Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und das Saarland haben’s schon getan. Niedersachsen und Bremen tun es ab 1. Februar, Thüringen ab 3. Februar – und Mecklenburg-Vorpommern folgt im März. Die Rede ist vom Ende der Isolationspflicht. Der MDR weiß auch, was die anderen Bundesländer planen oder wie sie die Lage einschätzen. Bericht 12.01.2023:
https://www.mdr.de/brisant/isolationspflicht-112.html
Nachrichten aus dem Gesundheitswesen
Die Tagesschau kann den „App-Schied“ der Corona-App immerhin als Frageform in die Überschrift setzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hingegen denkt da schon viel weiter. Er ist beim Upcycling angekommen. Oder bei: Viel zu schade zum Wegwerfen, kann man bestimmt noch brauchen. Sein Argument: Corona kann ja jederzeit wieder zurückkommen – und wer hat, der hat.
Die Tagesschau hat vor allem auch Nutzerzahlen im Text. 03.01.2023:
https://www.watson.ch/wissen/forschung/696897248-eine-maennergrippe-gibt-es-laut-studie-nicht
Der NDR zitiert den Bundesgesundheitsminister aber noch wesentlich weitgehender. Danach geht es nicht nur ums Warten auf die Wiederkehr des Virus, sondern um die Weiterentwicklung der App, die dann „mehr als die Corona-Funktionalitäten“ vorsieht. Die Nachricht ist nur kurz, im Ticker, 03.01.2022, 08:34 Uhr:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Corona-News-Ticker-Gladiator-fuer-Maskenpflicht-Ende-im-ganzen-Norden,coronaliveticker2242.html
Die Pandemie ist vorbei, sagen die einen. Und berufen sich dabei auf den Chef-Virologen der Charité, Christian Drosten. Die Pandemie ist nicht vorbei, sagen andere. Und berufen sich dabei auf den Chef-Virologen der Charité, Christian Drosten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stimmt Drosten zu: Wir sind in einer Endemie. Und sollen die noch geltenden Maßnahmen noch aufrechterhalten.
So weit die offiziellen Verlautbarungen. Der Alltag: Wahrscheinlich stehe nicht nur ich vor Bus und Bahn und habe meine Maske verbessen. Gut, dass die Jacke bzw. Tasche so viele Taschen bzw, Fächer hat. Meist steckt doch noch irgendwo eine Maske, die der Entsorgung doch noch nicht anheimgefallen ist. Und die Weihnachtsmessen? Selbstverständlich wieder maskenfrei. Und keine Frage: Diesmal gehörten die Ungeimpften wieder dazu. Erstaunlich: Die meisten Maskenträger versammelten sich, wie selbstverständlich und als gehörten sie genau dort hin, in der letzten Bank. Dort, wo früher die Männer saßen, damit sie nach der Messe … Gut, der Frühschoppen ist Vorvergangenheit und bietet sich bei der Christmette ja auch nicht wirklich an.
Und der Supermarkt: Die einen tragen Maske, die anderen tragen keine. Und weiter nichts.
Der Alltag ist zurück. Oder? Wie war das mit dem Eintritt ins Schwimmbad? Und wo liegt eigentlich der Impfpass? Der gelbe, nicht die App?
Solchen praktischen Alltagsfragen begegnet zu Jahresbeginn der BR mit Antworten: Welche App kann weg? 02.01.2023:
https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/brauche-ich-2023-noch-corona-apps,TRlZKUR
Gute Nachrichten für die Menschen in NRW: Ab dem 23. Dezember brauchen sie für den Besuch in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Gefängnissen keinen Test einer offiziellen Teststelle mehr vorzulegen. Es reicht die Auskunft, einen Selbsttest gemacht zu haben. Allerdings: Selbstverständlich wird ein offizieller Test erforderlich, wenn der Selbsttest positiv ausgefallen ist. Und: Die Einrichtungen können einen offiziellen Test einfordern, wenn sich der Verdacht ergibt, dass die Besucher Symptome zeigen, die auf Corona hindeuten können.
Diese neue Regel soll erst einmal bis Ende Januar gelten, so der Text beim WDR.
