Eike Wenzel, Trend- und Zukunftsforscher genauso wie Publizist, geht im Handelsblatt der Frage nach, wie die Zukunft der Medizin aussehen könnte. Dabei schmettert er zuerst galant wie direkt die Bertelsmann-Studie als Milchmädchenrechnung zurück: Dort wo Mangel bereits erkennbar ist, könne man nicht noch mehr Mangel als Antwort organisieren. Wenzel will hingegen die engen Krankenhausmauern auf allen – auch übertragenen – Ebenen überwinden, und lotet aus, inwieweit die Ansprüche des Patienten, der sich längst schon zum Kunden mausert, die Medizin und den Alltag der Zukunft bestimmen. Ob er bezüglich der Zukunft ins Schwarze trifft, ist dabei vielleicht sogar weniger wichtig – seine Beschreibung des Wandels trifft hingegen die Gegenwart ganz gut (13.8.2019):
Privatpatienten sind eine finanzielle Bereicherung vor allem für Haus- und Zahnärzte. So salopp lässt sich die Quintessenz einer Studie der Privatversicherer zusammenfassen. Der Mehrumsatz der Privatversicherten sei 2017 auf 13,23 Milliarden Euro angestiegen. Das sind ca. 226 Millionen Euro mehr als 2016. Gründlicher ausgewertet haben die Studie das Handelsblatt (11.8.2019) und cash online (12.8.2019):
Tim Szent-Ivanyi arbeitet fürs RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) und hat heute morgen mit seinem Artikel über das Milliardengeschäft mit der Beatmung schwerkranker Menschen einen bundesweiten Treffer gelandet. Es berichten nicht nur die großen und kleinen Tageszeitungen, auch die Blätter, die an und für die Börse gelesen werden, sind auffällig gut dabei.
Die These des Autors, mit der er dem Gesundheitsminister Jens Spahn folgt: Die Beatmung schwerkranker Patienten bringt gutes Geld – und wird deshalb lang und ausdauernd ausgeführt. Der Gesundheitsminister will nun zweierlei: Geld sparen und sich für die Patienten einsetzen, die möglichst schnell wieder selbständig atmen lernen können sollen. Das Ganze hat der Minister auch schon als Gesetzesvorhaben formuliert, der dem RND vorliegen soll.
„Die Gefahr des Ärztemangels kannte ich zum Start des Filmprojektes lediglich aus den Medien“, schreibt Autorin Frauke Siebold über die Filmdoku, die heute abend (13.8.2019) im ZDF unter der Rubrik 37 Grad ausgestrahlt wird. Die Doku beginnt um 22.15 Uhr – und dauert eine halbe Stunde. Als Video kann man sie bereits online abrufen. Der Ankündigungstext enthält eine umfassende Inhaltsangabe und die Stellungnahme der Autorin.
Notfall Hausarzt
Praxensterben in Deutschland
ZDF, 13.8.2019, 22.15 Uhr
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-notfall-hausarzt-100.html
Dass richtiges Atmen bedeutend zur Gesunderhaltung beiträgt, ist wahrscheinlich eine Binsenwahrheit. Aber eine derjenigen einfachen Wahrheiten, die das Gesundheitssystem nicht wirklich nutzen kann. Das zumindest ist eine Grundannahme im Artikel von Peter Kolakowski im Deutschlandfunk. Der Artikel vom 11.8.2019 ist umfassen recherchiert und geht einmal durch die Geschichte. Auch bis zu Johann Gottlieb Moritz Schreber. Der Erfinder des Kleingartens wollte nämlich Tuberkulose mit Atmen und Luft heilen. Auch wenn’s nicht geklappt hat: Luftkurorte lindern – und das immer noch.
