NACHRICHTENPORTAL

Nachrichten aus dem Gesundheitswesen

t-online, der Mythos und die Zoonose - (Neue Studie zum Ursprung von Corona)

Eine neue Studie besagt, dass der Ursprung des Corona-Virus auf dem Wildtiermarkt in Wuhan liegt. T-online berichtet, dass die Ergebnisse dieser Studie amerikanischer und französischer Forscher darauf hindeuten, dass der Beginn der Pandemie zoonotisch war. Nun stehen also Schleichkatzen, Amurigel, Bambusratten und Marderhunde wieder unter Verdacht. (Alle Links am Ende des Textes.)

So weit, so gut. Überrascht sein wird niemand wirklich – denn alle Möglichkeiten der Herkunft des Coronavirus haben wir jahrelang aus- und durchdiskutiert. Die Ausgangssperre war ja, ganz nebenbei, so etwas wie ein coronares Bildungsprogramm.

Aber in Wirklichkeit und im Rückblick: alles Mythen. Autorin Christiane Braunsdorf weist gleich zu Anfang ihres Textes daraufhin: „Um die Herkunft des Coronavirus ranken sich zahlreiche Mythen. Immer wieder kam die These auf, ein Laborunfall könne die Pandemie ausgelöst haben.“

Schön gesagt. Ja, diese These kam immer wieder auf. Gerne übrigens auch bei t-online, wo genauso gern über das Leben und Sterben der Fledermäuse und Marderhunde auf dem Markt von Wuhan geschrieben und spekuliert wurde. Von Zeit zu Zeit lasen wir dort aber auch gesammelte neue Indizien für den Laborunfall, deren Informationsgehalt durchaus fraglich war. Nils Kögler zum Beispiel berichtete am 14.01.2022 über führende Forscher, die sich sicher waren, dass es kein plausibles Szenario gibt, dass eine natürliche Entstehung des Virus wahrscheinlich mache.

Gut: Wirklich wissen konnte niemand gar nichts. Zwischen geheimen und gemeinen und allgemeinen und ungemeinen Informationen gab es selten sichere Erkenntnisse.

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Staatsmedizin oder Vorsorge? "Gesundes-Herz-Gesetz" stößt auf

Mehr Früherkennungsprogramme, bessere Therapien, strukturiertere Behandlungsprogramme: Das Herz-Gesundheits-Gesetz, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf den Weg gebracht hat und das das Bundeskabinett am 28. August beschlossen hat, hat sich viel vorgenommen. Deutschland habe zu viele Herztote, lautet die Begründung. Die Krankenkassen hingegen würden das Gesetz lieber einstampfen: zu hohe Kosten generieren vor allem höhere Krankenkassenbeiträge, so eines ihrer Argumente.

Das ganze Szenario läuft auf der Schiene: Wie viel Vor- und Fürsorge kann, soll oder muss der Staat leisten – und ab wann wird aus der Vorsorge Bevormundung oder gar Entmündigung. Noch ist im Gesetz nichts als Vorschrift gesetzt. Noch also sind wir weit entfernt von der Bevormundung. Oder sind wir doch schon am Anfang einer Zeitenwende? Die AOK zumindest spricht schon von „Staatsmedizin mit fragwürdiger Evidenz“ (Link unten).

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Von "Morbus Mohl" zur "Cyberchondrie"

Es ist schon eine ganze Weile her. Wir, zwei junge Journalistinnen in Ausbildung und nach irgendwo aufwärts strebend, saßen erschöpft beim Kaffee und referierten uns gegenseitig unsere Symptome. Wir wussten, dass es der Stress ist, der uns dann und wann zittern oder frieren ließ. Überarbeitung, Anspannung. Aber das Internet war neu, tief und abgründig – und wir haben, nur zum Spaß, unsere Symptome gegoogelt. Das Ergebnis war ganz eindeutig: Wir hatten Tollwut. Alle beide.

Glücklicherweise hatten wir auch noch einen Rest von Verstand. Und waren amüsiert. Tollwut. Wunderbar. Den Artikel über das Thema Tollwut beim Menschen haben wir uns dann, verständlicherweise, geschenkt.

Nun sind die Hinter-, Ab- und Vordergründe im Internet nicht nur gewachsen. Sie haben an Tiefe und Inhalt gewonnen – und an Perspektive. Die Information über alles und jedes ist für viele nicht nur Lebensinhalt, sondern zugleich Lebensunterhalt.

Und ganz sicher würden heute, wenn ich all die Symptome von damals googeln würde, ganz andere Ergebnisse herauskommen als damals. Der Blickwinkel hat sich nämlich auch verändert. Nicht Tollwut hätte ich. Sondern entweder einen Burnout, eine Phobie oder irgendeine psychische Störung. Die Psyche – vor allem die kranke Psyche – ist der Dreh- und Angelpunkt, über den medial gerne kommuniziert wird. Das liegt an Vielem: An der Zunahme psychischer Erkrankungen, an den Veränderungen in der Gesellschaft – und vor allem aber: Über die Psyche kann jeder mitreden. Über die Tollwut eher nicht.

Und deswegen gibt es jetzt für das Verhalten, das uns zwei jungen Frauen fast an unsere Tollwuterkrankung hätte glauben lassen, einen neuen Namen. Cyberchondrie heißt die Krankheit, die vom Hypochonder abgeleitet ist. Oder Morbus Google. Und ja: Das Ganze ist pathologisch – und auch der „eingebildete Kranke“ war immer schon krank. Wenngleich ganz anders als in seiner Wahrnehmung.

