Wohl nicht nur die Kölner erwarten den neuen Krankenhausplan in NRW mit Spannung. In Köln ist die Lage des kommunalen Klinikkonzerns so defizitär, dass der Abriss der Klinik in Holweide erwogen wird – und ein Neubau. Wie danach die Struktur aussehen könnte, wird nicht erst jetzt diskutiert. Aber auch jetzt in nichtöffentlicher Sitzung im Rat. Ein Modell könnte sein, das Krankenhaus in ein MVZ zu verwandeln. Monika Salchert sorgt im Kölner Stadt-Anzeiger für ein wenig Überblick (4.11.2019):
Nachrichten aus dem Gesundheitswesen
In den Medien macht eine Studie der Universität Kiel zu Antibiotika-Resistenzen von sich reden. Demnach hat es auf Bakterien eine Auswirkung, in welcher Reihenfolge Antibiotika verabreicht werden. So könnten möglicherweise Resistenzen verhindert werden. Über die Studie berichten der Deutschlandfunk (29.10.2019) und der österreichische Standard (4.11.2019):
https://www.deutschlandfunk.de/antibiotika-resistenzen-reihenfolge-der-medikation.2850.de.html?drn:news_id=1064484
https://www.derstandard.de/story/2000110547843/was-gegen-die-antibiotikakrise-helfen-koennte
Mit den Blutdrucksenkern fing es an – und dann häuften sich die Nachrichten über Liefer- oder Versorungsengpässe in Apotheken. Dabei ist es wie überall: Die einen malen schwarz, die anderen weiß.
Der Kölner Stadt-Anzeiger veröffentlichte am 1.11.2019 einen dpa-Artikel, in dem Mathias Arnold, Vizepräsident des Apothekerverbands ABDA, Rede und Antwort steht. Kurzes Fazit: Bei Lieferengpässen könne man auf Alternativen ausweichen. Bei Versorgungsengpässe, die seltener einträten, gäbe es die Möglichkeit, auf ein anderes Medikament auszuweichen, nicht mehr immer. Mit der Folge, dass der Patient zurück zum Arzt muss – und die Suche nach einem neuen Medikament nicht einfach sei.
https://www.ksta.de/ratgeber/werden-medikamente-knapp--33398520
In einem Altenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Bielefeld sind im August zwei Menschen aufgrund von Legionellen gestorben. Nun ist ein weiterer Bewohner erkrankt. Das Altenheim war zwischendurch geschlossen und wird möglicherweise nächste Woche evakuiert:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will härtere Strafen für Menschen, die Notfallärzte und Rettungssanitäter angreifen. Allerdings habe, so die Nachrichten von der Tagesschau bis hin zu WDR, eine Verschärfung der Strafen, die vor zweieinhalb Jahren für Täter, die gegen Polizisten und Sicherheitskräfte agieren, keine nennenswerte Verringerung an Straftaten bewirkt.
Das c’t magazin sucht Hilfe: Auf der Suche nach Datenlecks bei medizinischen Apps möge ein jeder seine Apps überprüfen. Anlass ist eine Analyse der Health App Ada, die ct druchgeführt hatte – und auf die zahlreiche Leser reagiert hatten. (Alle Links s.u.). Der Berliner Datenschutzbeauftragte habe diese Analyse bestätigt. Im Artikel gibt’s Tipps, wie man den undichten Stellen auf die Spur kommt.
