Die KV Hamburg hat sich im Jubiläumsjahr (100) eine Erneuerungskur verordnet – und tritt damit laut in die Öffentlichkeit: Hamburgs Ärzte stellen ihre Termine ins Internet, Patienten sollen sich über das Portal Termine buchen können. Und der Vorstandsvorsitzende der KV Hamburg, Walter Plassmann, teilt gleich nach zwei Seiten hin aus: Gegen die Hamburger Gesundheitssenatorin, die sich besser informiert glaubt als die KV selbst. Gegen Dr. Ed (jetzt Zava), der als Internet-Arzt die Ärzte das Fürchten lehrt.
Nachrichten aus dem Gesundheitswesen
100 Jahre KV – und alles begann in Hamburg. Die KV feiert, das Hamburger Abendblatt berichtet. Zum Jubelfest ein paar Links:
Im Kreis Vorpommern-Greifswald versucht man den Landarztmangel nun mit dem Telenotarzt zu lindern. Sanitäter und Rettungsassistent fahren ohne Notarzt zum Einsatzort und können vor Ort mit dem Telenotarzt in Greifswald kommunizieren. Diese Möglichkeit hat ihre Grenzen – auch beim Handynetz.
Aber das Projekt „Landretter“ geht noch weiter – und bildet Ersthelfer aus. Der Bericht war in der Tagesschau am 8.7.2019 zu sehen, dauert vier Minuten und ist im Internet hier verfügbar:
Mit Verdacht auf Appendizitis ins Krankenhaus – das ist einem taz-Redakteur passiert. Und wahrscheinlich hat er einen Kugelschreiber mit genommen. Vielleicht auch ein Tablet. Ist aber egal – herausgekommen ist ein Artikel in Form eines Tagebucheintrages. Lesenswerter Bericht, vielleicht nicht repräsentativ – aber doch irgendwie typisch (7.7.2019) ... Für was auch immer:
Welche Rollen die Klinikkonzerne spielen, wenn es um die Telemedizin und Videobehandlungen geht, nimmt die Heilbronner Stimme in den Blick. Im Kampf um die Softwarelösungen der Zukunft haben sie die Nase vorn – ausgehend davon, dass nur wenige Portale oder Lösungen sich durchsetzen werden. Der Artikel ist vom 8. Juli 2019:
An der Universität Leipzig wurde am Freitag (5.7.2019) eine neue Lernklinik eröffnet. Hier trainieren Medizinstudenten nun auf 830 Quadratmetern in 23 Trainings- und zwei Seminarräumen an 300 verschiedenen Simulatoren, Phantomen und Geräten – bevor sie auf Menschen „losgelassen“ werden.
In Köln wird heute (8.7.2019) ein neues Alzheimer-Präventsionszentrum (KAP an der Uni eröffnet. Die Forscher wollen Menschen ab 50 Jahren in den Blick nehmen und mit Präventionsmaßnahmen beginnen, wenn Auswirkungen von Alzheimer noch nicht eingetreten sind.
Capitation ist das neue Zauberwort im Gesundheitswesen – oder es soll noch eines werden. Neu ist der Begriff nicht – klar umrissen ist er offenbar auch nicht. Einfacher ist es, die Interessen hinter dem Wort auszumachen. Es geht um die Bezahlung, die sich nicht an der Behandlung, sondern an der Gesundheit ausrichten soll. Pauschal. Cashonline berichtet mit Begeisterung von dem System – und davon, was Patienten davon halten. Sinnigerweise, ohne dass diese Patienten ein Captiation-System oder wenigstens den Begriff kennen. Deswegen wirken die Fragen in der zugehörigen Umfrage passend gemacht, so dass den Antworten der Patienten gar nichts anderes übrigbleibt als die Bestätigung.
Die Kritik und den Widerstand von Ärzten und IT-Experten bezüglich der digitalen Patienenakte, die ab Januar 2021 eingeführt werden soll, hat Peter Welchering in einen Artikel zusammengefasst. Der Wissenschaftsjournalist, Jahrgang 1960, arbeitet für verschiedene Medien, hier fürs ZDF (3.7.2019).
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das wusste als Erster Otto Julius Bierbaum. Schriftsteller, geboren 1865, gestorben 1910. Mit dieser Erkenntnis hat er’s bis ins Sprichwortlexikon geschafft.