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Es gibt sie, es gibt sie nicht, es gibt sie, es gibt sie nicht - die Männergrippe

Ja. Es gibt ihn. Den kleinen Unterschied zwischen Frau und Mann. Und auch, wenn die Zahl der Unterschiede und der Unterscheidungen stetig im Wachsen begriffen ist: In der Medizin ist der Mann das Stereotyp. Sozusagen. Auf jeden Fall ist er das Maß vieler Dinge bzw. die Messeinheit und Beobachtungsgrundlage für viele Krankheiten. Daher laufen zum Beispiel Frauen mit Herzinfarkt Gefahr, nicht ernst bzw. wahrgenommen zu werden. Denn: Ihre Symptome sind anders. So weit können Sie wahrscheinlich die jüngsten Texte genauso auswendig aufsagen wie ich.  

Und auch das Lied von der Männergrippe können Sie bestimmt lauthals mitsingen: Es sind die Männer dieser Welt, die sich von der Grippe flachlegen lassen. Während die Frauen tapfer durchhalten und weiterarbeiten, wenn ihnen Ähnliches widerfährt. Nicht nur Kabarettisten und Frauen leben von und mit diesem Klischee.

Aber: Die Wirklichkeit ist mal wieder ganz, ganz anders. Die nächste Erkenntnis angeblich neu. Es ist der kleine Unterschied, mal wieder, der die Männergrippe zu einer ernstzunehmenden Erkrankung macht. Eine australische Forscherin hat’s herausgefunden. Männer können sich einfach schlechter wehren. Was die Immunabwehr betrifft. Also trifft sie eine Erkältung deutlich mehr als Frauen. Man soll da nicht spotten, endet der Artikel, der gerade nicht gerade um die Welt, aber doch quer durch Deutschland geht. Denn spottet man zu viel, gehen die Männer nicht mehr zum Arzt. Das wäre blöd. Dann lägen sie ja weiterhin mit Grippe auf dem Sofa.

Und woran liegt’s? Mutmaßlich tatsächlich an dem kleinen Unterschied. Dieses ver-mann-edeite Y-Chromosom, das als Zeichen der Männlichkeit doch irgendwie unvollständig ist. (Apropos unvollständig: Möglicherweise hat der Herr, ich meine den Schöpfer aller Welten, dem Mann zu Beginn der Schöpfung nicht wirklich die Rippe entwendet, um eine Frau zu schaffen. Vielleicht hat er das Y-Chromosom um einen halben Strang gekürzt. Aber das führt hier viel zu weit weg.)

Noch einen anderen mutmaßlichen Grund führt die australische Forscherin ins Feld. Auch einen kleinen, aber feinen Unterschied. Männer leben nämlich ungesünder und trinken mehr Alkohol. Bestimmt ist das ein zweiter guter Grund für die schlechtere Immunabwehr.

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Neuer Corona-Impfstoff von BioNTech - und wiederholte Impfaufrufe

Ab dem 12. August steht ein neuer Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer zur Verfügung. Das Interesse daran scheint gering zu sein. Die Notwendigkeit zu impfen ebenso – sofern man gesund ist und noch nicht über 60 Jahre alt. Die Impfempfehlungen laufen auf allen Kanälen – und wer den Tagesschau-Artikel liest, ahnt vielleicht auch Zusammenhänge aus der Vergangenheit. Es geht um Abnahmeverpflichtungen auf Seiten des Bundes, die zwar runterverhandelt werden konnten, aber im Grundsatz weiterbestehen. Und auch weiterhin gibt es die Impfdosen nur im „Sixpack“. Ein Fläschchen enthält sechs Einzeldosen, die binnen zwölf Stunden verbraucht werden müssten.

Tagesschau, 06.08.2024:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/corona-impftstoffe-100.html

Das ZDF widmet sich zeitgleich den Millioneverlusten von BioNTech. Artikel vom 05.08.2024:
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/biontech-millionenverlust-corona-impfstoff-forschung-krebs-100.html

Der WDR informiert am 06.08.2024 im Wesentlichen darüber, wie man sich selbst bei Corona zu verhalten habe und ob eine Impfung nötig sei. Fernsehbeitrag (2 min) und Text vom 06.08.2024:
https://www1.wdr.de/nachrichten/corona-was-ich-zu-meinem-impfstatus-wissen-muss-102.html

Die Nachricht beim Deutschlandfunk ist deswegen so interessant, weil sie kurz und knapp nur die notwendigen Fakten nennt und sich dabei sehr um die indirekte Rede bemüht. Will sagen, alle Fakten werden im Konjunktiv zitiert – oder mithilfe des Hilfsverbs „soll“ in den Bereich des Möglichen gesetzt. 06.08.2024:
https://www.deutschlandfunk.de/neuer-angepasster-corona-impfstoff-bestellbar-100.html

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Vom Selbst zum Optimum - ein Trend mit auch christlichem Hintergrund