Nachricht beim WDR, 19.12.2022:
https://www1.wdr.de/nachrichten/lockerung-coronaregeln-pflegeheime-100.html
Ruhr-Nachrichten, 18.12.2022:
https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/neue-corona-regeln-in-nrw-testpflicht-fuer-heimbesucher-veraendert-sich-vor-weihnachten-w675010-2000699799/
Eine Ärztin aus Köln-Ehrenfeld ist verurteilt worden zu 4000 Euro Strafe, weil sie ein Maskenattest ausgestellt hat, das nicht notwendig war. Insgesamt war die Ärztin wegen 15 falscher Atteste angeklagt – aber sie wurde nur für einen einzigen falschen Attest verurteilt. Den hatte sie einer Journalistin ausgestellt, die sie inkognito um ein solches Attest gebeten hat. Den Bericht finden Sie im Kölner Stadt-Anzeiger, von dem die Recherche aus ausgegangen war. 14.12.2022:
https://www.ksta.de/koeln/koeln-aerztin-wegen-falscher-atteste-fuer-maskenverweigerer-verurteilt-379505?cb=4272859179755250
Auch die „Bild“ berichtet. Dort fügt sich auch die Nachricht über einen Bochumer Arzt an, der vom Vorwurf freigesprochen wurde, falsche Atteste ausgestellt zu haben. 13.12.2022:
https://www.bild.de/regional/koeln/koeln-aktuell/als-aerztin-falsches-attest-ausgestellt-strafe-fuer-corona-leugnerin-82244992.bild.html
Ausführlich berichtet die WAZ über den Bochumer Prozess, 13.12.2022:
https://www.waz.de/staedte/bochum/prozess-um-masken-pflicht-freispruch-fuer-bochumer-hausarzt-id237143009.html
In Weinheim soll eine Ärztin 4000 falsche Maskenatteste ausgestellt haben, doch der Prozess wurde vertagt. Hinter Bezahlschranke berichtet der Mannheimer Morgen am 13.12.2022:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-weinheimer-prozess-um-falsche-maskenattests-vertagt-demo-fuer-angeklagte-aerztin-_arid,2029078.html
Die Maskenpflicht im ÖPNV in Schleswig-Holstein endet am Jahresende. Bericht NDR, 13.12.2022:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/coronavirus/Corona-in-SH-Maskenpflicht-im-OePNV-faellt-Ende-des-Jahres,maskenpflicht764.html
Die Stadt Ulm gehört zum Bundesland Baden-Württemberg, die Stadt Neu-Ulm gehört zum Bundesland Bayern. Dazwischen fließt die Donau – und liegt die Grenze. Das trieb schon zu Napoleons Zeiten, der an dieser Misere nicht unschuldig ist, seltsame Blüten. Aktuell sind es die unterschiedlichen Maskenregelungen im ÖPNV, die zu humoristischen Betrachtungen Anlass geben. Theoretisch könnte man im Bus auf dem Weg von Ulm nach Neu-Ulm auf der Brücke über die Donau die Masken fallen lassen. Tut aber kaum einer. Isabella Hafner hat sich für den SWR in den Bus gesetzt und sich umgefragt, 13.12.2022:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/fahrgaeste-halten-an-maske-fest-100.html
Der BR hatte sich desselben Themas schon umfassend am 10.12.2022 angenommen:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/maskenpflicht-im-oepnv-in-neu-ulm-abgeschafft-in-ulm-nicht,TPckhbf
2018 hat die „Welt“ Kuriositäten, Historisches und Grenzproblematisches von genau dieser Grenze zusammengetragen. Angefangen in der Zeit, als die Ulmer ihr Gemüse aus ihren Gärten auf der anderen Seite der Donau verzollen mussten, wenn sie es über die Brücke nach Hause holen mussten, bis zur Polizei, die in den 70er-Jahren ihre Dienstwaffen nicht von Baden-Württemberg nach Bayern mitnehmen durften. Die Artikel beginnt mit der Wirtschaft, durch die die Grenze läuft. 02.01.2018:
https://www.welt.de/regionales/bayern/article172108098/Neu-Ulm-Die-Grenze-zu-Bayern-verlaeuft-mitten-durch-dieses-Gasthaus.html
Ein neues Schlagwort macht die Runde: Immunitätsschuld heißt es – und es soll das Defizit erklären, dass nach zwei Jahren pandemischer Maßnahmen bei der Immunabwehr vieler Menschen entstanden ist. Oder es soll andersrum erklären, warum derzeit so viele Menschen Atemwegserkrankungen davon tragen. Nun sind die einen völlig glücklich mit diesem Wort, die anderen völlig unglücklich. Ein gemeinsames, konkretes Verständnis dieser Immunitätsschuld gibt es auch nicht. Immunitätsschwäche und Expositionslücke sind dann die Hilfsvokabeln, die den Sachverhalt auch nicht viel besser klären können. Und über allem schwebt natürlich immer die Ideologie derer, die da gerade die Welt oder die Pandemie erklären.