Der Aufruf im c’t magazin (25.10.2019):
https://www.heise.de/ct/artikel/Datenverkehr-von-Medizin-Apps-auswerten-4563599.html
Der Artikel zur Analyse von Ada (11.10.2019):
https://www.heise.de/ct/artikel/Massive-Datenschutzmaengel-in-der-Gesundheits-App-Ada-4549354.html
Das Zika-Virus hat erstmals in Europa Menschen infiziert – und die Presse gleich mit dazu. In Frankreich sind zwei Infektionen nachgewiesen, in Deutschland auch. Noch zählt die Presse Einzelfälle auf – und malt entweder schwarz oder weiß. Zur Gelassenheit rät der Tropenexperte des RKI unter anderem im Spiegel: Es müsse erst einmal ein Infizierter Reisender auf eine nach Europa ausgewanderte Tigermücke treffen, und dazu müsse es auch noch warm genug sein. Andere Mücken als die Tigermücke könnten das Zika-Virus nicht übertragen. Der Focus hingegen rechnet mit der Spitze des Eisbergs: Da nur 1 Prozent der Erkrankungen wirklich schlimm ausfallen, kommt der Autor des Artikels auf eine hohe Dunkelziffer leichter Erkrankungen – und kann in der Überschrift mit ganz neuen Erkrankungswellen drohen. Bleibt einem also nur, sich selbst ein Bild zu machen. Dazu hier die Linksammlung:
Züricher Forscher haben ein neues Antibiotikum entdeckt, das gramnegativen Bakterien den Garaus machen kann. Der Deutschlandfunk berichtet kurz (24.10.2019):
Lena ist schwerbehindert. Und seit sie die Altersgrenze von 18 Jahren überschritten hat, sind im Alltag für die Eltern noch einige Schwierigkeiten hinzugekommen: Sie ist kein Kind mehr. Die Kinderklinik, in der ihre Krankengeschichte mit allen Einzel- und Besonderheiten bekannt ist, kann sie nicht mehr behandeln. Neue Ärzte kennen sich (noch) nicht mit Lena aus. Vor allem aber ist Lena in der Medizin für Erwachsene auch sonst schlecht aufgehoben: Sie wiegt 40 Kilo – und passt nicht in die neue Größenordnung.
Die Geschichte von Lena liest sich wie ein Einzelfall. So hat der Kölner Stadt-Anzeiger sie auch heute, 22.10.2019, beschrieben – und macht schon gleich in der Überschrift klar: Lena ist kein Einzelfall. Vielen Eltern mit behinderten Kindern geht es so. Ihre Fallgeschichten mögen jeweils Einzelfälle sein – das Problem ist grundsätzlich.
Lesen kann man den Bericht in der Papierausgabe – oder online, allerdings braucht man dazu ein Abo oder Probe-Abo.
https://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/kein-einzelfall-kliniken-nehmen-die-schwerbehinderte-lena-nicht-auf-33346836
Das Problem ist nicht neu – die Süddeutsche Zeitung berichtete am 19.6.2016 hier darüber:
https://www.sueddeutsche.de/politik/gesundheitspolitik-verloren-im-system-1.3041129
Der Abgesang aufs Fax ist längst gesungen, das Spottlied auf die Ärzte, die’s nicht missen mögen, längst gedichtet. Aber offenbar gilt auch hier: Totgesagte leben länger. Zurzeit lebt das Fax fürs Kammergericht Berlin wieder auf. Das war nämlich einem Trojaner zum Opfer gefallen – und nun macht nicht nur das Kammergericht Presse, sondern auch das Fax. Nach dem Telefon ist es nämlich das einzige kommunikative Mittel, das funktioniert. Drei Wochen nach dem Überfall immer noch, so berichtete der Tagesspiegel am 19.10.2019:
Lebende Frühchen in Brutkästen als Ausstellung – damit hat der Stern wohl eine der Geschichten aus dem Bereich der Medizin ausgegraben, die mindestens skurril ist. Ein Mann, der sich als Arzt ausgab, stellte von 1903 bis 1943 im Vergnügungpark auf Coney Island die Frühgeburten aus – und ermöglichte so ihr Überleben. Denn Brutkästen waren teuer – und die Mediziner glaubten nicht daran, dass die Frühchen überleben könnten. DerBericht von Amelie Graen erschien am 19.10.2019:
Ein Loblied auf die KI und ihre Zukunft, auch aber auf ihre Gegenwart in China und USA, singt Anastassia Lauterbach am 15.10.2019 in der Wirtschaftswoche. Lesenswert ist der Artikel auch deshalb, weil in ihrem Artikel die Rolle des Arztes offenbar trotz aller Möglichkeiten der KI im Mittelpunkt der Betrachtung bleibt.
https://www.wiwo.de/erfolg/management/fuehrungswechsel-ki-in-der-medizin-bietet-grosse-chancen-was-fehlt-sind-die-daten/25117568.html
Kurze Linksammlung mit Nachrichten zur Tuberkulose:
Nächster Rückruf – Milch. Offenbar nur 1,5 prozentige – dafür sind aber fast alle großen Supermarktketten vertreten. Hier der Link zum Focus mit Liste (11.10.2019):
https://www.focus.de/gesundheit/news/milch-mit-bakterien-verseucht-aldi-lidl-edeka-netto-kaufland-starten-rueckruf_id_11227150.html
Zwei Tote und mehrere Erkrankte sollen die Folge von Listerien in der Wurst von Wilke sein. Der Hersteller aus Hessen musste als Folge jetzt Insolvenz anmelden. Und die Presse sucht nach Zusammenhängen. In der Uniklinik Köln sollen Patienten die Wurst noch zum Frühstück bekommen haben, als sie längst zurückgerufen war. Geliefert wurde von einem Caterer. Auch Todesfälle in den Niederlanden werden in den Zusammenhang mit der Wurst von Wilke gebracht.
