Ganz offensichtlich ist das von der Koalition im Vorfeld angekündigte Primärarztsystem institutionell noch nicht stringent bzw. öffentlich nicht stringent durchdiskutiert. Oder: Die eine Seite weiß nicht, was die andere Seite redet. Oder: Die Medien picken sich hier dieses Zitat und dort jenes. Schwierig, sich ein Bild zu verschaffen. Denn eines ist deutlich: Viele Meinungsäußerungen sind sprachlich so gestaltet, dass man sie auch wenden könnte, wenn es denn nottun sollte. Und auch die KBV kann man so oder so zitieren. Das ist nicht nur eine Frage des Standpunktes, sondern auch eine Frage des Zeitpunktes. Wir picken dann an dieser Stelle mal mit:
Der Hausärztinnen- und Hausartverband Baden-Württembergs arbeitet in seiner Stellungnahme ein wenig pauschal: Er zitiert – ohne genaue Quelle – die KBV, die von „unrealistischen Erwartungen“ spreche, die mit dem Primärarztsystem verbunden sei. Dagegen widerspricht der Verband aufs Gründlichste in seiner Pressemitteilung vom 19.05.2025:
https://www.haevbw.de/Presse/2025_05_19_pm_pas~n-15311
Das Deutsche Ärzteblatt aber zitiert Andreas Gassen, den Vorstandsvorsitzenden der KBV – allerdings fünf Tage früher – am 14.05.2025, dass es keine größere „Friktionen“ zwischen Haus- und Fachärzten gebe:
https://www.aerzteblatt.de/news/kassenarztliche-bundesvereinigung-patientensteuerung-auftrag-an-den-kollektivvertrag-fd43ab69-aaf7-49ea-b1ba-8ad521c61999
Die Bayrische Staatszeitung geht am 16.05.2025 mit dem zu erwartenden Primärarztsystem konform und verweist auf das Konzept „Häppi“, das der Hausärzteverband zusammen mit der Universität Heidelberg entwickelt habe. Das Modell beinhaltet nicht nur die Arbeit zusammen mit Physician Assistants, sondern umfasst auch betriebswirtschaftliche Unterstützung:
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/politik/detailansicht-politik/artikel/hausaerzte-werden-zu-torhuetern.html#topPosition
(Infos zum Konzept „Häppi“ beim Hausärzteverband: https://www.haev.de/themen/haeppi)