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Die Folgen der Askese: Essen ohne alles ...

Pizza ohne Käse, Pizza mit Käse, der in Wirklichkeit aber gar kein Käse ist, Schnitzel ohne Fleisch, Würstchen ohne Wurst, Sekt ohne Alkohol: Die lebensmitteltechnologische Deklination des Wörtchens „ohne“ kennen wir rauf und runter. Aus der Presse, aus dem wirklichen Leben, aus der Werbung. Nur die hochprozentigen Spirituosen sind noch immer vollständig „mit“. Und zwar mit Prozenten. Aber die Spirituosen sind ja auch eher was für Alkoholiker oder für Ausnahmen.

Schön waren ja bis vor Kurzem auch die Haribo-Tüten, auf denen ein Hinweis verkündete: „Ohne Fett“. Das steht dort mittlerweile nicht mehr. Jetzt wurde das Schildchen ersetzt durch die Aufschrift „Zum Teilen“.

Nun ist das Wörtchen „ohne“ an und für sich ja überhaupt nicht tendenziös oder programmatisch. Auch nicht subversiv, alternativ, verlogen oder verbogen. Es zeigt einfach nur das Fehlen von Etwas an. Das kann programmatisch oder gesund sein, und es kann Teil einer Vertuschung sein mit Gewinnmaximierung als Absicht, zum Beispiel. Und manchmal kommen beim „Ohne“ auch alle möglichen Absichten und Erkenntnisse zusammen.Zum Beispiel dann, wenn der Kunde in der Pommesbude die klassische Pommes "mit ohne alles" bestellt. Das ist Purismus, Askese und Genusssucht aufs Grundlegendste vereint. Wenn aber nun ein Kunde in den USA beim Subway einen Tuna-Sub bestellt, dann liegt die Absicht zur Askese möglicherweise gar nicht bei ihm selbst.

Die US-Kette Subway scheint nämlich dort so etwas wie veganen Thunfisch ohne Fisch entdeckt zu haben, den sie allerdings keineswegs als solchen vermarktet oder gar bekennt. Veranlasst durch den Auftrag einer Journalistin, konnten Labore im Thunfischbrötchen von Subway nämlich keinen Thunfisch, also keine DNA, nachweisen. Die Kette Subway selbst hält diesen Test für eine Episode aus dem Kapitel, Anwälte profilieren sich auf Kosten der Lebensmittelindustrie, und beteuert, dass der Thunfisch bei ihnen unbedingt aufs Brot kommt – und zwar im Mix mit Mayonnaise.

Nachzulesen, mit mehr Infos, bei den Stuttgarter Nachrichten, 23.06.2021:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.untersuchung-der-new-york-times-labor-findet-keinen-thunfisch-im-subway-tuna-sub.2a12bc84-d1b4-4e9a-8fea-ea565c6f78db.html

Bleibt nur ein Schluss möglich: Mayonnaise ist ein echter DNA-Fresser. Sicher aber ist nach diesem Bekenntnis: Subway serviert offenbar Thunfisch ohne DNA. Wie man das werbetechnisch vermarkten will, darüber könnte man doch noch nachdenken. Vielleicht geht die Brücke ja über die Gentechnologie. Aber das ist jetzt nicht mehr mein Job.

Da teile ich doch lieber die Haribo (ohne Fett) mit Freunden. Oder ich warte weiter auf die Schokolade ohne Zucker und Fett. Wenn dann die Schokolade ihr Fett weg hat, brauche ich sie wahrscheinlich auch mit niemandem mehr zu teilen.

Ganz am Ende meiner Betrachtungen keimt in mir dann doch noch eine Frage: Wann wird uns ein Produkt serviert „ohne Geschmack“. Aber, hier klingelt die Erinnerung: Das hatten wir schon längst. Als das Wörtchen „ohne“ noch nicht annähernd in Mode war, in den 70er-Jahren, hieß das Mineralwasser für gewöhnlich: Sprudel ohne Geschmack. Vielleicht nicht auf dem Etikett, das weiß ich nicht mehr, gewiss aber am Tresen und am heimischen Kühlschrank. Heute, und da offenbart sich vielleicht schon die Abkehr vom „Ohne“, steht auf dem Etikett: „Sprudel mit Geschmack“. Aber auch „ohne Kalorien“, wahlweise „ohne“ Kohlensäure. Beim Geschmack können Sie dann alles Mögliche wählen: Mango, Zitrone, Lemon, Granatapfel. Alles mit.

Das gibt Hoffnung. Denn sonst müssten wir befürchten, dass uns die Lebensmittelindustrie demnächst Nahrungsmittel ganz ohne Nährwert auftischt. Wobei: Der Geschmack des Sprudels mit Geschmack und ohne Kalorien kann beim Nährwert nur noch Wert aufs Mineral legen.

Dann wird’s wohl doch noch so kommen, dass uns irgendwann der Nährwert als Mehrwert verkauft wird.  

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