Mit Verdacht auf Appendizitis ins Krankenhaus – das ist einem taz-Redakteur passiert. Und wahrscheinlich hat er einen Kugelschreiber mit genommen. Vielleicht auch ein Tablet. Ist aber egal – herausgekommen ist ein Artikel in Form eines Tagebucheintrages. Lesenswerter Bericht, vielleicht nicht repräsentativ – aber doch irgendwie typisch (7.7.2019) ... Für was auch immer:
Nachrichten aus dem Gesundheitswesen
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Umfragen, Ausbildung und Studium, Hausbesuche, Fallpauschale, Notfallpraxen, Studien, Pflegenotstand, Psychotherapie, Ärztemangel, Weiterbildung, Krankenhäuser, Krankenkassen, Impfungen, GBA, IGeL, ApothekenWelche Rollen die Klinikkonzerne spielen, wenn es um die Telemedizin und Videobehandlungen geht, nimmt die Heilbronner Stimme in den Blick. Im Kampf um die Softwarelösungen der Zukunft haben sie die Nase vorn – ausgehend davon, dass nur wenige Portale oder Lösungen sich durchsetzen werden. Der Artikel ist vom 8. Juli 2019:
An der Universität Leipzig wurde am Freitag (5.7.2019) eine neue Lernklinik eröffnet. Hier trainieren Medizinstudenten nun auf 830 Quadratmetern in 23 Trainings- und zwei Seminarräumen an 300 verschiedenen Simulatoren, Phantomen und Geräten – bevor sie auf Menschen „losgelassen“ werden.
In Köln wird heute (8.7.2019) ein neues Alzheimer-Präventsionszentrum (KAP an der Uni eröffnet. Die Forscher wollen Menschen ab 50 Jahren in den Blick nehmen und mit Präventionsmaßnahmen beginnen, wenn Auswirkungen von Alzheimer noch nicht eingetreten sind.
Ein Drittel der Ärzte muss mit Honorarkürzungen rechnen, weil sie nicht an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sind, berichtet das Ärzteblatt am 1. Juli 2019 mit Zahlen vom Bundesgesundheitsministerium:
Capitation ist das neue Zauberwort im Gesundheitswesen – oder es soll noch eines werden. Neu ist der Begriff nicht – klar umrissen ist er offenbar auch nicht. Einfacher ist es, die Interessen hinter dem Wort auszumachen. Es geht um die Bezahlung, die sich nicht an der Behandlung, sondern an der Gesundheit ausrichten soll. Pauschal. Cashonline berichtet mit Begeisterung von dem System – und davon, was Patienten davon halten. Sinnigerweise, ohne dass diese Patienten ein Captiation-System oder wenigstens den Begriff kennen. Deswegen wirken die Fragen in der zugehörigen Umfrage passend gemacht, so dass den Antworten der Patienten gar nichts anderes übrigbleibt als die Bestätigung.
Die Kritik und den Widerstand von Ärzten und IT-Experten bezüglich der digitalen Patienenakte, die ab Januar 2021 eingeführt werden soll, hat Peter Welchering in einen Artikel zusammengefasst. Der Wissenschaftsjournalist, Jahrgang 1960, arbeitet für verschiedene Medien, hier fürs ZDF (3.7.2019).
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das wusste als Erster Otto Julius Bierbaum. Schriftsteller, geboren 1865, gestorben 1910. Mit dieser Erkenntnis hat er’s bis ins Sprichwortlexikon geschafft.
Ins Lexikon der Stilblüten deutscher Politiker arbeitet sich Jens Spahn gerade vor. Sein Publikum: Studenten der Uni Düsseldorf. Seine Weisheit: „Jesus hat Wasser zu Wein gemacht, nicht Gras zum Schwarzen Afghanen.“ Lediglich die Tatsache, dass dieses Bonmot gewiss nicht entschlüpft und ganz gewiss kalkuliert ist, nimmt der Nominierung fürs Stilblütenlexikon etwas an Würde. Aber: Spahn ist Katholik, und als Katholik darf er auch ein wenig spötteln. Gewiss. Das ist sogar gut so. Religion im Gespräch – oder so. Oder Religion im Alltag. Ich erinnere mich an meine allererste Vorlesung in der alten Abteilung in Germanistik. Die haben dort gezählt, wie oft und ob überhaupt Jesus in der Bibel gelacht hat. Dann doch lieber der Spahnsche Witz. Denn recht hat er: Das Christentum ist eine Kultur des Weines.
Kaum dass Ursula van der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin vorgeschlagen ist, hat die Diskussion um ihre Nachfolge begonnen. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn ist als Verteidigungsexperte im Gespräch:
„Chefarzt krank, Klinik stellt alle Operationen ein“, titelt der NDR am 2.7.2019. Alte Journalistenweisheit, sinngemäß: Die schönsten Überschriften schreibt das Leben selbst. Die Nachricht hingegen klingt weitaus dramatischer, als die Wirklichkeit ist: Die Patienten werden in die 20 Minuten entfernte Nachbarklinik geschickt.