Hier ein paar Links, die fürs „Vokabellernen“ nützlich sein könnten. (FAZ, Spiegel, Stern etc. berichten ebenfalls – aber hinter Bezahlschranke. Deswegen tauchen sie hier in der Linksammlung nicht auf.)
Der Focus dekliniert die „Immunschuld“ solange herunter, bis nach Definition aus der Medizinischen Hochschule Hannover nur noch ein Mangel an spezifischen Trainingseinheiten übrig bleibt. Der Artikel ist aber sehr hilfreich, um einen Überblick über die derzeitige Diskussionslage zu bekommen. 10.12.2022:
https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/immunsystem-durch-pandemie-geschwaecht-das-steckt-hinter-dem-begriff-immunschuld_id_180445638.html
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd) bietet am 08.12.2022 einen umfangreichen „Faktencheck“ zum Thema an:
https://www.rnd.de/gesundheit/rsv-welle-bei-kindern-ist-eine-immunschuld-die-ursache-LYUYPN2WRZCBNNCM4PPVDCPMVQ.html
Der NDR hatte sich schon am 24.11.2022 umfassend des Themas angenommen – und die Immunitätslücke als hilfreiche Vokabel gefunden:
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Keine-Immunschuld-als-Folge-der-Pandemie-Schutzmassnahmen,coronaimmunitaet100.html
Die heilige Corona hat einen eigenen Schrein im Aachener Dom – und der wurde 2020, aus aktuellem Anlass, aus dem Archiv geholt, entstaubt und auch in einer Ausstellung gezeigt. Dafür ist es nun wohl leider deutlich zu spät. Aber der Artikel auf der Seite der Aachener Domschatzkammer zeigt schöne Fotos - und klärt darüber auf, wieso die heilige Corona (möglicherweise) überhaupt in den Ruf kam, Schutzpatronin bei Seuchen zu sein.
https://www.aachener-domschatz.de/die-heilige-corona-ruht-in-der-aachener-domschatzkammer/
Hausarztpraxen und Psychotherapeuten verzeichnen wieder Zuläufe. Während der Hochzeit der Pandemie waren die Wartezimmer leerer geworden. Die Tagesschau trägt Zahlen zusammen, 12.12.2022:
https://www.tagesschau.de/inland/arztbesuche-101.html
Sachsen-Anhalt schafft die Maskenpflicht ab. FFP2-Masken müssen aber nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz in Gesundheitseinrichtungen weiterhin getragen werden. MDR, 06.12.2022:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/corona-regeln-maskenpflicht-nahverkehr-abgeschafft-100.html
Auch Bayern schafft die Maskenpflicht ab, BR, 06.12.2022:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/bayern-prescht-vor-maskenpflicht-in-bus-und-bahn-faellt-weg,TOZm5rO
Das Land Bremen bleibt bei der Maskenpflicht woh. bis Ende März, buten un binne, 06.12.2022:
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/corona-maskenpflicht-gesundheitsminister-bremen-niedersachsen-100.html
In NRW steht die Maskenpflicht noch nicht auf der Kippe, der WDR berichtet über die Tendenzen - auch über NRW hinaus, 06.12.2022:
https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/oepnv-maskenpflicht-nrw-corona-100.html
Wo gilt sie noch, die Isolationspflicht? Da die Regelungen Ländersache sind, wird’s nicht einheitlich. Und jetzt kommt noch die Frage hinzu: Wie gilt sie denn überhaupt – die Isolationspflicht. Das Land NRW hat die Testpflicht am Ende der fünf Tage gestrichen, die Isolationspflicht aber beibehalten. Hier ein kurzer Überblick, was in welchem Bundesland gilt. Geordnet chronologisch nach Datum der Quellen.
