der Verdacht hätte also durchaus auch schon früher naheliegen können. Aber so ist das mit der Vergangenheit: Sie wirft immer auch ein Licht auf den Zeitgeist, in dem die Forscher der Gegenwart leben. Zurzeit aber isst der Mensch des Zeitgeistes eher fleischlos. Ob da die Forschung Zufall ist, die Forscher fanden, was sie suchten, oder die Forscher bereit waren, dort zu suchen, wo bislang niemand hatte sehen wollen? Die Frage ist müßig. Und die Erklärung, dass pflanzliche Nahrungsreste schneller verschwunden sind als Überbleibsel von der Jagd (Knochen, Werkzeug) ist ja nachvollziehbar.

Sollten Sie Lust haben, Ihr Weltbild ein wenig neu zu justieren: Der Artikel im „Spektrum“ ist vom 26.01.2024:
https://www.spektrum.de/news/ernaehrung-steinzeitmenschen-jagten-vor-allem-kartoffeln/2205431?utm_source=pocket-newtab-de-de

Diese Entdeckung, die Forscher in den Anden machten, hat natürlich Folgen. Auch für den Zeitgeist. Nun nämlich zieht im Zusammenhang mit dieser Forschung zum Beispiel die Paläo-Diät wieder erhöhte Aufmerksamkeit auf sich. Die Ernährungsform, die sich an der Ernährung der Steinzeitmenschen ausrichten will und trotz unseres Zeitgeistes sehr fleischlastig ist – vielleicht ist ja tatsächlich auch der Trotz hier der Vater der Gedanken – beruhe damit möglicherweise auf völlig falschen Annahmen. Diesen Aspekt nimmt vor allem ein Artikel auf „Utopia“ in den Blick. 29.01.2024:
https://utopia.de/news/forscher-kritisiert-paleo-diaet-studie-zweifelt-fleischkonsum-der-steinzeit-an_641122/

Frei von diesen und auch von anderen Forschungsergebnissen schwebt ein Artikel auf „Familie.de“ eher unter den Wassern als darüber. Die Autorin ist bemüht, uns das Nahrungsmittelangebot des Nicht-Supermarktes der Steinzeitmenschen darzulegen. Das war, so informiert sie uns, sehr fleischlastig – und deswegen, diesen Schluss legt der Text gleich zu Anfang nahe, starben die Menschen damals nicht nur wegen mangelnder Hygiene ziemlich jung, sondern auch aufgrund ihrer einseitigen Ernährung. 70 Prozent Fleisch, alle Nahrungsmittel roh – das Feuer war noch nicht gefunden, so die gedankliche Grundlage dieses Textes. Womit die Autorin allerdings mit Sicherheit tatsächlich recht hat: Im mitteleuropäischen Raum gab es keine Kartoffeln. Möglicherweise aber doch etwas mehr als nur Wurzeln und Beeren? Und wieso nimmt die Autorin an, die Steinzeitmenschen hätten ihre Nahrung nicht kochen können? Wann die Menschen anfingen, Feuer entzünden zu können, ist wissenschaftlich umstritten. Aber dass der Steinzeitmensch das Feuer bewahren konnte, das ihm die Blitze bescherten, steht außer Frage.

Brot, Zucker und Nudeln, weiß die Autorin weiter, ohne die Quellen ihres Wissens in irgendeiner Form preiszugeben, gab es in der Steinzeit natürlich nicht, sondern teilweise erst im Mittelalter. Auch das ist nicht richtig. Zumindest, was das Brot betrifft: Es ist nachgewiesen spätestens seit der mittleren Altsteinzeit – und offensichtlich wurde das Getreide dafür erhitzt. Auf jeden Fall haben die Menschen der Altsteinzeit längst Brot gebacken, bevor sie Getreide ausgesät haben. Diese Info findet sich bei den Bäckern, bei Wikipedia und ganz gewiss an vielen anderen Stellen, wenn man denn recherchiert. Vielleicht hat die Autorin des „Familien“-Artikels auch recherchiert – aber dann an ganz, ganz  anderen Stellen. Vielleicht war ihr auch die Bitte des Vaterunsers „Unser täglich Brot gib uns heute“ gar nicht vertraut. Gut, Jesus ist kein Mensch der Steinzeit, ein Mensch des Mittelalters aber auch nicht.

