Die Coronawelle kommt. Im Herbst. Aber: Diese Nachricht ist nicht nur nicht neu, sie wiederholt sich auch seit zwei Jahren. Und so haben Nachrichtenredakteure durchaus ein Problem, wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versichert: Die Coronawelle kommt. Im Herbst. Ganz bestimmt.
Aber nicht nur für die Nachrichtenredakteure gibt es gute Nachrichten. dpa hat genau auf Wortwahl und Ausdrucksintensität geachtet und lässt uns jetzt wissen: „Gesundheitsminister Lauterbach ruft zu Impfungen und Vorsicht auf, verzichtet aber diesmal auf allzu drastische Worte.“ Na siehste, geht doch. Alte Weisheit: Keine Nachricht ist auch eine Nachricht.
Diese Nachricht, die ja nun genau betrachtet tatsächlich eine eher nichtige bis Nicht-Nachricht ist, lässt sich aber noch ins Positive steigern. Nach der Artikel-Einführung wiederholt der dpa-Text Lauterbachs Satz mit der Vorsicht und den Impfungen in etwas anderen Worten. Und danach lautet der Nachrichtentext: Er „zeigte sich aber mit Blick auf die kommenden Monate auch zuversichtlich.“ Heißt in Lauterbachs Sprache: „Wir werden die Welle im Griff haben.“
So weit der Einstieg in die gute Nachricht. Der Rest ist, was Sie zu Recht von dpa erwarten dürfen: Eine Beschreibung von Lage und Situation, Experteneinschätzungen etc. Ein wirklich fundierter Bericht. Sie finden ihn in den Stuttgarter Nachrichten am 30.09.2022:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.corona-pandemie-lauterbachs-gute-botschaften-vor-dem-herbst.7729514d-d693-4e92-847f-fe5a20fb837f.html
Doch zurück auf Anfang. „Verzichtet auf allzu drastische Worte“, beschreibt Jörg Ratzsch das Verhalten des Ministers. Vielleicht ticke ich ja nicht richtig, aber die erste Antwort, die mir darauf einfiel, ist eine Uraltwerbung: „Mami, Mami, er hat gar nicht gebohrt.“ Das war der kleine Junge, der begeistert vom Zahnarzt in die Arme der Mutter rannte. Nun liegt es mir fern, in Jörg Ratzsch den kleinen Jungen zu sehen. Aber ich wittere den Pädagogen. Irgendwo beim Zitieren zwischen Ratzsch selbst und Lauterbach. Oder kann ich die Pädagogik deswegen nicht so genau verorten, weil sie über den einleitenden Worten quasi schwebt?