Das Land NRW ändert zum 30. November die Quarantäneverordnung: Wer positiv auf Corona getestet ist, muss sich immer noch fünf Tage in Isolation begeben, aber die Pflicht zum Freitesten entfällt. Hier die Pressemitteilung vom Land NRW, 23.11.2022:
https://www.land.nrw/pressemitteilung/anpassung-der-test-und-quarantaeneverordnung-testpflicht-zur-freitestung-entfaellt
Die Regelungen in den anderen Bundesländern: Nach Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben auch Hessen und Rheinland-Pfalz die Isolationspflicht ganz aufgehoben. Niedersachsen hat sie verlängert. Bericht Ärzte-Zeitung, 22.11.2022:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/139028/Weitere-Laender-heben-Isolationspflicht-fuer-Coronainfizierte-auf-andere-verlaengern-sie
Im Land Brandenburg ist die Isolationspflicht bis zum 21.12.2022 verlängert worden. Bericht rbb, 22.11.2022:
https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2022/11/maskenpflicht-isolationspflicht-kabinett-brandenburg.html
Sachsen-Anhalt hat die bisherigen Regelungen zur Eindämmung von Corona bis zum 07.12.2022 verlängert. Am 06.12.2022 wird im Kabinett auch die Isolationpflicht diskutiert. In: „Du bist Halle“, 22.11.2022:
https://dubisthalle.de/sachsen-anhalt-verlaengert-corona-eindaemmungsverordnung-beratungen-ueber-masken-und-isolationspflicht-in-zwei-wochen
„Wir werden einander viel verzeihen müssen.“ – Den Satz haben Sie bestimmt noch gerade eben irgendwo gehört oder gelesen. Aber wie war das noch? Wo war das noch? Der Autor dieses Buches über die Pandemie heißt Jens Spahn, er war damals, das heißt also vor Kurzem noch, Bundesgesundheitsminister. Und ich weiß nicht so ganz genau, was mir der Bundesgesundheitsminister verzeihen soll. Was wir ihm aber verzeihen sollen, ist seit Erscheinen des Buches Ende September gern wieder im öffentlichen Gespräch. Zuallererst ist da natürlich die Maskenaffäre. Und dann gibt es da auch noch Beteiligungen, die schon vor 2010 einen eigenartigen Eindruck hinterlassen haben. Darum kümmert sich die Deutsche Apotheker Zeitung in ihrem Artikel.
Hier also eine kleine Linkliste, die Ihnen vielleicht bei der Auswahl der Themen helfen kann, wenn Sie dem Ex-Bundesgesundheitsminister das Eine oder das Andere oder gar viel verzeihen wollen:
- Zuerst der Link zum Buch bei Amazon. Dort macht die Buchbesprechung viel Freude: „Wie ein Orkan ist die Pandemie übers Land gefegt. Nichts ist mehr, wie es war. Zum ersten Mal berichtet jetzt Jens Spahn sehr persönlich aus dem Zentrum des Orkans.“ Freude macht auch der „Blick ins Buch“: Bis Seite 37 können Sie Spahn kostenlos lesen.