Das Gute am Trend: Er geht vorüber. Das Schlechte am Trend: Er kommt wieder. Erst recht da, wo Zeit und Raum nichts mehr gelten und die Welt, in der wir leben, nicht mehr rund, sondern vornehmlich digital und internett ist. Also ist diese Wahrheit für die Katz. Denn oft beißen sich Trends aller Art nach genügend Umläufen in den eigenen Schwanz. Ein Trend jagt den anderen – und wer nicht aufpasst, wem Zeit und Raum abhandenkommen, der verliert schon mal die Dimension und sieht sich mit Trends konfrontiert, deren Gleichzeitigkeit eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Einer der neueren Trends – aber wie gesagt, Zeit und Raum spielen ja kaum noch eine Rolle – ist die Selbstoptimierung. Mittel und Wege dorthin gibt es viele. Ziele auch. Das jüngste Ziel ist der frühe Vogel: Wer im Leben etwas leisten will, steht jetzt um 5 Uhr auf. Nicht um den Wurm zu fangen, der zwar proteinreich, nicht aber fleischlos ist, sondern um all eben diese Möglichkeiten der Selbstoptimierung überhaupt ausführen zu können. Frühmorgens vor der Arbeit stehen auf der Liste, wahlweise oder kumulativ: Yoga, Joggen, Meditation, Bücherlesen, Musikhören … Arbeiten noch nicht, das kommt später. Nach dieser Optimierung, die im besten Fall, so der Anspruch, die Wachsamkeit und Wachheit, die innere und äußere Stärke, unheimlich in die Höhe treibt und den Betreiber erst in die Lage versetzt, das Beste aus sich herauszuholen und es (den anderen) zu verabreichen oder es sich selbst zu zeigen, fängt der Arbeitstag ja erst an. Und wenn der Arbeitstag aufhört, ist wieder genügend Gelegenheit zur Selbstoptimierung.

Also: 5 Uhr aufstehen. Das Buch zum Thema ist längst geschrieben, und der 5-Uhr-Club hat auch unter seinen Nicht-Lesern haufenweise Follower. Der moderne Mensch ist optimalerweise ein Frühaufsteher. Das hat Folgen. Und zwar fürs Abendessen. Es gibt in New York bereits Menschen, die betrachten es als unhöflich, wenn sie zu acht Uhr abends eingeladen werden. Denn dann ist es ihnen nicht mehr möglich, auf die Mindeststundenzahl an Schlaf zu kommen, die der Mensch benötigt, auch außerhalb jeglicher Optimierung. Wer sieben Stunden Schlaf haben möchte, der muss um zehn Uhr abends im Bett liegen, wenn er um fünf Uhr aufstehen möchte. Rechnerisch geht das klar. Was diese Höflichkeitsan- und -zumutungen für die Zeitpunkte und Termine für zwischenmenschliche Beziehungen betrifft, muss ich Ihnen den Beweis schuldig bleiben. Nicht alles, was ich im Internet gelesen habe, lässt sich dort auch wiederfinden. Vielleicht muss ich ja mein Leseverhalten optimieren. Oder Google seine (und meine) Leseprotokolle.

Sei’s drum. Es geht hier auch weniger um’s Frühaufstehen. Es geht um die Selbstoptimierung im Allgemeinen, in der alles möglich ist. Sie können sich verbessern, wie Sie wollen. Und Sie können die 5-Uhr-Stunde nutzen, um Muße zu lernen. Denn ja: Muße und Müßigkeit sind auch zwei ganz wichtige Vokabeln für den, der selbst immer besser werden will.

Wer jetzt an die „Anekdote zur Senkung von Arbeitsmoral“ denkt, liegt so richtig wie falsch. Heinrich Böll hat den Fischer erfunden, der am Nachmittag schon in seinem Fischerboot döst. Die Geschichte firmiert unter verschiedenen Namen: Der kluge Fischer, der zufriedene Fischer. Auffällig ist: Der Fischers Frau kommt in der Geschichte gar nicht vor. Nur der Tourist, der keineswegs den Namen Ilsebill trägt, aber doch genug Ideen hat, den Umsatz des Fischers zu erhöhen. So, dass der Fischer sich mehrere Boote werde leisten können. Und das alles mit dem einen Ziel: Am Ende des Tages im Hafen sitzen zu können, zu dösen, den Sonnenuntergang zu betrachten. Und so weiter.

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KI - Es fehlt noch an positivem "Storytelling"

Diese Zeitgleichheit ist bestimmt nur Zufall. Wir reden von der KI, beziehungsweise: Wir lesen von der KI. Beziehungsweise: Wir werden über die KI informiert. Und das natürlich am laufenden Band und zeitgleich.

Während also die Tagesschau umfassend, beeindruckend und überzeugt darüber informiert, wie KI in der Psychotherapie bei Jugendlichen helfen kann, Krisen vorab erkennen und zu verringern, in der Wahl der Empfehlungen den Psychotherapeuten möglicherweise sogar übertrifft,

(19.07.2024, https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/ki-psychotherapie-104.html)

informiert uns Hartmut Gieselmann auf heise.de

(c’t Magazin, 19.07.2024, https://www.heise.de/meinung/Kommentar-Studie-ermittelt-grosse-Vorbehalte-gegenueber-KI-in-Deutschland-9803393.html

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Corona und der Sommer 2024 - eine Betrachtung von seitwärts

Dass „FLiRT“ kein Rechtschreibfehler ist, haben Sie sicherlich schon mitbekommen. Und gewiss haben auch Sie sich gefragt, welcher Spaßvogel sich diesen Namen für eine Corona-Variante ausgedacht hat. Dann haben auch Sie gelesen, dass die Buchstaben F, L, R und T für bestimmte Mutationen stehen. Man hätte aus dem „FLiRT“ aber mit ebensolch sprachlicher Leidenschaft einen „LuRFT“ bauen können. Oder gar einen „RuLFT“, eine „FuRLT“, „FaRLT“ usw.

