Capitation - Der Weg in die Zukunft?
Capitation ist das neue Zauberwort im Gesundheitswesen – oder es soll noch eines werden. Neu ist der Begriff nicht – klar umrissen ist er offenbar auch nicht. Einfacher ist es, die Interessen hinter dem Wort auszumachen. Es geht um die Bezahlung, die sich nicht an der Behandlung, sondern an der Gesundheit ausrichten soll. Pauschal. Cashonline berichtet mit Begeisterung von dem System – und davon, was Patienten davon halten. Sinnigerweise, ohne dass diese Patienten ein Captiation-System oder wenigstens den Begriff kennen. Deswegen wirken die Fragen in der zugehörigen Umfrage passend gemacht, so dass den Antworten der Patienten gar nichts anderes übrigbleibt als die Bestätigung.
So begeistert der Artikel ist, so lieblos ist er – journalistisch gesehen – zusammengeschustert. Wie Capitation im deutschen Gesundheitswesen aussieht oder aussehen könnte, bleibt bis zum Schluss unklar. Fadenscheinig ist der Artikel auch, so dass der Leser wenigstens die Absichten des Autors ahnt. Die sprachliche Verwandtschaft von Capitation und Capital ist offensichtlich. Wörtlich übersetzt bezeichnet Capitation die Kopfsteuer – und auch das Kapital geht aufs lateinische Haupt (Kopf, caput) zurück.
Wegen des Zeitgeistes und der Zukunft dennoch der Link – und ein paar andere Hinweise:
- Cash online, 4.7.2019:
https://www.cash-online.de/berater/2019/pauschale-fuer-gesundheit-statt-behandlungen-bezahlen/472875# - Der englischsprachige Wiki-Artikel über Capitation im Gesundheitswesen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Capitation_(healthcare) - Im deutschen Wikipedia wird man unter dem Artikel „Integrierte Versorgung“ fündig: „Populationsgestützte Versorgung bedeutet im Gegensatz zur indikationsspezifischen Versorgung, dass die Leistungserbringer über Kopfpauschalen (engl. Capitation) bzw. Gesundheitsprämien pro eingeschriebenem Versicherten vergütet werden, gegebenenfalls beschränkt auf eine bestimmte Region. In Reinform, wie sie in den USA gelebt wird, sind solche Verträge bislang in Deutschland noch im Pilotstadium, doch Ärztenetze und bundeslandweite hausarztzentrierte Versorgungsmodelle (AOK Sachsen, Barmer Hausarztvertrag für bestimmte Gebiete in Deutschland) stellen erste Schritte in diese Richtung dar.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Integrierte_Versorgung - Schlauer wird man auch beim „Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen“, Kapitel Managed Care, Unterpunkt Capitation:
https://www.svr-gesundheit.de/index.php?id=208 - Auch im englischsprachigen Portal Healthleaders macht Capitation gerade Furore – hier ein Artikel über ein Modell auf Hawaii (2.7.2019):
https://www.healthleadersmedia.com/clinical-care/new-capitation-payment-model-primary-care-boosts-quality
Ähnliche Beiträge
Kommentare
KBV Praxisnachrichten
-
COVID-19-Impfstoff Comirnaty Omicron XBB.1.5 für 5- bis 11-Jährige ab August nicht mehr verfügbar
Der an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepasste COVID-19-Impfstoff...
Robert-Koch-Institut
-
Epidemiologisches Bulletin 19/2024
Einfluss von medizinischen Einmalhandschuhen auf die hygienische...
-
Epidemiologisches Bulletin 18/2024
Zunahme von Candida auris in Deutschland im Jahr 2023
-
Epidemiologisches Bulletin 17/2024
EKOS-Net: HCID-Preparedness in die Breite tragen