https://www.amazon.de/werden-einander-viel-verzeihen-m%C3%BCssen/dp/3453218442
- Jens Spahns Auftritt bei Chez Krömer am 31.10.2022, rbb, können Sie hier nachsehen:
https://www.youtube.com/watch?v=BkxS5-vgaMw
- Die Maskendeals waren am 16.11.2022 Thema bei Plusminus in der ARD:
https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/maskendeals-millionen-abgelaufene-masken-sollen-verbrannt-werden/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy8wMmJkMDBlZi00M2VhLTRiYTEtODRlMC1lMmUyYzA1OGFkZDI
- Die Deutsche Apotheker Zeitung kümmert sich gründlich um die Agentur Politas, die Jens Spahn 2006 zusammen mit Max Müller und Markus Jasper gegründet hat, um „die Gesundheitsbranche ein bisschen aufzumischen“. Artikel vom 22.11.2022:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/11/22/das-war-ein-bloeder-fehler
- „Die Geschichte von Jens Spahn und Max Müller“ war der Apotheke adhoc schon 1m 20.09.2018 Überschrift und Artikel wert:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/politik/die-geschichte-von-jens-spahn-und-max-mueller-biographie/
Zurück zum Buch. Und zu Amazon. Dort haben, Stand 22.11.2022, 11:34 Uhr 59 Prozent der insgesamt 79 Rezensenten Herrn Spahn nur mit einem Stern geschmückt. Fünf Sterne gab es immerhin von 24 Prozent der Rezensenten. Für eine Mehrheit reicht das nicht wirklich. Und an dieser Stelle könnte mir Jens Spahn vielleicht meine Schadenfreude verzeihen. Muss er aber nicht.
"Long Covid bei Kindern“ steht als Dachzeile über dem Artikel von Birte Müller in der taz vom 14.11.2022. Damit ist das Thema genau benannt – und der Leser hat trotzdem kaum eine Vorstellung von dem, was mit dem Artikel auf ihn zukommen wird an Eindrücken und Schrecken. Ein halbes Jahr lang hat die Tochter, hat die ganze Familie gekämpft. Und der Schrecken umfasst mehr als das Ausmaß der Krankheit. Es ist vor allem die Umwelt, das System, die Reaktion der Ärzte und Psychologen, die erschrecken. Lesetipp:
https://taz.de/Long-Covid-bei-Kindern/!5891848/
In Bayern und Baden-Württemberg ist die Isolationspficht für Corona-Infizierte abgeschafft, in Schleswig-Holstein dauert sie noch bis Donnerstag - und Hessen ist auf dem Weg. Mehr bei der Tagesschau, 15.11.2022:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-isolationspflicht-wegfall-101.html
Das ZDF nimmt das Ende der Isolationspflicht in einigen Bundesländern zum Anlass zu einer Grundsatzdiskussion: Brauchen wir überhaupt noch Maßnahmen und Regeln? Das Fazit vorweg: Die einen sagen so, die andern sagen anders. Doch es geht ja im Artikel auch eher um Meinungsbild und Bandbreite, 14.11.2022:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-massnahmen-isolation-maskenpflicht-100.html
Dass diese Forderung aus Schleswig-Holstein kommt, lässt den Leser aus Köln nur lächeln: Keine Maskenpflicht mehr in Bus und Bahn. Wunderbar – aber wer und wo fährt in Schleswig-Holstein Bus und Bahn? Der Spott mag naheliegen. Doch die Wirklichkeit ist ja immer auch anders: Busse und Bahnen in Köln sind schon lange nicht mehr so voll, wie damals, als wir Corona noch wahlweise für ein Bier oder die Krönung hielten.
Also kein Lächeln über leere Busse in Schleswig-Holstein, in denen die Maskenpflicht gefühlt mindestens so unnötig ist wie in einem Supermarkt in Köln, der tatsächlich auch nicht mehr so voll ist, wie er damals war, als wir Corona noch wahlweise für ein Bier oder die Krönung hielten.
Vielleicht ist dieser Vorstoß ja genau das: eine Krönung. Denn Schleswig-Holstein, genauer gesagt, Ministerpräsident Daniel Günther, CDU, strebt nach Höherem. Der Wegfall der Maskenpflicht in Bus und Bahn soll natürlich möglichst bundeseinheitlich beschlossen werden.
Günthers Einsatz kommt nicht von ungefähr. Vier Bundesländer, darunter auch Schleswig-Holstein, wollen die Isolationspflicht bei Corona abschaffen. Insofern ist die Abschaffung der Maskenpflicht in Bus und Bahn doch tatsächlich die Krönung – oder das Sahnehäubchen.