Bakterien sind echte Tausendsassas und offenbar arbeiten sie gerade erfolgreich an ihrem Ruf. Ganz im Sinne von „Tue Gutes und rede darüber.“ Raus aus der Schmuddelecke, heißt die Devise – mit großer Unterstützung von Forschern und Medien. Zurzeit sind es die Darmbakterien, auf denen das Hauptaugenmerk liegt. Reden wir also darüber:
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung gefordert, dass Gesundheitsförderung zum Schulfach schon in der Grundschule wird. Diese Nachricht steht – verbreitet von dpa – überall in den Zeitungen. Das Interview bietet aber noch deutlich mehr Infos. Die Neue Osnabrücker setzt selbst die Nachricht in die Überschrift: „Niemand will die Praxisgebühr zurück“.
Mehrere Ärzteverbände warnen vor der Spahnschen Digitalisierungspolitik. Sie halten die Telematikplattform für nicht sicher genug bei Hackerangriffen und wollen die Honorarkürzungen nicht hinnehmen, die ihnen laut Gesetz jetzt drohen. Heise.de berichtet (28.6.2019) und sie behielten sich eine Musterklage gegen die Verantwortlichen des Konnektors vor:
Ärzte verdienen 18 Prozent mehr als vor zwei Jahren, halten das aber für zu wenig. So knapp kann man das Fazit aus dem Manager-Magazin zusammenfassen. Grundlage des dortigen Artikels ist eine Umfrage von Medscape und Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Am größten ist die Unzufriedenheit bei jungen Ärzten unter 45 Jahren. Der Durchschnittsverdienst beträgt hier 100.000 pro Jahr – zu wenig für die erbrachte Arbeitsleistung, so das Fazit der Umfrage.
Morgen im Kabinett stellt Bundesgesundheitsminister Spahn den Entwurf zum Digitalisierungsgesetz vor. Da passt es ganz wunderbar, dass der Bundesverband Digitale Wirtschaft eine Studie vorlegt, mit dem Adjektiv repräsentativ versehen, die aussagt, dass der deutsche Bundesbürger die Digitalisierung kaum erwarten kann und KI in hohem Maße akzeptiert ist. Terminvereinbarungen und Untersuchungsbefunde per App würden mehr als die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer bevorzugen. Mehr davon im Berliner Sonntagsblatt, 25.6.2019. Erstaunlich bis merk-würdig: Bevor der Artikel beginnt, weist der Autor Andy Moor darauf hin, dass der Artikel Werbung erhält. Den Eindruck kann man tatsächlich sehr schnell haben. Redlicherweise nennt Moor aber die Bezugs- und Nenngrößen der Studie mit.
Joachim Jakobs nimmt in der Ärzte-Zeitung das Thema Hackerangriffe auf Herzschrittmacher wieder auf. Er berichtet von den Risiken – und davon wie Hersteller ihre Geräte schützen (27.6.2019):
In Mecklenburg-Vorpommern fordert die Linke einen Ärztepool, auf den Kliniken zurückgreifen können, wenn zu viele Ärzte ausfallen. Hintergrund für die Forderung: Zeitweise mussten ganze Abteilungen von Kliniken wg. Personalmangel geschlossen werden. RTL veröffentlicht den dpa-Bericht (26.6.2019):
Die Uni Magdeburg richtet schon zum Wintersemester 2019/20 eine Hausarztklasse ein. 15 bis 20 Studenten werden dann auf ihren künftigen Einsatzbereich besser vorbereitet.
Der Ethikrat hat eine Empfehlung zum Thema Impfpflicht gegeben. Danach solle für Ärzte und andere im Gesundheitswesen Tätige eine staatliche Impfpflicht eingerichtet werden, nicht aber eine allgemeine Impfpflicht. Der Schlüsselsatz: Es bestehe aber eine moralische Impfpflicht. Hier ein paar gesammelte Reaktionen, alle vom 27.6.2019:
Der Grippe-Ticker auf diesen Seiten hat seit Wochen keine Aktualisierung mehr erlebt. Wie denn auch, der Winter ist vorbei. Aber es gibt ja die Sommer-Grippe. Über die kann man auch schreiben. Jan Merklinger von den Stuttgarter Nachrichten macht das sogar ausgesprochen vergnüglich. Er nimmt sich nämlich nicht nur die Sommer-Grippe vor, sondern auch die Männer, die, aufgrund einer geringeren Östrogenausstattung oder warum auch immer, nachweislich mehr leiden. Merklinger kostet dieses Leiden mit all seinen sprachlichen Fähigkeiten wunderbar aus. Inwieweit er eigenen Erfahrungen in den Artikel einfließen lässt, bleibt unklar, aber das macht nichts. Fazit: Unbedingt lesenswert, auch wenn der Informationsgehalt bei diesem Artikel nicht im Vordergrund steht (26.6.2019):
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