Impfung von Kindern und Jugendlichen - Positionen und Beschlüsse
Die Inzidenzzahlen sinken, kalendarisch ist der Sommer zu erwarten, politisch wirft die Bundestagswahl ihre Schatten voraus. Und die Hoffnung gilt der Zeit nach den Sommerferien bzw. der Zeit nach der Bundestagswahl. Diskutiert ist bereits alle Mögliche und Unmögliche – von der Impfung bis zum Ausweis, von der Mutante bis zur möglichen künftigen Entwicklung des Coronavirus zur Kinderkrankheit, in der Annahme, dass Erwachsene irgendwann durchimmunisiert sind.
Nun ist eine Möglichkeit auf dem Weg zur Herdenimmunität die Impfung von Kinder- und Jugendlichen. Sie stand bislang hintan, auch weil Kinder und Jugendliche in der Regel nicht so schwer erkranken. Der Nachweis, dass sie so etwas wie die „Stille Post“ der Pandemie sind, ist nie geführt – und die These nie vollständig widerlegt worden.
Und so debattiert das Land seit wenigen Tagen die Durchimpfung der 12- bis 15-Jährigen oder der 12 bis 19-Jährigen, das variiert. Selbstverständlich auf freiwilliger Basis. Wobei an der Selbstverständlichkeit durchaus gedreht werden kann. Dreh- und Angelpunkt sind nämlich die Schulen: Dort sollen die Kinder und Jugendlichen – um im Jargon zu sprechen – abgeholt werden. Geimpft natürlich. Keine Frage: So entsteht Gruppendruck. Verordnete Freiwilligkeit sozusagen, denn wenn der Niklas und der Lukas, dann auch Janine und Julia.
Donnerstag ist wieder „Impfgipfel“ – und dort soll auch über das Impfung von Kindern und Jugendlichen beraten werden. Der Tagesspiegel sieht den Gipfel von Kanzlerin und Gesundheitsministern schon als Wegbereiter und zitiert die Bundeskanzlerin, der es vor allem um die Frage der Organisation gehe (25.05.2021):
https://www.tagesspiegel.de/politik/gipfel-soll-weg-bereiten-impfungen-fuer-kinder-die-naechste-herausforderung-fuer-deutschland/27217926.html
Nicht zufällig zeitgleich ist natürlich die bevorstehende Zulassung des Impfstoffes von Biontech für Kinder und Jugendliche bei der EMA. Mit ihr wird schon Ende Mai, also ungefähr jetzt, gerechnet (FAZ, 26.05.2021)
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/spahn-will-corona-impfung-fuer-kinder-auch-ohne-stiko-empfehlung-17358671.html
Passend zur Diskussion liefert das Ärzteblatt heute den Hinweis auf einen weiteren Impfstoff, der die Diskussion abkürzen könnte: Das Vakzin von Moderna soll bei Jugendlichen zu 100 Prozent wirken, sagt der Hersteller. Der Artikel ist ausführlich und verlinkt zu Artikeln aus dem Themenbereich (25.05.2021):
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124113/Studie-Coronaimpfstoff-von-Moderna-schuetzt-Teenager-offenbar-vor-COVID-19
Damit ist ein wichtiger Baustein beigetragen zur Politik des Bundesgesundheitsministeriums, das ganz gipfellos das Ziel längst abgesteckt hat: Gesundheitsminister Jens Spahn strebt ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche bis Ende August an. Die STIKO will aber eine grundsätzliche Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht empfehlen. Beide Positionen im Gegenüber bei der Tagesschau, 26.05.2021:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-impfung-kinder-103.html
Auch das Ärzteblatt berichtet – und legt nach: Spahn will seinen Weg auch ohne STIKO gehen, 26.05.2021:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124118/Corona-Spahn-will-Jugendliche-auch-ohne-STIKO-Empfehlung-impfen
Das Land Niedersachsen – eines der beiden Bundesländer mit Pferd im Wappen – reitet schon mal voran und überholt dabei sogar den Bundesgesundheitsminister. Hier ist das Ziel in Zahlen: Großflächig, alle Schulen, vor den Sommerferien, ab 12. Juli sollen bis zu 450000 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden. Bericht beim NDR, 25.05.2021. Geimpft werden soll in den Impfzentren oder mit mobilen Teams:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Corona-Niedersachsen-will-Schueler-vor-Sommerferien-impfen,corona7952.html
Im Land NRW ist die Lage noch nicht so eindeutig, der WDR zitiert am 21.05.2021 das NRW-Gesundheitsministerium mit dem schönen Satz: An der Konkretisierung des Vorhabens werde gearbeitet. Druck macht die Opposition – und wohl auch die Berichterstattung des WDR:
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/impfung-kinder-jugendliche-nrw-100.html
Es mehren sich nicht nur in NRW aber die Nachrichten, nach denen Ärzte vor der Impfpflicht vor der Hintertür warnen:
- WAZ, 26.05.2021, Bezahlschranke:
https://www.waz.de/politik/landespolitik/aerzte-warnen-vor-impfpflicht-durch-die-hintertuer-in-nrw-id232373559.html - Ruhr24 im Ticker, 26.05.2021, 11:25 Uhr:
https://www.ruhr24.de/nrw/corona-nrw-inzidenz-aktuell-zahlen-dortmund-news-oeffnungen-live-ticker-impfungen-laschet-2021-90660741.html - Die Rheinische Post, 26.05.2021, Bezahlschranke:
https://rp-online.de/panorama/coronavirus/impfen-in-schulen-kinderaerzte-gegen-indirekte-impfpflicht_aid-58447025 - „Für die Allermeisten lohnt sich die Impfung nicht“– gemeint sind natürlich Kinder und Jugendliche (26.05.2021), titel die Frankfurter Rundschau:
https://www.fr.de/politik/wir-muessen-eine-lernendegesellschaft-bleiben-90658553.html
Auch das Ärzteblatt schlägt am 26.05.2021 Alarm:
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Kinder-Impfgipfel-Aerzte-zweifeln-an-Plaenen-der-Politik-419871.html
Ganz anders der Kölner Stadt-Anzeiger. Hier setzt sich der Chefredakteur im Kommentar – frei zugänglich – für eine Impfung von Kinder und Jugendlichen auf breiter Basis ein, 26.05.2021:
https://www.ksta.de/politik/kommentar-zu-impfungen-impf-chaos-zulasten-der-kinder-38423756?cb=1622023945348#
Der MDR nimmt ein Schreiben auseinander, das angeblich von der Bundesregierung kommen soll – und in dem davon die Rede ist, dass Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, bestraft werden können. Der Brief, so viel ist klar, ist Fake. Dass er Unruhe stiftet und gestiftet hat, ahnt man, wenn man sich durch die lange Beweiskette des MDRs hangelt (26.05.2021):
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/corona-kinder-impfpflicht-strafen-brief-whatsapp-100.html
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