Im Hintergrund singt und summt die FPD die richtigen Adjektive: eigenverantwortlich, selbstständig. Man würde auch dieses Adjektiv noch erwarten: mündig. Doch das Erstaunliche ist: Vom mündigen Bürger redet grade keiner. Zumindest nicht offen. Denn dann müsste ja auch genauso offen vom entmündigten Bürger die Rede sein. Und das ist vielleicht viel zu riskant.
Da dreht sich was. Oder da dreht wer was. Die Neue Züricher Zeitung und die „Welt“ blicken zurück. Darauf, dass der Umgang mit den Ungeimpften eine unmögliche Ausgrenzung war. Die noch dazu ungerechtfertigterweise geschah. Vielleicht ist das ja ein Anfang dazu, eine Spaltung zu überbrücken, die im Alltag nicht nur den Ungeimpften gegenüber stattgefunden hat. Abstand wird ganz schnell auch zur Abgrenzung. Und dann ist es nicht mehr weit zur Ausgrenzung. Vielleicht darf dieses Jahr Weihnachten wieder jeder zum Krippenspiel – und nur Maria und Josef müssen aufs Neue gucken, wo sie eine Bleibe finden.
Hier die bemerkenswerten Kommentare:
Benedikt Neff kommentiert in der Neuen Züricher Zeitung. Überschrift: „Die Schikanierung der Ungeimpften basierte auch auf falschen Informationen. Ein Rückblick auf eine soziale Ächtung.“
11.11.2022:
https://www.nzz.ch/meinung/corona-die-schikanierung-der-ungeimpften-ld.1711507
Die „Welt“ führt als Kategorie den Begriff „Corona-Aufarbeitung“ ein. Darunter ein Kommentar von Jakob Hayner: „Wir müssen über die ,Tyrannei der Ungeimpften‘ reden“. Hinter Bezahlschranke, 11.11.2022:
https://www.nzz.ch/meinung/corona-die-schikanierung-der-ungeimpften-ld.1711507
Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein wollen die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufheben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Bedenken.
Die „Welt“ am 11.11.2022:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article242075043/Neue-Phase-Bundeslaender-wollen-Corona-Isolationspflicht-aufheben-Lauterbach-uebt-Kritik.html
t-online, 11.11.2022:
https://www.t-online.de/nachrichten/corona-krise/id_100078850/aufhebung-der-isolationspflicht-gesundheitsminister-lauterbach-protestiert-kommt-zur-unzeit-.html
Laut wird’s derzeit um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Und auch Lauterbach selbst wird laut. Ob die verschiedenen Verlautbarungen zur Läuterung so mancher unlauterer Zu- und Umstände hinreichen?
Für die ePa zum Beispiel soll nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers ein Opt-out-Verfahren eingeführt werden. Gut, dieses Kunstwort versteht nicht jeder in diesem Zusammenhang auf Anhieb. Das kann ja auch sinnvoll oder gar gewollt sein. Der Ausgangspunkt: Der elektronischen Patientenakte (ePa) fehlt noch das, was man in anderen Zusammenhängen das Coming Out nennen würde. Bislang ist die ePa nur out. Weder Opt noch Coming. Auch weil sie fast nichts kann, so die Spekulation im Handelsblatt am 07.11.2022:
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesundheit-jeder-soll-automatisch-e-patientenakte-erhalten-lauterbach-bringt-opt-out-verfahren-auf-den-weg/28791320.html
Aber spätestens nach der Erklärung der Opt-out-Funktion ist’s klar. Die Option des Lauterbach lautet: Jedem seine ePa. Per se und im Grundsatz. Wer die ePa nicht will, ist zum Output verpflichtet. Will sagen: Muss Widerspruch einreichen. Oder „Opt out“. Beim Organspendeausweis sprach man noch von der Widerspruchslösung. Die Option, ein Out auszusprechen, ist da doch gleich viel gefälliger. Doch selbst wenn sich das Wort so anhört: „Opt out“ geht nicht auf Knopfdruck. Stattdessen aber gibt es ein Vierstufenmodell. Stufe 1: Wer der ePa nicht widerspricht, der hat sie. Und Stufe 2 bis 4 könnten dann wohl genauso gut als „Opt in“ gekennzeichnet werden. Vielleicht aber darf man sich dort aber dann immer noch outen, das Ganze ist bislang ja überhaupt nur eine Idee, die es zum Gesetzesvorschlag noch bringen muss. In Stufe 2 „opten“ Sie, so der Plan, ob Ihr Arzt Daten einstellen darf, Stufe 3 ist zuständig, wenn der (oder ein?) Arzt eingestellte Daten auch lesen dürfen soll und Stufe 3 ist so etwas wie die „Spenderstufe“. Dort können Sie anonym Ihre Daten an die Forschung spenden. Auf dieser Stufe ruht Lauterbachs ganze Hoffnung, weiß das Handelsblatt.
