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Offener Brief an das RKI

Liebes Robert-Koch-Institut (RKI),

eine in der Öffentlichkeit vielfach unterschätzte Leistung Ihres Hauses in der Corona-Krise besteht darin, den Begriff des Formulars, nein, auch das Formular selbst, neu erfunden und definiert zu haben. Die bisherigen, engstirnigen Vorstellungen gerade auch im Bereich des deutschen Gesundheitswesens haben Sie im Laufe der Pandemie beherzt und mutig hinter sich gelassen. Das riecht nach Revolution. Toll. Bisher klebte am Formular der Staub von Jahren, wenn nicht gar von Jahrhunderten: kleine Ausfüllfelder, stets der gleiche Kopfdatenbereich und fest definierte Feldnamen.

Das klassische Formular war gestern, Sie sind heute. Sie schaffen jetzt und mit jeder Version ein Formular-Unikat, jedes Formular, nein, jede Version eines Formulars ist anders, ist eine fein gestaltete Laubsägenarbeit. Jede Textänderung verschiebt die zu bedruckenden Bereiche. Die Feldnamen im ausfüllbaren PDF sind unsystematisch durchnummeriert und ändern bei einem Versionswechsel glatt die inhaltliche Bedeutung. Mal hat das Formular vier Seiten, dann wieder sechs oder sieben Seiten. Das schafft Aufmerksamkeit und Individualität und vielleicht gibt es schon bald die ersten Sammler, die statt Briefmarken RKI-Formular-Versionen suchen und tauschen. Die blaue mRNA-Aufklärung als Fehldruck gegen drei rot gedruckte Vektor-Versionen der ersten Stunde?

Liebes RKI, wenn man etwas nicht kann, sei es aus Unkenntnis oder unbewusster oder unverhohlener Abneigung, dann ist es keine Schande, professionelle Hilfe in Anspruch zunehmen. Die Formularexperten der Old-School von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sitzen genau 3,5 Kilometer vom Ihnen entfernt. Zu Fuß sind das laut Google nur 43 Minuten, mit dem Auto 12 Minuten und selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur 24 Minuten. Und da bei den KBVlern lassen Sie sich die Grundregeln der Formulargestaltung im deutschen Gesundheitswesen erklären. Denn wenn Ihre Darstellung richtig ist, dass wir es mit einer großen Pandemie zu tun haben, dann sollten wir impfen, impfen und nochmals impfen. Die Impfquote der Ärzteschaft kann sogar noch steigen. Aber liefern Sie uns die Formulare so, wie wir sie reibungslos anwenden und ausfüllen können. Ärzte wie Politik werden es Ihnen danken.

Ich jedenfalls habe heute die August-Version Ihrer Formulare einen ganzen Tag lang bearbeitet. Feldnamen angepasst und Barcodes aufgebracht, damit die Patienten mehr Zeit haben zu lesen und wir die Daten einscannen können. Im MVZ Birkenallee in Papenburg haben wir 18000 Impfungen durchgeführt. Die Tagesbestleistung lag bei 1284 Impfungen an einem Samstag. Und hinter der Praxis steht bereits ein eigener Holzschuppen in der Größe eines Containers für die unterschriebenen Formulare.

Liebes RKI, wir schaffen das und Sie schaffen das auch, aber geben Sie sich einen Ruck.

Herzlichst, Dr. Uwe Eissing

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