Von Fröschen und Forschung
Der Krallenfrosch hat sein Leben bestimmt nicht freiwillig in den Dienst der Wissenschaft gestellt. Aber hätte man ihn gefragt, er hätte ja auch nicht antworten können, denn er gehört zur Gattung der Zungenlosen Frösche. Sein wissenschaftlicher, vor allem aber sein praktischer Auftrag, begann in den 30er-Jahren in Kapstadt: Der Wissenschaftler Lancelot Hogben fand heraus, dass das Froschweibchen binnen 12 Tage ablaicht, wenn ihm der Urin einer schwangeren Frau gespritzt wird.
So kam der Frosch zu gleich zwei neuen Namen: Hogben-Frosch und Apothekerfrosch. Vor allem aber kam er nun nicht mehr nur für die Wissenschaft zum Einsatz. Bei Wikipedia findet sich die Nachricht, dass bis zum 2. Weltkrieg der Handel mit Krallenfröschen durchaus schwunghaft verlaufen sei:
https://de.wikipedia.org/wiki/Krallenfrosch
Danach hatte man herausgefunden, wie man Krallenfrösche züchtet. Bis in die 60er-Jahre dienten die Krallenfrösche dann als Schwangerschaftstests. Hatten die alten Ägypter den Urin schwangerer Frauen noch anhand von Getreidekörner getestet – bei Schwangerschaft sollen die Körner ausgetrieben sein – ist der Krallenfrosch doch nicht der erste tierische Schwangerschaftstest. Im Grunde genommen hat der Krallenfrosch diese Aufgabe den Mäusen abgenommen, die ähnlich behandelt wurden. Am Eisprung der Maus ließ sich dann die Schwangerschaft der Frau erkennen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaftstest#Historische_Testmethoden
https://de.wikipedia.org/wiki/Aschheim-Zondek-Reaktion
Seit den 80er-Jahren sind Frösche, Mäuse und auch Bitterlinge dieser Aufgabe entledigt, aber dennoch nicht aus der Forschung entlassen. 2012 zum Beispiel sind sie wesentlich am Nobelpreis für Medizin beteiligt. John Gurdon und Shinya Yamanaka haben sie geklont und damit den Auftakt gegeben für die Forschung für auch menschliche Ersatzteile. Bericht im Spiegel, 08.10.2012:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/medizin-nobelpreis-2012-die-forschung-von-gurdon-und-yamanaka-a-860075.html
Amerikanische Forscher ist es jetzt gelungen, Krallenfrösche dazu anzuregen, amputierte Körperteile selbst wieder nachwachsen zu lassen. Bericht beim BR, 26.01.2022:
https://www.br.de/nachrichten/wissen/regenerativmedizin-dem-krallenfrosch-waechst-ein-neues-bein-nach,SvXcxIW
Die Liste der Frosch-Forschungen ist selbstverständlich viel länger. Und sie geht weit zurück in die Vergangenheit. Quacksalber, Volksmedizin und Hexen haben auch nur das überlieferte Medizinalwissen der Antike bearbeitet: Sie alle haben auf Frösche und Kröten zurückgegriffen, um Nutzen nicht nur aus dem Gift zu ziehen. Was aber die Körperteilforschung betrifft, ist der Frosch ja schon längst König. Man muss ihn nur küssen können, dann nämlich verwandelt er sich in einen Prinzen.
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