Nächstes Thema: 240 Millionen Euro will der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Kliniken für die Geburtshilfe zur Verfügung stellen. Diese Titelzeile hat, schon rein optisch, einen enormen Output, wenn man Lauterbach googelt. Doch wer diesen Output gründlich auswertet, der findet daneben auch die Meldung, dass Mütter und Hebammen eine Petition starten. Denn Karl Lauterbach will die Hebammen aus dem Pflegebudget nehmen, heißt es. Die Befürchtung: Wenn dann die Krankenhäuser die Hebammen selbst finanzieren müssen, werden Hebammen durch Pflegekräfte ersetzt, die in der Geburtshilfe und Nachbetreuung unerfahren sind. Der Focus berichtet am 07.11.2022:
https://www.focus.de/gesundheit/news/neuer-finanzierungsplan-streicht-hebammen-aus-dem-pflegebudget-hebammen-starten-petition-gegen-geplante-lauterbach-reform_id_178045121.html
Und dann steht ja noch ein ganz anderes Outing im Raum. Die Kita-Schließungen, so Lauterbachs kürzliche Verlautbarungen, sollen unnütz gewesen sein. Hier sucht nun die Union nach dem großen Opt-out-Schalter und fordert das Urteil einer unabhängigen Expertengruppe. Merkur 05.11.2022:
https://www.merkur.de/politik/corona-massnahmen-virus-pandemie-union-cdu-csu-expertengruppe-lauterbach-gestaendnis-gesundheitsminister-91896226.html
Ja, hinterher ist man immer klüger. Und ja, der Bundesgesundheitsminister, der die Kitas geschlossen hat, als die Pandemie unaufhaltsam uns erschien, hieß nicht Karl Lauterbach. Es war der andere. Es war Jens Spahn. Und ja, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Das weiß wahrscheinlich auch jeder Bundesgesundheitsminister.
Und in dieser Porzellankiste – quasi die Büchse der Pandoramie – sind die allermeisten Kita-Kinder jetzt zwei Jahre lang groß geworden: Nichts umwerfen, nichts anstoßen, nichts falsch machen, nichts anfassen, nur nicht bewegen. Vorsicht. Mutter. Nein, Vorsicht: Vater Staat. Es war Vater Staat der für die Mütter (und natürlich auch für die Väter) die Lebenswelt der Kinder mit Porzellankisten ausgestattet hat.
Und nun, es ist fast zynisch, stellen Robert-Koch-Institut und die Deutsche Jugendstiftung fest, nachdem sie die nach den ersten Pandemiejahren vorliegenden Ansteckungsdaten ausgewertet haben: Die Schließungen der Kitas waren unnötig. Kitas waren kein Ort der Ansteckung. Und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lässt diese Erkenntnis derzeit verlautbaren. (Bericht in der Tagesschau, 02.11.2022, https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/corona-studie-109.html).
Wie gesagt: Hinterher ist man immer klüger.
Aber halt! Stopp. Ganz hinten, ganz tief versteckt ist da doch noch eine Erinnerung. Hat es nicht am Anfang der Pandemie immer auch geheißen, dass das Virus die Kinder eher selten trifft? Und dann waren Theorien aus dem Nichts oder aus der Porzellankiste, vielleicht auch aus Pandoras Büchse gewachsen, nach denen die Kinder zwar nicht erkranken, aber das Virus quasi incognito weitergeben. Und dann waren die Kitas geschlossen worden und die Kinder – samt Eltern – in häuslichen Porzellankisten gefangen. (Das englische Fachwort lautet: Home-Office.)
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