Berliner Biologen stellen aus Muscheln und Bakterien einen Superkleber her, der zur Behandlung von Wunden und Knochenbrüchen dienen kann, berichtet das Portal Bioökonomie. Seinen Ursprung nahm das Projekt in der TU Berlin, die bereits 2017 darüber berichtete:
Die Nachricht von dpa läuft gut. Auf das Thema Lachgas als Partydroge steigen die verschiedensten Medien gerne ein. Die Neuigkeit besteht dabei nicht wirklich darin, dass junge Leute eine vergleichsweise kostengünstige Droge, die zudem auch noch legal ist, entdeckt haben. Die aktuelle Nachricht besteht eigentlich "nur" darin, dass niederländische Städte ein Verkaufsverbot fordern und dass das niederländische Gesundheitsministerium dieses prüfen will.
Die Nachricht bzw. die Diskussion darüber, wie krebserregend Palmöl ist, ist gewiss nicht neu. Aber offenbar gerade wieder neu aufgerollt. Mit der Umweltkatastrophe im Hintergrund rücken die Autoren jetzt die krebsgefährdeten Kinder in den Vordergrund. Das ist umso wirksamer, als dass die beliebten Nuss-Nougat-Aufstriche nicht nur von ferrero gerne in den Mittelpunkt der Palmöl-Diskussion gestellt werden. Aber Kekse und Co. gehören auch dahin. Eine kleine Linksammlung:
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat heute (9.8.2019) für NRW ein virtuelles Krankenhaus angekündigt. Gemeint ist damit eine Plattform, auf der die Kenntnisse und Erfahrungen der Fachärzte gebündelt werden. Es geht um den elektronischen Austausch von Patientendaten und um Videosprechstunden.
Heise.de meldet Zweifel an, ob der Patient künftig bei den Gesundheits-Apps tatsächlich die Kontrolle über seine Daten behält. Wichtig sei auch hier das Kleingedruckte. Der Artikel von Hartmut Gieselmann ist vom 9.8.2019 – und schmückt sich mit einem Spahn-mit-Patientin und-App-Foto, das zwar gestellt, aber vielleicht auch darum durchaus vielsagend ist:
Die OTH Amberg-Weiden (Ostbayrische Technische Hochschule) bietet demnächst einen Studiengang zum Physician Assistant an. Die Besonderheit: Es ist keine vorherige Ausbildung im Gesundheitswesen nötig, wie es bei anderen Studiengängen an staatlichen Hochschulen der Fall ist.
EAMIV heißt die neue elektronische Arzneimittelinformationen-Verordnung, die am 3. August in Kraft getreten ist. Die Begründung zu der Verordnung auf der Seite des BMG lautet:
„Damit Ärztinnen und Ärzte eine wissenschaftlich belastbare therapeutische Entscheidung treffen können, brauchen sie gute und neutrale Informationen als Grundlage. Darum verbessern wir das Informationsangebot für Ärztinnen und Ärzte über die Nutzenbewertung von neuen Arzneimitteln. Künftig soll die Praxissoftware die Ergebnisse der Nutzenbewertung abbilden. Dadurch ermöglichen wir Ärztinnen und Ärzten, die sehr umfangreichen Ergebnisse des Gemeinsamen Bundesausschusses, besser in der Praxis nutzen zu können.“
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/gesetze-und-verordnungen/guv-19-lp/bessere-information-ueber-den-zusatznutzen-von-neuen-arzneimitteln.html
Der Gesundheitsmarkt ist eine Geldgrube. So scheint es zumindest wenn man sich durch bekannte und weniger bekannte Finanz- und Kapitalzeitschriften liest. Eine Millionenförderung ausgegraben hat jetzt das Berliner Unternehmen Fosanis. Für Mika – eine App, die Krebspatienten als digitales Tagebuch begleitet. Investoren sind Ananda Impact Ventures aus München und die IBB Beteiligungswoche, berichtet die das Online-Portal der Wirtschaftswoche (Links am Textende). Auslöser für das Unterfangen sei das im Juli beschlossene digitale Versorgungsnetz. Über die genaue Größe der Millioneninvestition ist der Wirtschaftswoche nichts bekannt.