Gleichzeitig geht eine Listerien-Warnung für eine bestimmte Käsesorte durch die Presse (Alle Links unten):
Aktualisierung 11.10.2019: Das Robert-Koch-Institut bestätigte einen dritten Todesfall und veröffentlicht Zahlen zu Listerien-Infektionen. Der Focus berichtet - und hat zudem einen Nachrichtenticker, der auch zu Nachrichten/Features rund ums Thema verlinkt. Interessant ist der Link zur Geschichte des Geschäftsführers. Artikel vom 10.10.2019:
https://www.focus.de/gesundheit/news/listerien-skandal-um-wilke-robert-koch-institut-bestaetigt-dritten-todesfall_id_11203271.html
Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung warnt: Auch wenn Krankenkassen derzeit Milliarden-Überschüsse erwirtschaften, könnte das Vorzeichen sich schon in wenigen Jahrzehnten ändern. Für 2040 wird ein Defizit von 50 Milliarden prognostiziert. Die Alterung der Bevölkerung, so die Information des Instituts IGES, das die Studie durchgeführt hat, trage dazu, anders als erwartet, in vergleichsweise geringem Umfang bei.
Eigentlich könnten sich die Hebammen eines Krankenhauses in Gießen glücklich schätzen – ihr Team ist aufgestockt worden. Doch im Umkreis schließt eine Entbindungsstation nach der anderen – die Perspektive ist bedrückend. Schon jetzt müssen Schwangere abgewiesen werden – und oft finden Frauen keine Hebamme, die sie nach der Geburt betreut. Ein Zusammenfassung der Situation in der Gießener Allgemeine, 8.10.2019:
Die Funke Mediengruppe hat das Portal gesundheit.de übernommen und betreibt jetzt 16 Healthcare-Seiten und Apps unter dem Titel „Lifeline“. gesunheit.de habe monatlich rund 2,5 Mio. Klicks, heißt es auf meedia.de und informiere über Ursachen und Symptome von Krankheiten sowie deren Behandlung.
Die Selbstdarstellung der Funke-Gruppe lautet: „Die FUNKE MEDIENGRUPPE ist auf dem Weg, das beste nationale Medienhaus in Deutschland zu werden.“ https://www.funkemedien.de/de/
Der Fall liegt schon ein Jahr zurück – hat aber an Nachrichtenwert keineswegs verloren: Eine Internetapotheke hat zwei Kunden verwechselt. So dass das Antiepileptikum dem Kunden geschickt wurde, der einen Blutdrucksenker verschrieben bekommen hatte. Ist die Verwechslung selbst schon heikel genug, musste aber der Kunde auf sein Antiepileptikum erstens lange warten und zweitens bekam er zwei Ausgaben: Ein Generikum, weil das Originalpräparat nicht zu bekommen gewesen war, und das Originalpräparat, das wohl doch zu bekommen gewesen war. Da er nur ein Rezept eingereicht hatte, hat ihm die Krankenkasse auch nur ein Präparat erstattet.
3000 Jahre Pestgeschichte in Herne: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat 300 archäologische und kulturgeschichtliche Exponate zusammengetragen – und in 11 Themenbereiche gegliedert. Die Ausstellung wurde im September eröffnet und ist bis zum 10. Mai im LWL-Museum für Archäologie zu sehen. Größtes Exponat: Der Anker des Schiffes, das die Pest im 18. Jahrhundert nach Westeuropa gebracht hat.
Bildunterschrift: Aus dem 16. Jahrhundert ist ein Rezept für den sächsischen Kurfürsten überliefert, das eine Heilung der Pest versprach: Es bestand aus damals sehr teuren Zutaten wie z. B. Blattgold und "Einhorn" (fossiles Mammut).
Foto: LWL/. R. Piepe
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