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Das Rätsel aus Minden: Wer diskriminiert hier wen und warum?

Der Vorwurf wiegt schwer – und er ist schon lange öffentlich. Ein Arzt der Mindener Mühlenkreiskliniken weigere sich, im OP mit Frauen zusammenzuarbeiten. Ab hier gibt es verschiedene Versionen: Eine Mitarbeiterin sagt, er habe sie schon mehrfach aus dem OP geworfen. Außerdem heißt es, sei sein Wunsch im Dienstplan berücksichtigt worden. Die Debatte in öffentlichen Netzwerken mit und um Mitarbeiter der Kliniken blieb nicht aus – und nun griffen die Kliniken zu einer ungewöhnlichen Antwort: Sie luden Journalisten in die Klinik, damit sie dort Mitarbeiter befragen konnten. Heraus kam, was jeder erwartet: Nein, die Vorwürfe sind falsch – und es wäre gar nicht möglich, die Arbeitsabläufe „frauenfrei“ zu organisieren. Der WDR berichtet.

Bleibt nicht nur ein Fragezeichen übrig, sondern auch ein Nachgeschmack, weil sich die Geschichte ohne Kenntnisse nicht auflösen lässt. Auch nicht vom WDR – der sachlich bleibt, aber dessen Berichterstattung die Sache nicht verbessern kann. Dass für den islamischen Arzt aus dem Nahen Osten hingegen die Dienstpläne ohne Frauen aufgestellt worden sein sollten, das glaube, wer will.

Ohne Zweifel aber bleibt der sichere Eindruck: Das Kommunikationsproblem lag früher, war intern – und wäre besser anders gelöst. Öffentlich geht’s nicht. Schon gar nicht in einer Debattenkultur, die Urteile fällt nach dem Hörensagen.

WDR, 4.4.2019:
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/streit-aerger-muehlenkreiskliniken-mkk-minden-100.html

Weitere Medien-Recherchen ergeben: Der Klinikleitung war die Geschichte zuvor nicht bekannt – und sie kennt auch bis heute den Namen des Arztes nicht. Das berichtet Focus online und beruft sich dabei auf den Deutschlandfunk. Und: Hier beim Focus kommt auch die Klinikleitung zu Wort (4.4.2019):

https://www.focus.de/politik/deutschland/schwere-diskriminierungs-vorwuerfe-von-kolleginnen-nrw-arzt-weigert-sich-angeblich-mit-frauen-zu-arbeiten-das-sagt-die-klinik-dazu_id_10549493.html

In der Neuen Westfälischen, die die Geschichte zuerst thematisiert hat, kommt die Klinikleitung auch dazu, sich zu verteidigen. (2.4.2019):
https://www.deutschlandfunk.de/muehlenkreiskliniken-klinikum-weist-afd-vorwuerfe-gegen.1939.de.html?drn:news_id=993329

Der Deutschlandfunk berichtet hier (3.4.2019):
https://www.deutschlandfunk.de/muehlenkreiskliniken-klinikum-weist-afd-vorwuerfe-gegen.1939.de.html?drn:news_id=993329

Eine Klärung wird unmöglich bleiben: Trotz Gesprächsangeboten weigern sich die Mitarbeiter, mit der Klinikleitung offen zu sprechen. Sie befürchten Nachteile am Arbeitsplatz.

Die Fakten zusammengefasst: Zwei namentlich ungenannte Mitarbeiterinnen einer Klinik beschuldigen anonym einen islamischen Arzt unbekannten Namens der Diskriminierung von Frauen. Ein namentlich ungenannter männlicher Mitarbeiter bestätigt die Vorwürfe. Die bundesdeutsche Presse steigt darauf bundesweit und online – also auch worldwide – ein und bemüht sich um Sachlichkeit. Wohlwissend, dass in einem solchen Fall Sachlichkeit nicht gelingen kann, vor allem aber auch nichts zur Wahrheitsfindung beitragen kann.

Wir könnten, um solche Diskussionsprozesse künftig zu vereinfachen, die Hexenprobe wieder als Mittel der Wahrheitsfindung zulassen, denn schließlich waren es seinerzeit ja durchaus auch Männer, die als Hexer beschuldigt wurden (ein Diskriminierungsproblem anderer Art). Einfache Beweiskette: Beschuldigte werden ins Wasser geworfen. Die Unschuldigen tauchen danach nicht wieder auf.

Ärztemangel auch in den Gesundheitsämtern
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