Auch im Erzgebirge mangelt es an Ärzten. Die Freie Presse berichtet über eine politische Diskussion über die Unterversorgung (7.8.2019):
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing, wusste auch schon Egbert von Lüttich um 1020. Er sagte es allerdings noch auf Latein: Cuius panem manduco, carmina canto (hier abgeschrieben: https://de.wiktionary.org/wiki/wes_Brot_ich_ess,_des_Lied_ich_sing).
Dass der Mensch hinwiederum nicht vom Brot allein lebt, weiß die Pharma-Industrie auch schon lange. Sie hat sich um das Wohl der Mediziner dergestalt gekümmert, dass der Ruf von Ärzten und Pharma-Industrie durchaus zweifelhaft ist.
Mein Essen zahl ich selber, sagen deswegen viele Ärzte, die sich 2007 zur Initiative Mezis zusammengeschlossen haben. Sitz der Initiative ist in Bad Salzuflen – und die Mitgliederzahl liegt jetzt nach 12 Jahren bei über 1000.
Über die Verwandtschaft von Pharma- und Staubsaugervertretern hat sich nun Christiane Fischer, Chefin der Mezis, in der Abendzeitung im Interview geäußert (7.8.2019). In ihrer Kritik geht sie jedoch noch ein ganzes Stück weiter: Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sei Teil des Systems:
Sie kennen’s gewiss auch: Das Lied vom Apfel mit den fünf Stübchen, darinnen je zwei schlummernde Kernchen, die vor sich hinträumen. Hängen wird er am Ende, der Apfel, und zwar am Weihnachtsbaum. Das Lied ist volkstümlich, der Verfasser und das Alter also unbekannt.
Nun gibt’s neuen Stoff. Denn naturwissenschaftlich betrachtet hat der Apfel viel mehr zu bieten als nur zwei mal fünf Kerne: Der ganze Apfel wird bewohnt von 100 Millionen Bakterien. Und je nachdem, ob bio oder konventionell, unterscheiden die sich auch noch ganz gewaltig. (Alle Links am Textende.)
Doc Morris droht der Bundesregierung mit Klage, für den Fall dass das geplante Gesetzesvorhaben in Kraft treten soll, dass deutsche Apotheken vom den Folgen des Internetversandhandels schützen soll.
Händedesinfektion im Krankenhaus: Im Christophorus-Krankenhaus in Coesfeld werden nun die Patienten mit einem einfachen Lächeln dazu verführt, sich vor dem Besuch von Kreißsaal, Instensivstation und Co. die Hände zu desinfizieren. Der Händedesinfektionsspender ist nämlich mit einem Smiley versehen. Die Westfälischen Nachrichten berichten am 30.7.2019:
- Bildhinweis: Die Chimäre ist in der griechischen Mythologie ein Mischwesen, das griechische Wort bedeutet eigentlich Ziege:
Text Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Chim%C3%A4ra
Bild: Von Lampas-Gruppe - Jastrow (2006), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20086573
In Japan dürfen Tier-Embryonen mit menschlichen Zellen bestückt – und dem Muttertier wieder eingepflanzt werden, berichtet der Spiegel. Neu sei, dass dieses Mischwesen ausgetragen werden dürfe:
Der Chefkorrespondent Wissenschaft in der „Welt“, Norbert Lossau, hält diese Forschung für unbedenklich und nötig (31.7.2019), es gehe nur darum, Bauchspeicheldrüsen oder andere Organe zu züchten. Deutschland solle sich an diesen Forschungen beteiligen:
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article197761289/Japan-Die-Chimaere-macht-Angst-ist-aber-ethisch-unbedenklich.html
Radiologische Praxen können mit Kontrastmitteln pro Patient mehr als 50 Euro Gewinn machen, denn sie erhalten die Mittel weitaus günstiger von den Pharmafirmen, als sie hinterher abgerechnet werden können. NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung haben offenbar eine gemeinsame Nachrichtenquelle hierfür, die Berichterstattung ist insgesamt durchaus umfangreich, das Thema hat offenbar Empörungspotenzial:
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