Dass diese Forderung aus Schleswig-Holstein kommt, lässt den Leser aus Köln nur lächeln: Keine Maskenpflicht mehr in Bus und Bahn. Wunderbar – aber wer und wo fährt in Schleswig-Holstein Bus und Bahn? Der Spott mag naheliegen. Doch die Wirklichkeit ist ja immer auch anders: Busse und Bahnen in Köln sind schon lange nicht mehr so voll, wie damals, als wir Corona noch wahlweise für ein Bier oder die Krönung hielten.
Also kein Lächeln über leere Busse in Schleswig-Holstein, in denen die Maskenpflicht gefühlt mindestens so unnötig ist wie in einem Supermarkt in Köln, der tatsächlich auch nicht mehr so voll ist, wie er damals war, als wir Corona noch wahlweise für ein Bier oder die Krönung hielten.
Vielleicht ist dieser Vorstoß ja genau das: eine Krönung. Denn Schleswig-Holstein, genauer gesagt, Ministerpräsident Daniel Günther, CDU, strebt nach Höherem. Der Wegfall der Maskenpflicht in Bus und Bahn soll natürlich möglichst bundeseinheitlich beschlossen werden.
Günthers Einsatz kommt nicht von ungefähr. Vier Bundesländer, darunter auch Schleswig-Holstein, wollen die Isolationspflicht bei Corona abschaffen. Insofern ist die Abschaffung der Maskenpflicht in Bus und Bahn doch tatsächlich die Krönung – oder das Sahnehäubchen.
Im Hintergrund singt und summt die FPD die richtigen Adjektive: eigenverantwortlich, selbstständig. Man würde auch dieses Adjektiv noch erwarten: mündig. Doch das Erstaunliche ist: Vom mündigen Bürger redet grade keiner. Zumindest nicht offen. Denn dann müsste ja auch genauso offen vom entmündigten Bürger die Rede sein. Und das ist vielleicht viel zu riskant.