Aber ja, der „FLiRT“ überzeugt am meisten. Droht diese Bezeichnung angesichts ihrer doppelten Bedeutung doch mit einem freundlichen Lächeln von ebendiesem abzuraten. Zumindest ihm mit Vorsicht zu begegnen. Da aber alles fließt und auch der „FLiRT“ nicht folgenlos bleiben kann: Seine Tochter ist schon geboren, eine weitere Mutation. Sie heißt „FLuQUE“.

(Nachzulesen unter anderem in der FR, 15.07.2024,
https://www.fr.de/panorama/kp-3-symptome-tests-warnzeichen-fluqe-flirt-gesundheit-corona-variante-zr-93180936.html
Die Apotheken-Umschau informiert am 12.07.2024 über beide Varianten:
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/coronavirus/corona-neue-varianten-kp-zwei-und-kp-drei-dominieren-deutschland-1118877.html)

Beide Varianten haben ihren Auftritt jetzt. Mitten im Sommer. Offenbar verlaufen beide Varianten milde. Was auch eine Folge der Durchimpfung sein kann. Die Experten sind da unterschiedlicher Meinung.

Wer nun meint, dass „FLiRT“ und „FLuQUE“ vor allem ein Nachrichtenfüller in Zeiten des Sommerlochs sind, der hat sich natürlich völlig getäuscht. Die Zahl der Corona-Erkrankungen steigt nachweislich, notiert ntv. Danach ist jede achte Laborprobe mit Corona belastet. Unklar ist dabei Vieles – nicht nur die Grundmenge der Laborproben, von denen da ausgegangen wird. Unklar, und das ganz offen, ist auch die wirkliche Zahl der Corona-Erkrankungen. Denn: Wo kein Tester, da kein Dichter. Oder so ähnlich. Auch kein Wächter.  

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Studie zur Beatmung im Krankenhaus - ein Kommentar

Eine Studie, die Forscher rund um einen Intensivmediziner der Lungenklinik in Köln-Merheim veröffentlicht haben, macht gerade medial die Runde (Links folgen unten). Ausgezählt wird in der Studie im Ländervergleich, wie viele alte und sehr alte Patienten in Krankenhäusern mechanisch beatmet werden. Das Ergebnis: Deutschland und die USA liegen da ganz weit vorn. Genau gesagt: Jeder zehnte Deutsche stirbt am Beatmungsgerät.

Nun ist eine solche Studie an sich ja eher eine Zusammenstellung und ein Vergleich von statistischem Material. Und tatsächlich kommt diese auch Studie zum Ergebnis, dass die Unterschiede zwischen den Ländern eklatant sind. Aber: Diese Studie fällt eben auch mitten in die Krankenhausreform, und die Berichte in den Medien über diese Studie weisen darauf hin, dass in Deutschland viele bis sehr viele alte Menschen nicht mehr friedlich zuhause sterben (können) und dass die Beatmung den Kliniken viel Geld bringt. Der Kausalzusammenhang wird nahegelegt – und nur manchmal relativiert: Möglicherweise, so ein anderer Begründungsversuch, der nicht in Geldgeschäften landen will, leiden in Deutschland ja auch mehr Menschen unter den Folgen des Rauchens.

Aber ja: Es wird stimmen, die Beatmung von Menschen bringt den Krankenhäusern Geld (übrigens vor, während und nach Corona mit kaum geänderter Patientenanzahl). Und ja: Es ist schlimm, dass das Sterben an Würde und vor allem an der Vertrautheit des Zuhauses verliert. Die Beatmungsmaschinen tragen daran aber wohl kaum die Schuld. Mit Sicherheit wird kein Sterbender ursächlich den Beatmungsgeräten und den Krankenhäusern überlassen, um den Kliniken Geld zu verschaffen. Und mit Sicherheit liegt das Problem des Sterbens am Beatmungsgerät ganz woanders: Wir können den Tod nicht zulassen. Auch weil in den Familien weder Platz, Zeit, noch Möglichkeit vorhanden sind, die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern – oder die Unverheirateten, die Witwer und die Singles zuhause im Sterben zu begleiten. Die Krankenhausstruktur ersetzt ja das, was gar nicht mehr vorhanden ist: die Familie, die Zeit hätte, den Sterbenden über Tage des Sterbens hinweg zu begleiten. Die schlimmste Wahrheit ist bestimmt: Da ist keine Zeit mehr und kein Raum für den Tod - außer im Krankenhaus.

Ja, es ist richtig, dass es nicht richtig ist, das Sterben ans Beatmungsgerät zu legen. Aber es ist auch richtig, dass es höchst seltsam ist, wie unisono gerade jetzt die Presse gerade dieses Lied singt, wo die Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers dringend selbst eines Beatmungsgerätes bedürfte.  

FAZ, 14.06.2024:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/studie-jeder-zehnte-in-deutschland-stirbt-beatmet-im-krankenhaus-19788047.html

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Frauke Rostalski zur fehlenden Aufarbeitung der Corona-Pandemie

Der Kölner Stadt-Anzeiger veröffentlicht einen Gast-Kommentar von Frauke Rostalski über die Notwendigkeit der parlamentarischen Aufarbeitung des Umgangs in und mit der Corona-Pandemie. Anlass für den Kommentar ist ein Prozess in Köln, der sich mit den Betreibern einer Webseite auseinandersetzt, die öffentlich zugängliche Zitate gesammelt hatte, in denen Impfgegner diffamiert wurden. Absoluter Lesetipp. Online erschien der Kommentar am 06.06.2024, in der Papier-Ausgabe ist er am 10.06.2024 auf Seite 2 zu finden :

https://www.ksta.de/politik/koelner-prozess-ist-eine-feindesliste-mit-impfbefuerwortern-eine-straftat-805676

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Vaterlos und schlecht in Mathe - Statistik und ihre Auswertung

Churchill glaubte bekanntlich nur an die Statistik, die er selbst gefälscht hätte. Ich will mich zwar nicht mit Churchill messen, aber glaube: Man muss die Statistik gar nicht fälschen, um Aussagen zu treffen, die einem gerade gut in die Absicht passen. Oder drastischer: Auch mit ungefälschter Statistik kann man ohne Zweifel ziemlichen Unfug daherreden.

