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Oh Schneck, lass nach! Eine kleine kosmetische Zeitreise

So unbeliebt die Schnecke im Garten ist, so beliebt ist sie, vielleicht sogar seit Menschengedenken, in der Kosmetik. Ein Geheimtipp, der in den Foren des Internets längst nicht mehr geheim geblieben ist, ist Seife mit Schneckenschleim. Die ist offenbar so beliebt, dass Sie sie selbst bei einer Supermarkt-Kette für 4,43 Euro online kaufen können. Reich an Allantoin, Collagen und Elastin – und von großem Nutzen für die Haut, heißt es dort. Sie können aber auch bei einem Anbieter mit edlerem und sprachlich anspruchsvollerem Auftreten 8,99 Euro für ein 150-Gramm-Stück zahlen. Dort wird Ihnen auch zusätzlich zur Seife und Gesundheit noch das Erlebnis verkauft: „Genießen Sie beim Duschen mit Schneckenschleim Naturseife den doppelten Schub natürlicher Wirkstoffe!“ und etwas weiter: „Beginnen Sie jetzt Ihre Reise zur schönen Haut!“

Damit Sie nicht denken, ich will Sie jetzt vergackschnecken oder verschneckeiern, hier der Link:
https://www.hamamworld.de/products/schneckenschleim-seife?variant=43617781219595&currency=EUR&utm_medium=product_sync&utm_source=google&utm_content=sag_organic&utm_campaign=sag_organic&gad_source=1&gclid=Cj0KCQiA35urBhDCARIsAOU7QwmdNyTwhblNjG8U5xSK3DRk6ljb5us2K5gUxT7klTQ8GN7AZJxFYCsaAqtzEALw_wcB

Es geht aber sprachlich noch viel mehr: Schneckenschleim ist nämlich, glaubt man Nume-Lab, der „heilige Gral der Hautpflege“:
https://www.nume-lab.com/de/schneckenschleim-extrakt-hautpflege/

Vielleicht sind die Angebote ja deswegen so zahlreich. In Drogerien, Online-Apotheken, als Creme, als Lotion, als Seife, als Salbe, als Duschgel, in Flaschen, in Tuben, in Stücken, in Dosen, edel, in Papier ….

Aber: Neu ist dieser Trend ganz und gar nicht. Vielleicht hat ja auch schon Cleopatra hin und wieder statt in Eselsmilch in Schneckenschleim gebadet, wer weiß? Das Nationalmuseum der Schweiz weiß zumindest ganz genau – von Ovid und Plinius – was die Römerin dafür getan hat, damit ihr Antlitz schön bleich bleibt: ein Pulver aus getrockneten Schnecken gemischt mit Saubohnenmus half da weiter. Und da das Nationalmuseum noch mehr schöne Dinge weiß, gibt es hier den Link zum Weiterlesen:
https://blog.nationalmuseum.ch/2017/03/lehmpackungen-und-eselsmilch-fuer-glatte-und-faltenlose-haut/

Aber nicht, dass Sie denken, das sei ja alles in der Antike und so weiter. Wenn man dem Aachener Anzeiger von 1897 glauben darf, waren schwarze Schnecken noch im 19. Jahrhundert ein bedeutendes Hilfsmittel gegen Sommersprossen. Der Text von damals ist nicht nur wunderschön, er ist in gewisser Weise sogar zeitlos gültig:

„Die moderne Wissenschaft hat eine neue Medizin und eine neue Pharmacie geschaffen, die oft genug mit der alten nur den Namen gemeinsam hat. Wir lächeln spöttisch und amüsiert über die Heilmittel unserer Ahnen, und doch – schauen die alten, scheinbar längst begrabenen Ideen aus Ecken und Winkeln nicht noch heute heraus? Wenn uns gegen Sommersprossen ,schwarze Schnecken‘ oder gegen Fieber ,Lindenblätter, in der ersten Maivollmondnacht gepflückt‘ geraten werden, wenn die Mutter, in manchen Gegenden, ihr Kind zu einer Leiche trägt, um durch Auflegen der Leichenhand ein Muttermal vertreiben zu lassen, sind diese und unzählige andere Dinge etwas anderes als die Götter der alten Medizin, die, von der Wissenschaft entthront, als Spukgestalten im Walde des Aberglaubens ihr Dasein fristen?“

Aachener Anzeiger, 21.4.1897, 4. Blatt, zu finden in Zeit.punkt NRW:
https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/6618246

Damit sind wir bei der Wissenschaft angekommen und springen rasch zurück in die Gegenwart: „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass“ – Sie kennen das Lied? Muss man nicht kennen. Aber die Forschungsergebnisse aus Zeltlagern vergangener Tage lauten: Dass Marmelade Fett enthält oder wahlweise auch, dass Coca-Cola Schnaps enthält …

Nun – und jetzt aber ernsthaft – hat die Wissenschaft wieder was festgestellt: Der Schleim der Großen Achat-Schnecke, die ist gerade in der Beauty-Szene besonders begehrt, enthält Parasiten und Krankheitserreger. Der übelste ist der Ratten-Lungenwurm, der die eosinophile Meningitis auslösen kann.

Das alles – und noch viel mehr – in der National Geographic vom 23.11.2023:
https://www.nationalgeographic.de/tiere/2023/11/kurioses-haustier-gesundheitsrisiko-afrikanische-riesenschnecke?utm_source=pocket-newtab-de-de

Jetzt ist der Schneckenrundumschlag schon fast fertig. Der wichtigste Aspekt allerdings fehlt noch: Was sagt die Schnecke selbst zum Thema? Sie wird nämlich im übelsten Fall in der Zentrifuge geschleudert, damit die Produzenten ihr Produkt nur noch von der Glaswand abnehmen müssen. Schluss mit der Tierquälerei, sagte schon am 30.10.2022 das Portal Utopia:
https://utopia.de/ratgeber/schneckenschleim-fuer-die-haut-dunkle-seite-des-wunder-wirkstoffs/

Nein, das war doch noch nicht alles, was schneckt. Man kann Schnecken ja schließlich auch essen. Die Franzosen wissen das schon lange, andere Feinschmecker auch. Doch es kommt gegenwärtig noch etwas dazu: Die Schnecke ist Trend. In der Slow-Food-Bewegung. Das liegt nicht – und dieser Witz liegt nahe und ist abgeschrieben aus der nachfolgenden Quelle – an der Langsamkeit der Schnecke, sondern an ihrer Nachhaltigkeit. Der „Schneckenanbau“ ist sozusagen kostengünstig. Die Infos dazu, und jetzt werden Sie vielleicht doch ein wenig staunen, liefert, lecker aufbereitet, American Express:
https://www.americanexpress.com/de-de/amexcited/explore-all/food/schnecken-essen-21023

Bleibt mir nur noch: Guten Appetit und bleiben Sie gesund!

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