„,Das hättest du dir doch an den fünf Fingern abzählen können, dass ein so dünner Ast nicht trägt,’ meinte mein Freund lachend, als ich vom Baum fiel.“
Wahrscheinlich können auch Sie diesen Satz sofort seiner Herkunft zuordnen. Diese fehlende Lebens- und Wirklichkeitsnähe ist ja ausgesprochen verräterisch. Wir bewegen uns hier ganz gewiss irgendwo im Bereich der Sprachpädagogik.
Entnommen ist der Satz einer Liste von Redewendungen zum Thema Finger – und es gibt dort noch viel mehr dieser wunderschönen, gestelzten oder auch gedrechselten Beispielsätze:
https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=10745
Die fünf Finger abzählen hingegen, können auch Sie wahrscheinlich seit Kindertagen: „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen, der hebt sie auf, der bringt sie nach Haus – und der klitzekleine, der isst sie alle auf.“
Aber eigentlich will ich mich hier nur einem einzigen Finger zuwenden: Es ist der Ringfinger. Auch Goldfinger genannt. Oder eben, und darum geht’s: der Arztfinger. Wie er zu diesem Namen gekommen ist? Dazu gibt es in alten und neuen Zeitungen alte und neue Nachrichten und Theorien, die sich auch manchmal ganz gut ergänzen. Fangen wir in der Gegenwart an. Bei Wikipedia wird der Arztfinger, profan zusammengefasst, so erklärt: Eigentlich trug einstens der Arzt mit dem Mittelfinger die Salben auf. Da nun aber der Mittelfinger schon seinerzeit ein Stinkefinger war, wurden die ärztlichen Aufgaben dem Ringfinger – oder dem Goldfinger – übertragen. Wikipedia kann auch mit dieser Theorie auf ein Arztbüchlein von 1658 zurückverweisen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ringfinger