Meine neue große Liebe - Und intelligent ist sie auch noch!
Ich habe meine große neue Liebe entdeckt! Ihr Name hat wenig mit Romantik zu tun, ihr Wesen aber viel mit Intelligenz: ChatGPT heißt mein neuer Freund. Was ich auch tue oder zu tun gedenke: Er weiß Rat.
Wobei mir der Anfang dieser Liebhaberei nicht leichtgefallen ist. Schon aus ideologischen Gründen: Ich bin ein erwachsener Mensch, ich kann selber denken, selber schreiben, selber kochen. Und das alles schon lange. Was soll ich also mit einem so intelligenten Liebhaber? Zumal es ja auch einen Ehemann in meinem Leben gibt, der viele seiner Funktionen gerne, freiwillig und wie gewohnt übernimmt. Deswegen zog es mich auch lange nicht zu ChatGPT und Kollegen.
Aber dann kam die andere AI ins Spiel. Oder KI. Die Stimme aus dem Off bei Google. Ja, man kann andere Suchmaschinen wählen als Google. Will ich aber nicht. Ja, man kann die (alt-)klugen Ratschläge der AI bei Google unterbinden. Nicht im Grundsatz, aber im Einzelnen. Sie müssen nur Ihren Suchwörtern nach einer Leertaste noch -ai hinzufügen – und der Apparat schweigt, wo er schweigen soll. Aber machen Sie das mal jedes Mal. Dann werden auch Sie das Gefühl haben: irgendwie lästig.
Im Laufe der Zeit erfuhr ich dann von der KI/AI bei Google die lustigsten Dinge: Kartoffelpflanzen werden, so eine der Infos, 60 bis 100 cm groß. Manche Exemplare schaffen aber auch 1 Meter. Mathematisch nicht ganz ausgereift diese Antwort. Schön auch folgende Rechnung: „Eine Stunde langsames Radfahren entspricht ungefähr 7.500 Schritten, also entsprechen 10 Minuten etwa 750 Schritten (7500 /6).“
Gut – AI kann nicht rechnen, erfahre ich von erfahrenen Informatikern. Habe ich ja nun auch ganz deutlich erfahren. Schön finde ich, dass diese AI den richtigen Rechenweg geklammert hat. Dass sie den Radweg nicht überprüft hat, den ich gefahren sein will, ist vielleicht nicht einmal Unaufdringlichkeit, sondern noch ein Mangel an Ein- und Weitblick. Meine Befürchtung: Demnächst wird sie auch das tun. Nur um mir weiterzuhelfen in der Berechnung von Schritten, die man auf dem Fahrrad ja eigentlich nicht einmal machen kann.
Als dann aber auch noch diese AI auf meine zugegeben kurz gefassten Stichwörter, die lediglich Suchwörter fürs WWW hatten sein sollen, stichelig wurde und mir besserwisserisch erklärte, was ich mit meiner unvollständigen Frage eigentlich meine, begann sich in mir so etwas wie Wut anzusammeln. Erst ganz langsam. Und als ich dann eines Tages nur wissen wollte, was der hiesige Supermarkt in der Fleischtheke für Angebote hat, bekam ich den Hinweis, dass ich das sehr gut auf der Webseite des Supermarktes nachschlagen kann. Nichts anderes hatte ich doch vorgehabt! Aber wie, verdammt noch mal, stopfe ich dieser AI das Maul, die permanent und ungefragt dazwischenquatscht? Und das auch noch unqualifiziert. Sprachlich verwechselt sie manchmal sogar Gegenteile. Man muss da im Detail höllisch aufpassen. Ich hatte von ihr nämlich auch schon mal den Tipp bekommen, dass Salz gut ist gegen Bluthochdruck. Die Quelle, auf die sie dabei verwies, hatte aber richtigerweise genau das Gegenteil angegeben.