Oder was denken Sie, wenn Sie lesen:

„Kinder älterer Mütter sind offenbar besser in Mathe“

Diese Überschrift stammt aus der ZEIT, und gewiss hatte der ZEIT-Internet-Setzer bei dieser Nachricht das zwingende Bedürfnis, gleich mit anzugeben, wer diese Statistik nicht gefälscht hat: Es ist das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Wenn Sie bei diesem Institut in den Pressemitteilungen nachschlagen, müssen Sie auch noch erkennen, dass die Bearbeitung in der ZEIT tatsächlich redlicher mit den Faktoren Wahrheit und Wirklichkeit umgeht. Das Bundesinstitut nämlich titelt:

„Kinder von älteren Müttern sind besser in Mathe und sozial kompetenter“

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Von Roboter-Ärzten und Bild-Zeitungs-Träumen

„Erstes KI-Krankenhaus wird eröffnet“ – so steht es groß zu lesen in der Bild am 31.05.2024 (Links am Textende). „Robo-Docs sollen 3000 Menschen am Tag behandeln“, steht darüber geschrieben. Nun wissen wir also sofort, wo’s lang geht. Falls nicht, Autorin Jana Müller bringt Sie dann spätestens am Textanfang gleich auf den richtigen Weg: „Können Sie sich eine Sprechstunde mit einem Roboter vorstellen?“, fragt sie, bevor sie dann im ersten Satz China als Ort der Handlung nennt. Ihre Frage dürfen wir getrost als rhetorisch begreifen.

Klar, denken Sie nun, die Chinesen liegen mit der KI vorn, erst recht in der Medizin. Klar, denken Sie, die KI hat längst Einzug in die Krankenhäuser gehalten. Nicht nur in China, nicht nur in den USA, auch bei uns. So what?

Jana Müller schreibt für die Bild-Zeitung im Ressort „Leben & Gesellschaft“ und „Wissenschaft & Forschung“ hauptsächlich über Klima- und Umweltthemen, so die Auskunft zu ihrer Person. Jetzt aber schreibt sie, dass in dem KI-Krankenhaus in China 3000 Patienten täglich behandelt werden sollen. Möglich sind sogar bis zu 10000 Patienten innerhalb weniger Tage.

Das ist doch mal eine Größenordnung, oder? Schwierig wird es nun aber, wenn Sie wissen wollen, wo denn das Krankenhaus der Zukunft, das noch dieses Jahr eröffnet werden soll, gebaut wird. Aber ganz ohne Quellenangaben schreibt auch die Bild nicht, und die Redakteurin gibt Auskunft, der Leiter des Forschungsteams, Liu Yang, habe der „Global Times“ gesagt, dass das KI-Krankenhaus dem medizinischen Fachpersonal und der breiten Öffentlichkeit enorme Vorteile bringen werde.

Gut, dann also die Global Times. Der Artikel dort ist lang, ausführlich und das Zitat dort auch genauso zu finden. Wie eigentlich alles, was Jana Müller für die Bild exzerpiert hat. Aber ein wenig ungenau ist die Autorin trotzdem. Sie hat nämlich den eigentlichen Hauptsatz unterschlagen:

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Fehlerhafter Krankenhaus-Atlas

Der neue Krankenhausatlas der Bundesregierung ist seit einer Woche online und schon heftig in der Kritik.

Über die Fehlermeldungen aus der Region Trier berichten am 24.05.2024 der SWR und die Tagesschau. Das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich macht auf einen Fehler aufmerksam, der nicht gering ist: Der Verbund hat mehr als 700 Pflegekräfte, der Atlas beziffert aber mit 266. Kritik besteht außerdem an der Priorisierung, die die Seite vornähme. Da werde, zugunsten des größeren Krankenhaus, zum längeren Weg geraten. Beim akuten Herzinfarkt möglicherweise doch die falsche Entscheidung?
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/trier/krankenhaeuser-in-region-trier-kritisieren-krankenhausatlas-100.html
https://www.tagesschau.de/inland/regional/rheinlandpfalz/swr-kliniken-in-region-trier-kritisieren-krankenhausatlas-des-bundes-100.html

Die Ärzte-Zeitung berichtet am 24.05.2024 kostenlos aber hinter Berufsnachweis-Schranke: „DKG: Lauterbachs Klinik-Atlas steckt voller Fehler“
https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/DKG-Lauterbachs-Klinik-Atlas-steckt-voller-Fehler-449869.html

Die Frankfurter Rundschau geht das Thema im Kommentar pragmatisch an. Bernd Hontschik, Chirurg und Publizist, beginnt mit: Die einen sagen so, die anderen sagen so. Und so endet sein Kommentar dann fast auch. Doch dann kommt sein Tipp für den Alltag: sich umhören. Und der Hinweis: Übers Essen steht im Atlas eh nichts. Text vom 24.05.2024:
https://www.fr.de/meinung/kolumnen/der-neue-krankenhausatlas-93089459.html

