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Radioaktive Paste gegen Hautkrebs - eine fast virale Nachricht

Man kann versuchen, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Man kann auch mit Kanonen auf Spatzen schießen, und die könnten danach vom Regen in die Traufe fallen. All diese Sprichworte könnten einem schon einfallen, wenn man die neuesten Nachrichten über die Heilung von Hautkrebs liest (Links folgen). Eine radioaktive Paste soll helfen und heilen, sofern der Krebs noch nicht weit fortgeschritten ist. Rostocker Wissenschaftler haben das ausprobiert. Die Probanden, sofern im Anfangsstadium, sind dann wohl mit heiler Haut davongekommen.

Die Dosis macht das Gift. Eine andere Wahrheit. Und: Wer heilt, hat recht, oder?

Die Meldung über die radioaktive Paste, die den Hautkrebs heilt, finden Sie jedenfalls im Netz an ausgesprochen vielen Stellen. Doch viel mehr als den dpa-Text (auch RND) finden Sie dann wieder doch nicht. Allerdings lassen sich ein paar Unter- und Zwischentöne auftreiben. Auch in der Art der Veröffentlichung des dpa-Textes selbst. In der Münsterschen Zeitung, zum Beispiel, beginnt der dpa-Text mit dem einleitenden Hinweis auf die Welt der Science Fiction. Aus der diese Nachricht kommen könnte. Und er beginnt mit dem Hinweis, dass die Studie noch nicht veröffentlicht ist, aber die Veröffentlichung im Laufe des Jahres erfolgen soll. Wortgleich (und auch dpa) beginnt das Stader Tageblatt (das aber den Artikel nach dieser Einleitung hinter Bezahlschranke legt). Die Süddeutsche Zeitung hingegen verzichtet völlig auf diesen einleitenden Hinweis, der die Nachricht zumindest mit einem Fragezeichen ausstattet, bevor der Leser sie sich zu Gemüte führt.

Eins ist vor Veröffentlichung der Studie aber schon ziemlich klar: Der Nachrichtenwert der heilenden weißen, radioaktiven Paste ist unbestritten. Ob das Auswirkungen auf die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse haben wird? Im September jedenfalls soll die Studie auf dem Hautkrebskongress vorgestellt werden. Da kann ein bisschen Öffentlichkeit im Vorfeld keinesfalls schaden, oder? Klappern gehört schließlich zum Handwerk. So hieß es früher. Nach Erfindung der PR-Maßnahme hieß es dann: Tue Gutes und rede darüber. Das Buch von Graf Zedtwitz von Arnim ist allerdings nun auch schon mehr als 60 Jahre alt. Und wie gut man über alles im Internet reden kann, konnte der gute Graf (im Internet mit und ohne von) damals noch gar nicht wissen.

So weit, so gut und hier ein paar Links:

Süddeutsche Zeitung (dpa) 13.07.2022:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/forschung-radioaktive-paste-soll-weissen-hautkrebs-heilen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220713-99-03149

RND7/dpa, 13.07.2022:
https://www.rnd.de/wissen/weisser-hautkrebs-radioaktive-paste-statt-strahlentherapie-5CJ7DH5MVZVXUCAWF6FJNLCQME.html

Münstersche Zeitung, 13.07.2022:
https://www.muensterschezeitung.de/nachrichten/wissenschaft/radioaktive-paste-soll-weissen-hautkrebs-heilen-2598738

Stader Tageblatt, 13.07.2022
https://www.tageblatt.de/welt/wissenschaft_artikel,-radioaktive-paste-soll-wei%C3%9Fen-hautkrebs-heilen-_arid,2573521.html

Zum Hautkrebskongress im September geht’s hier lang:
https://www.ado-kongress.de/

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