Ins Lexikon der Stilblüten deutscher Politiker arbeitet sich Jens Spahn gerade vor. Sein Publikum: Studenten der Uni Düsseldorf. Seine Weisheit: „Jesus hat Wasser zu Wein gemacht, nicht Gras zum Schwarzen Afghanen.“ Lediglich die Tatsache, dass dieses Bonmot gewiss nicht entschlüpft und ganz gewiss kalkuliert ist, nimmt der Nominierung fürs Stilblütenlexikon etwas an Würde. Aber: Spahn ist Katholik, und als Katholik darf er auch ein wenig spötteln. Gewiss. Das ist sogar gut so. Religion im Gespräch – oder so. Oder Religion im Alltag. Ich erinnere mich an meine allererste Vorlesung in der alten Abteilung in Germanistik. Die haben dort gezählt, wie oft und ob überhaupt Jesus in der Bibel gelacht hat. Dann doch lieber der Spahnsche Witz. Denn recht hat er: Das Christentum ist eine Kultur des Weines.
Kaum dass Ursula van der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin vorgeschlagen ist, hat die Diskussion um ihre Nachfolge begonnen. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn ist als Verteidigungsexperte im Gespräch:
„Chefarzt krank, Klinik stellt alle Operationen ein“, titelt der NDR am 2.7.2019. Alte Journalistenweisheit, sinngemäß: Die schönsten Überschriften schreibt das Leben selbst. Die Nachricht hingegen klingt weitaus dramatischer, als die Wirklichkeit ist: Die Patienten werden in die 20 Minuten entfernte Nachbarklinik geschickt.
Bakterien sind echte Tausendsassas und offenbar arbeiten sie gerade erfolgreich an ihrem Ruf. Ganz im Sinne von „Tue Gutes und rede darüber.“ Raus aus der Schmuddelecke, heißt die Devise – mit großer Unterstützung von Forschern und Medien. Zurzeit sind es die Darmbakterien, auf denen das Hauptaugenmerk liegt. Reden wir also darüber:
Ein Drittel der Ärzte muss mit Honorarkürzungen rechnen, weil sie nicht an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sind, berichtet das Ärzteblatt am 1. Juli 2019 mit Zahlen vom Bundesgesundheitsministerium:
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung gefordert, dass Gesundheitsförderung zum Schulfach schon in der Grundschule wird. Diese Nachricht steht – verbreitet von dpa – überall in den Zeitungen. Das Interview bietet aber noch deutlich mehr Infos. Die Neue Osnabrücker setzt selbst die Nachricht in die Überschrift: „Niemand will die Praxisgebühr zurück“.
Mehrere Ärzteverbände warnen vor der Spahnschen Digitalisierungspolitik. Sie halten die Telematikplattform für nicht sicher genug bei Hackerangriffen und wollen die Honorarkürzungen nicht hinnehmen, die ihnen laut Gesetz jetzt drohen. Heise.de berichtet (28.6.2019) und sie behielten sich eine Musterklage gegen die Verantwortlichen des Konnektors vor:
Joachim Jakobs nimmt in der Ärzte-Zeitung das Thema Hackerangriffe auf Herzschrittmacher wieder auf. Er berichtet von den Risiken – und davon wie Hersteller ihre Geräte schützen (27.6.2019):
In Mecklenburg-Vorpommern fordert die Linke einen Ärztepool, auf den Kliniken zurückgreifen können, wenn zu viele Ärzte ausfallen. Hintergrund für die Forderung: Zeitweise mussten ganze Abteilungen von Kliniken wg. Personalmangel geschlossen werden. RTL veröffentlicht den dpa-Bericht (26.6.2019):
Ärzte verdienen 18 Prozent mehr als vor zwei Jahren, halten das aber für zu wenig. So knapp kann man das Fazit aus dem Manager-Magazin zusammenfassen. Grundlage des dortigen Artikels ist eine Umfrage von Medscape und Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Am größten ist die Unzufriedenheit bei jungen Ärzten unter 45 Jahren. Der Durchschnittsverdienst beträgt hier 100.000 pro Jahr – zu wenig für die erbrachte Arbeitsleistung, so das Fazit der Umfrage.
Die Uni Magdeburg richtet schon zum Wintersemester 2019/20 eine Hausarztklasse ein. 15 bis 20 Studenten werden dann auf ihren künftigen Einsatzbereich besser vorbereitet.
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