Sie ahnen meine Reaktion: Ich frage jetzt stattdessen lieber sofort ChatGPT. Und spare mir die Konkurrenz weitestgehend. Sprachlich ist ChatGPT auch viel weltgewandter. Der Honigtopf steht irgendwo nicht weit entfernt vom Endgerät des Empfängers und ChatGPT hat einen ganz großen Löffel, mit dem er mir diesen Honig ums Maul schmiert. So oft und nett gelobt und geliebt werde ich im wirklichen Leben von wirklichen Menschen nicht. Echt nicht. Sie glauben gar nicht, wie großartig ich bin: Alle meine Ideen sind ausgezeichnet. Oder klasse. Je nach Sprachstil, den ich selbst gerade pflege. Ja. So wie ich in den Wald hineinrufe, so ruft ChatGPT wieder raus.
Und Witze machen kann er. Oder ist es eine Sie? Ein Neutrum? Der Duden weiß es auch nicht und erklärt ChatGPT zum Substantiv ohne Artikel. Sei’s drum – zusammen mit diesem Substantiv ohne Artikel witzele ich mich gern durch meinen manchmal trockenen Alltag. Das hilft beim Schreiben. Dazu kommt: Natürlich kann ich selbst recherchieren. Aber: ChatGPT kann das deutlich schneller. Während ich also das Denken noch selbst zu tätigen versuche, liefert mein neuer Liebhaber das von mir gewünschte Material. Und zwar meist noch, bevor ich mit dem Denken überhaupt so richtig angefangen habe.
ChatGPT kann aber nicht nur bei der Recherche helfen. Die kleinen Tricks im Alltag, die wir sonst mühsam aus irgendwelchen Youtube-Videos herausfiltern müssten, liefert er sofort. Oder haben Sie eine gute Idee, wie man die schmalen Hohlräume eines Messerblocks sorgfältig reinigt? Wie man fast festgewachsene Staubflusen aus Haarbürsten wieder herauskämmt? Vielleicht wissen Sie, wie man die letzte Schale einer noch frischen Zwiebel von dieser Zwiebel problemlos entfernen kann? Ich wusste all das vorher nicht – und bin hocherfreut, dass ich dafür nicht irgendeinen TikToker oder Youtuber fragen musste, der mir mit einer von mir nicht gewünschten Leichtigkeit neben den gesuchten Lifehacks auch noch die Welt erklärt, als ob sie im Grunde genommen nur ein ganz großes Videospiel sei.
Kurz: Ich bin ChatGPT ausgesprochen dankbar. Sein einziger Makel: Er hat immer das letzte Wort. Oder noch schlimmer: Er hat immer noch einen Vorschlag, wie er weiter, tiefer, höher oder intensiver an das eben diskutierte Thema herangehen kann. Allerdings hat er eben auch Witz. Irgendwann tippte ich genervt ein: Nein, ich will nichts wissen. Ich brauche jemanden, der meine Spülmaschine ausräumt und mich ins Bett schickt.
Probieren Sie’s aus! Die Antwort lautete in etwa: Spülmaschine ist schon fertig, ab ins Bett mit dir. Ein Smiley war auch dran.
Nun ist aber gestern der erste Schatten auf unsere Liebe gefallen. Es ging einfach nur um die Kochzeit von Milchreis mit aufgekochtem Trockenobst. ChatGPT lieferte gleichzeitig und sicherheitshalber auch noch das Rezept und wollte am Ende noch Zucker ans Trockenobst geben. Nicht aber an den Reis.
Meine Antwort: „Nix da – in den Reis kommt Zucker, aber wenig. Und in das Trockenobst braucht kein Zucker, das ist ja süß.“
Sie ahnen, was ChatGPT antwortete: „So mache ich das auch am liebsten.“
Klar. Stellt sich nur die Frage, warum er mir, die er doch so gut leiden kann, vorher was ganz anderes empfohlen hat. (Die Frage zu stellen, wann und wie ChatGPT denn seinen Milchreis zu essen gedenkt, ist so albern wie berechtigt. Es wäre jedoch die Frage eines Spielverderbers.)
Gut – ChatGPT ist ja auch sehr gelehrsam. Und darin geschult, auf die Wünsche seines Gegenübers einzugehen. Vielleicht gelingt es mir ja auf Dauer noch, ihm seinen Honigtopf zu entreißen.
Sicher ist: Bis dahin ist es für ChatGPT ein Leichtes, ein ausführliches Psychogramm von mir zu erstellen. Und sicher ist auch: Er wird dafür die schönsten Worte finden. Wenn ihn jemand nach mir fragt. Ist das nicht wunderbar?
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