Und schon wieder ein coronarer Papiermangel: Die GKV, die mögliche Impfpflicht und der unmögliche Aufwand
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) argumentiert gegen die Umsetzung einer gesetzlichen Impfpflicht auf Seiten der Krankenkassen – und sorgt mit seinen Argumenten durchaus auch für Spott. Denn worum es wirklich geht, ist klar – und wir auch von der GKV so benannt. Die GKV fürchtet, dass die ganze Verwaltung auf die Krankenkassen abgeschoben wird. Vor allem aber, dass das Vertrauenverhältnis zu den Patienten doch sehr darunter leiden wird, wenn nun die Krankenkassen verpflichtet werden sollten, ungeimpfte Patienten der Bußgeldstelle zu melden.
Das Argument leuchtet unmittelbar ein, steht aber in der Berichterstattung in zweiter Reihe. Der wahre, wirkliche, große und schwere Grund, den die GKV benennt: Papiermangel. Es fehle an Material für die 120 Millionen Schreiben.
Die Reaktionen in der Presse? Unterschiedlich. Der WDR zum Beispiel hat den Bundesverband der Papierhersteller befragt. Der sagt natürlich: Papier ist da. Ist halt nur teuer. Bericht am 21.03.2022:
https://www1.wdr.de/nachrichten/wirtschaft/impfpflicht-papiermangel-100.html
Der ganze – auch mediale – Diskussionsverlauf wird bei t-online widergespiegelt. Denn am Ende fühlte sich die GKV grundsätzlich missverstanden. Gegen eine Impfpflicht sei sie nicht. Nur gegen die Abschiebung des Aufwands (so meine vielleicht etwas saloppe Übersetzung). Auf jeden Fall hilft Ihnen dieser Artikel beim Überblick (21.03.2022):
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_91871374/corona-impfpflicht-wegen-papiermangel-nicht-umsetzbar-.html
In der Tagesschau ist nur von 60 Millionen Anschreiben die Rede – und von der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums, dem keine Erkenntnisse zum Papiermangel vorlägen. Bericht 21.03.2022:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-impfpflicht-papiermangel-gkv-101.html
Das Handelsblatt verweigert wacker jeden humoresken Unterton – und formuliert sachlich die Bedenken der GKV, der Arbeitgeber und der Krankenhäuser. Bericht 21.03.2022:
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/corona-regeln-wegen-papiermangel-krankenkassen-halten-impfpflicht-fuer-nicht-umsetzbar/28183830.html
Die Stuttgarter Zeitung aber hat sich einen Spaß daraus gemacht, die wichtigsten und/oder witzigsten Reaktionen im Netz zusammenzutragen, 21.03.2022:
Netzreaktionen: Impfpflicht und Papiermangel – „Dümmste Ausrede ever“ - Politik - Stuttgarter Zeitung (stuttgarter-zeitung.de)
Bitterböse reagiert Heinz Gorr am 22.03.2022 im BR. Er malt das Bild vom missmutigen Mann (manchmal sind Rollenklischees doch praktisch!) im grauen Arbeitskittel, der in zehn Minuten Feierabend hat - und eben die Impfpflicht auf Seiten der Krankenkassen nicht bearbeiten kann. Am Ende lässt Gorr drucken. In China:
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowelt/ende-der-welt-impfpflicht-scheitert-am-papiermangel-100.html
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