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Oh Schneck, lass nach! Eine kleine kosmetische Zeitreise

So unbeliebt die Schnecke im Garten ist, so beliebt ist sie, vielleicht sogar seit Menschengedenken, in der Kosmetik. Ein Geheimtipp, der in den Foren des Internets längst nicht mehr geheim geblieben ist, ist Seife mit Schneckenschleim. Die ist offenbar so beliebt, dass Sie sie selbst bei einer Supermarkt-Kette für 4,43 Euro online kaufen können. Reich an Allantoin, Collagen und Elastin – und von großem Nutzen für die Haut, heißt es dort. Sie können aber auch bei einem Anbieter mit edlerem und sprachlich anspruchsvollerem Auftreten 8,99 Euro für ein 150-Gramm-Stück zahlen. Dort wird Ihnen auch zusätzlich zur Seife und Gesundheit noch das Erlebnis verkauft: „Genießen Sie beim Duschen mit Schneckenschleim Naturseife den doppelten Schub natürlicher Wirkstoffe!“ und etwas weiter: „Beginnen Sie jetzt Ihre Reise zur schönen Haut!“

Damit Sie nicht denken, ich will Sie jetzt vergackschnecken oder verschneckeiern, hier der Link:
https://www.hamamworld.de/products/schneckenschleim-seife?variant=43617781219595&currency=EUR&utm_medium=product_sync&utm_source=google&utm_content=sag_organic&utm_campaign=sag_organic&gad_source=1&gclid=Cj0KCQiA35urBhDCARIsAOU7QwmdNyTwhblNjG8U5xSK3DRk6ljb5us2K5gUxT7klTQ8GN7AZJxFYCsaAqtzEALw_wcB

Es geht aber sprachlich noch viel mehr: Schneckenschleim ist nämlich, glaubt man Nume-Lab, der „heilige Gral der Hautpflege“:
https://www.nume-lab.com/de/schneckenschleim-extrakt-hautpflege/

Vielleicht sind die Angebote ja deswegen so zahlreich. In Drogerien, Online-Apotheken, als Creme, als Lotion, als Seife, als Salbe, als Duschgel, in Flaschen, in Tuben, in Stücken, in Dosen, edel, in Papier ….

Aber: Neu ist dieser Trend ganz und gar nicht. Vielleicht hat ja auch schon Cleopatra hin und wieder statt in Eselsmilch in Schneckenschleim gebadet, wer weiß? Das Nationalmuseum der Schweiz weiß zumindest ganz genau – von Ovid und Plinius – was die Römerin dafür getan hat, damit ihr Antlitz schön bleich bleibt: ein Pulver aus getrockneten Schnecken gemischt mit Saubohnenmus half da weiter. Und da das Nationalmuseum noch mehr schöne Dinge weiß, gibt es hier den Link zum Weiterlesen:
https://blog.nationalmuseum.ch/2017/03/lehmpackungen-und-eselsmilch-fuer-glatte-und-faltenlose-haut/

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Tornado in North Carolina teilt Firmengebäude von Pfizer

Ein Tornado in North Carolina hat – unter anderem – ein Gebäude des Pharmakonzerns Pfizer zerstört. Bilanz: des Tornados: 16 Menschen verletzt, hunderte mussten ihre Häuser verlassen, bei Pfizer wurde offenbar niemand verletzt, aber nach Angaben des ZDF wurden 50000 Paletten mit Medikamenten vernichtet. Nachricht vom 20.07.2023:

ZDF, Video, 00:25 Sekunden:
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/videos/tornado-north-carolina-pfizer-zerstoerung-video-100.html

Handelsblatt, Video 00:43 Sekunden:
https://www.handelsblatt.com/video/unternehmen/extremwetter-tornado-verwuestet-pfizer-fabrik-in-north-carolina/29269178.html

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Haariges über und von Ludwig van Beethoven

Bildhinweis: Gemälde von Karl Stieler, 1820. Bild bei Wikipedia: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/Beethoven.jpg

Wenn Wissenschaftler Haare spalten, tun sie das nicht immer (nur) im Diskurs. Sie tun es auch der Wissenschaft und der Erkenntnis zuliebe. Die Erkenntnisse, die das Zerteilen von Haaren von Ludwig van Beethoven hervorbringt, sind erstens hochinteressant – und zweitens gipfeln sie am Ende wahrscheinlich wieder in Haarspaltereien. Forschungsgrundlage sind acht Haarlocken, die von Beethoven stammen sollen – und die nach Genanalyse zumindest auf Verwandtschaft verweisen.

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Von der Geburt der Gesundheit - Kleine sprachliche Exkursion ins Grimmsche Wörterbuch

Der Patient ist leidend. Das ist eindeutig – und wenn es nicht der Wahrheit entspricht, dann entspricht es aber wenigstens der Sprache. Und zwar der lateinischen. Vom Lateinischen kommt der Patient ins Französische und Italienische und von da aus in die deutsche Sprache, so erfahre ich aus dem Grimmschen Wörterbuch. Der Patient steht aber immer auch in Beziehung – und zwar zum Arzt oder Pfleger. Andernfalls ist er der Kranke. Als Patient, also als Leidender, muss er über eine Eigenschaft verfügen, die demselben lateinischen Wort entspricht: patience. Auf Deutsch: Geduld. Spottend könnte man weiterspinnen: Der Patient muss geduldig den Arzt erleiden.

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