Die Sächsische zitiert ebenfalls die DKG: „Krankenhausgesellschaft: Lauterbachs Klinik-Atlas gefährdet Patienten“, 24.05.2024:
https://www.saechsische.de/gesundheit/krankenhausgesellschaft-lauterbachs-klinik-atlas-gefaehrdet-patienten-6003804.html

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Die Vogelgrippe und die Furcht vor der nächsten Pandemie

Bildhafte Überschriften – während meiner Ausbildung waren sie vor allem in den Wirtschaftsredaktionen gefragt. Gleichgültig, wenn der dann folgende spröde Text nicht einmal im Ansatz der Lebendigkeit der Überschrift standhalten konnte. Dem „Aktionär“ gelingt nun beides. „CureVac, Moderna und BioNTech heben ab: Vogelgrippe-News beflügeln“** lautet die Überschrift am 23.05.2024:
https://www.deraktionaer.de/artikel/pharma-biotech/curevac-moderna-und-biontech-heben-ab-vogelgrippe-news-befluegeln-20358056.html

Dem folgenden Text mangelt es dann weder an Spannung noch an Nachrichtenwert: Weltweit ist die Vogelgrippe auf dem Vormarsch und in den USA wurde zum zweiten Mal ein Mensch von einer Kuh mit dem Vogelgrippe-Virus angesteckt. Das Risiko, dass Menschen sich mit dem Virus anstecken, sei, so die Gesundheitsbehörde in den USA, gering. Dennoch profitieren die Aktien der mRNA-Impfstoff-Hersteller. Eine Grafik belegt das eindrucksvoll.

Den Teufel an die Wand malt – hinter Bezahlschranke – die Bild-Zeitung am 23.05.2024. Sie will für uns klären, ob nun das Vogelgrippe-Virus bald in unserer Milch auftaucht und fragt den Virologen Alexander Kekulé, wann die nächste Pandemie zu erwarten ist. (Wann – nicht ob):
https://www.deraktionaer.de/artikel/pharma-biotech/curevac-moderna-und-biontech-heben-ab-vogelgrippe-news-befluegeln-20358056.html

Auch der Merkur lässt pandemische Phantasien aufblühen, auch er zitiert Kekulé. Hier verweist der Virologe darauf, dass die meisten seiner Kollegen nicht beunruhigt sind, aber wenn es dem Virus gelingen sollte … usw. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht hingegen keinen Grund zur Warnung – und dem Merkur wird das zum bemerkenswerten sprachlichen Lapsus (23.05.2024):

„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft das Risiko für die öffentliche Gesundheit insgesamt als gering ein, warnt jedoch vor Wachsamkeit.“

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Zum Auftreten von Jens Spahn

Phönix aus der Asche? Stehaufmännchen? (Christliche) Wiederauferstehung? Oder einfach nur ein neuer Anlauf? Auf jeden Fall ist der ehemalige Bundesgesundheitsminister wieder vollkommen präsent und online. Aber es nimmt doch schon wunder, dass ausgerechnet er es ist, der eine Corona-Aufarbeitung aus allen Blickwinkeln einfordert. Das ist nicht die einzige Thema, das Spahn jetzt, kurz vor der Europawahl, zur Sprache bringt. Der Grund für dieses auffällige Wieder-in-Erscheinung-treten ist einfach, vielleicht auch mehrfach: Spahn weiß nach dem Bundesparteitag eine große Mehrheit hinter sich, die ihn ins Parteipräsidium gewählt hat. Die Borkener Zeitung berichtet von der Delegation aus seinem Heimatwahlkreis. Zwar hinter Bezahlschranke, aber das schöne Gruppenfoto ist für alle:
https://www.borkenerzeitung.de/lokales/kreisborken/Spahn-wieder-ins-CDU-Praesidium-gewaehlt-531839.html

Dass er „mit der CDU wieder den Kanzler stellen möchte“, diese eindeutig uneindeutige Aussage macht t-online – und sie wird wohl kaum eine wirkliche Nachricht sein. Dass Jens Spahn um „konservative Werte“ kämpft, ist auch nicht so neu, dass t-online es in den Vorspann stellen müsste. (Was konservative Werte eigentlich sind, könnte aber irgendwann mal zu einem schönen Nachrichtenthema werden.) Die Nachricht aber, dass Jens‘ Vater gestorben ist, dürfte für viele Leser vielleicht noch neu sein. Dass und wie t-online über die Trauer der Familie und die katholische Form der Beerdigung berichtet, dürfte wiederum viele Menschen erstaunen. Auch die Todesanzeige für Georg Spahn findet sich bei t-online abgedruckt. Aber: Hier ist es ganz deutlich nicht der Sohn, der den Tod seines Vaters in den Mittelpunkt rücken will, sondern das Portal t-online, 04.05.2024:
https://www.rnd.de/politik/jens-spahn-fur-corona-aufarbeitung-mit-allen-blickwinkeln-2db374f2-d74f-45ed-b72f-63fe1575b557.html

Noch mehr Fotos (und noch mehr Privates) in der Bild, 04.05.2024 (und wer hier was in den Mittelpunkt rücken will, kann ich nicht beurteilen):
https://www.bild.de/unterhaltung/stars-und-leute/jens-spahn-cdu-politiker-trauert-um-seinen-vater-6635d1361644372608a43854

 

Hier nun eine kleine Liste ausgewählter Links zu den verschiedenen Themen, mit denen Spahn derzeit in der Öffentlichkeit antritt:

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Lauterbach-Kritik in der Augsburger Allgemeinen

Michael Pohl hat sich in der Augsburger Allgemeinen einen sehr grundsätzlichen Angriff vorgenommen. „Der Professor mit der Brachstange: Scheitert Karl Lauterbach?“ – so der Titel seines Kommentars. Eine Zwischenzeile lautet: „Lauterbach will Lauterbachs Reformen reformieren“. Schöner kann man’s ja gar nicht mehr sagen. Was Michael Pohl dem Bundesgesundheitsminister nachträgt ist aber mehr, als dass er über den Stillstand in der Gesundheitspolitik klagt, an dem er selbst maßgeblich mitgewirkt hat. Es geht um eine grundlegende Kritik an Lauterbachs Plänen und Arbeitsweisen. Eben um die Brechstange. Lauterbach, so der Vorwurf, beziehe in seine Pläne niemanden ein und ziele mit seiner Klinikreform auf ein Förderprogramm für Unikliniken, dass zulasten der Versorgung in der Fläche gehe. Lesetipp!

22.03.2024:
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/kommentar-der-professor-mit-der-brechstange-scheitert-karl-lauterbach-id70219781.html

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Plakatives und Polemisches - Lauterbach und die Deutsche Krankenhausgesellschaft

„Wer schmeißt denn da mit Lehm? Der sollte sich was schäm’n. Der kann doch etwas andres nehm’n als ausgerechnet Lehm.“

Die Frage ist nicht ganz neu: 1913, Claire Waldoff.

 

 

Man muss nicht, man kann aber an Claire Waldoffs Lied denken, wenn man die plakative Polemik der Krankenhausgesellschaft(en) und des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach betrachtet. Beide Seiten bekleckern sich weder mit Ruhm, noch mit Lehm. Dafür aber gegenseitig mit Vorwürfen.

Plakativ sind die Plakate der Deutschen Krankenhausgesellschaft, auf die der Bundesgesundheitsminister bereits öffentlich antwortete, wohl bevor die Plakate veröffentlicht worden waren. Lauterbach hat das dann auf X selbst besorgt, die Plakate eingestellt, die Kampagne als unseriöse Hetzkampagne bezeichnet und die Deutsche Krankenhausgesellschaften in die Nähe der AfD gerückt. Wörtlich: „Damit argumentiert man nicht differenzierter als die AfD.“

Sie sehen: Der kann doch etwas andres nehm’n, als ausgerechnet Lehm.

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Nachlese - Corona hat Menschen und Gesellschaft verändert

Da ist der Gesprächsfetzen, der auf der Schildergasse in Köln vom Straßencafé die Fußgänger anspringt: „Die haben uns mit jeder Impfung einen Chip verpasst. Hundert pro.“ Keine Frage, der hörende Fußgänger weiß sofort., wovon die Rede ist. Verschwörungsformeln – allgegenwärtig. Immer noch. Der Gesprächsfetzen hat ein Datum: 6. März 2024. Die Theorie von den implantierten Chips hat einen Ursprung. Und der liegt im März 2020. (Links am Ende des Textes).

Genauso gegenwärtig ist die Geschichte von dem Mann aus Magdeburg mit den 217 Impfungen. Er geistert gerade durch die Presse – es ist derselbe Mann, der als der Mann mit den 100 Impfungen im Licht der Öffentlichkeit steht. Der Unterschied: 134 seiner Impfungen sind tatsächlich bestätigt, von 217 Impfungen spricht er selbst. Man hat ihn untersucht. Klar, keineswegs übrigens auf implantierte Chips. Man hat sein Immunsystem untersucht und festgestellt: Es hat ihm nicht geschadet. Er hat auch mehr Antikörper gegen Corona als wir. Dennoch warnen die Forscher vor Nachahmung. (Links am Ende des Textes). Über seine Motive weiß man übrigens nichts. Oder wenig. Oder nur das, was man sich denken kann: Der Mann hat und hatte Angst.

Harmlos dagegen der Mann im Freundeskreis, der seine sechste Impfung schon vor einem Jahr absolviert hatte und fortan regelmäßig nachlegen wird. Ihm ist zweifelsohne mit den Worten Jesu zu bescheinigen: Dein Glaube hat Dir geholfen. Und ja, der Impfstoff gewiss auch.

Dann gibt es da die ältere Dame, zierlich, gebrechlich, mit vorwitzig blitzenden Augen, deren Klugheit und Verschlagenheit die Quintessenz eines langen Lebens sind. Lange nach dem Ende der Pandemie, trägt sie immer noch einen Mund-Nasenschutz, früher OP-Maske genannt, – und zwar galant am Handgelenk. Allzeit bereit. Sie könnte, wenn sie wollte oder müsste. Sie muss und will aber nicht. Das weiß sie auch. Und doch: Corona bleibt ihr Gegenwart.

Und dann gibt es die Menschen, es sind nur noch wenige, die die OP-Maske im Gesicht tragen. Keine Frage: Sie werden einen Grund haben. Der Beobachter weiß nur nicht welchen: Vielleicht hat die Person ja gerade selbst Grippe, Corona, RSV oder irgendein anderes Erkältungsvirus. Vielleicht ist dieser Mensch ja gerade aus irgendeinem Grund besonders immungeschwächt. Sinnvolle Gründe gibt es viele. Vielleicht aber, und das kann der Beobachter nicht sehen und nicht werten, genauso wenig, wie der Forscher, der mit einem Fragebogen daherkommt, vielleicht aber hat diese Person einfach nur Angst.

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Das "Ende der deutschen Lösung" - Der Bundesgesundheitsminister droht

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt sich für ein Ende der „sogenannten deutschen Lösung“ ein. So die Überschrift beim BR, der redlicherweise dazusetzt, dass es dabei um explodierende Kosten geht. Klar, die Frage nach der großdeutschen oder der kleindeutschen Lösung ist längst entschieden und Vergangenheit. Diskutiert 1848 – und mit der Reichsgründung auf kleindeutsch gelöst. 1938 ließ sich Hitler als Verwirklicher der großdeutschen Lösung feiern – nach dem „Anschluss“ Österreichs. Auch Vergangenheit.

Wer sich durch alte Zeitungen blättert, findet dort allerlei „deutsche Lösungen“. Oder Forderungen nach ihr. Die Inhalte wechseln. Gerne sollte auch dann und wann die soziale Frage eine „deutsche Lösung“ finden. Zumindest in Absichtserklärungen. Gerne bediente das Wort von der „deutschen Lösung“ nach 1945 die Hoffnungen auf Wiedervereinigung.

Wie auch immer: Zu einem Fachterminus ist die „deutsche Lösung“ niemals geworden (ausgenommen die groß- und die kleindeutsche Lösung). Das liegt auf der Hand, denn inhaltlich ist sie zu unstet. Andere Zeiten, andere Probleme, andere Lösungen. Den „deutschen Lösungen“ in der Zeitungssprache der Vergangenheit ist aber immer eines gemein: das politische Ziel. Klar, darin sind auch gern mal Phrasen und Hohlräume versteckt. Auch Wunschvorstellungen. Und Ideale. Aber immerhin: Die Suche nach der „deutschen Lösung“ war immer in die Zukunft gerichtet.

Nun also plädiert der Bundesgesundheitsminister für ein Ende der „sogenannten deutschen Lösung“. Klar, die Geschichte und Geschichten mit ihren wechselnden Lösungsvorschlägen auf Deutsch meint er nicht. Was er als „deutsche Lösung“ beschreibt ist, zitiert aus dem Artikel beim BR: „Alles bleibt wie es ist, aber jeder bekommt mehr Geld“. Zuvor hatte er der „deutschen Lösung“ das schöne Wörtchen „sogenannt“ vorangestellt. Soll suggerieren: Wir alle kennen dieses Schlagwort in diesem Zusammenhang oder wir sollten es kennen. Vielleicht macht es ja auch in Berlin seine Runde. Vielleicht sollen wir es jetzt und hier aus Lauterbachs Mund erst kennenlernen. Und vielleicht ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gar nicht der Urheber dieses Schlagwortes, das offenbar den Spott gefressen hat, mit dem – ja wer denn eigentlich – einst geprügelt wurde.

Ja, natürlich möchte jeder mehr Geld. Und ja, natürlich möchte niemand, dass sich dafür seine Umstände ändern. Und nein: Das ist nicht deutsch, es ist allgemein menschlich. Es ist tatsächlich keine Lösung, das will uns Karl Lauterbach ja auch sagen. Mehr Geld ohne ein Anders geht nicht, so der Sinn seiner Rede. Aber eine spezifisch „deutsche Lösung“ ist dieses Verhalten, das die Hand öffnet, ohne den Fuß zu versetzen, ganz gewiss nicht.

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Satirisches (oder Visionäres?) zum E-Rezept

Fast klingt die Nachricht in „Apotheke adhoc“ schadenfroh: „Das E-Rezept kommt – nicht mehr“, lautet die Meldung. Gut, die Schadenfreude liegt hier nur im Gedankenstrich. Doch dann wird’s bildreich: Die Reißleine und der U-Turn füllen den Vorspann. Und dann: „Wenn Lauterbach ein politisches Talent hat, dann ist es die Fähigkeit, Blamagen einfach wegzudeklarieren.“

Gut – diese Meldung ist gar keine Meldung. Das merkt man erst auf den zweiten Blick. Die Meldung, die keine Meldung ist, gehört in die Rubrik „Aporetro – Der satirische Wochenrückblick“.

Der Wochenrückblick ist vom 06.01.2024 und hält am Ende das Muster 10 und das „A-Rezept“ hoch als neuen Ausweg fürs E-Rezept. Spätestens bei der Vision des Kreidetäfelchens, auf der Doktor in naher Zukunft sein Rezept kritzeln wird, merkt dann auch der letzte Leser: Diese Meldung ist Satire. Durch und durch. Auch irgendwie schade. Aber sehr schön zu lesen.
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/e-rezept/roll-out-abgeblasen-auf-e-folgt-a-rezept/

Die Wirklichkeit hingegen sieht anders aus, einen Teil davon nimmt heise.de in den Blick. Da ist zum Beispiel die Ärztin, die weder E-Rezepte noch elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen konnte. „Zwangsurlaub für Arztpraxen“ nennt sie das. Der Bericht ist vom 03.01.2024:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/e-rezept/roll-out-abgeblasen-auf-e-folgt-a-rezept/

Auf Entwarnung dagegen stehen die Signale einen Tag später im Ärzteblatt: Es sei nur ein kleiner Teil der Versicherten betroffen gewesen, der Fehler sei behoben – und Schuld sei die neu eingeführte Gesundheits-ID. Ach so. Ja dann. (04.01.2024)
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/148407/Gesundheits-ID-war-Ursache-fuer-E-Rezept-Stoerungen

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