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Von der Verwendung von Seegras in der Medizin und anderswo

Antibiotika aus der Ostsee? Das Mikrobiom des Seegrases produziert antibakterielle Wirkstoffe – und die könnten, so die Hoffnung, auch gegen resistente Erreger eingesetzt werden. Das Magazin Scinexx berichtet am 31. Oktober 2024 über die Forschung im Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel:
https://www.scinexx.de/news/biowissen/ostsee-seegras-als-antibiotika-lieferant/

Das Forscherteam selbst berichtet auf Geomar.de am 29.10.2024:
https://www.geomar.de/news/article/mikrobengemeinschaften-auf-seegraesern-reduzieren-krankheitserreger

Dass Seegras gesund und von vielerlei Nutzen ist, ist hingegen eine Erkenntnis, die vielleicht fast so alt ist wie die Menschheit. Algen als Superfood liegen zwar in unseren Breitengraden erst seit wenigen Jahrzehnten auf dem Tisch, die Japaner servieren bestimmte Algensorgen seit Jahrhunderten. Mineralien, Vitamine, Ballaststoffe in großer Menge, dazu die vorbeugende Wirkung gegen Krebs – die Algen sollen für ein langes Leben sorgen.

Eine Webseite aus der Schweiz, die sich Gesundheitsthemen widmet, hält die Braunalge für einen Geheimtipp und zählt die ihr nachgesagten gesundheitlichen Wirkungen auf. Der Artikel ist vom 30.09.2021:
https://www.doktorstutz.ch/so-gesund-ist-seegras/?srsltid=AfmBOorQF9y43FuAR9r3U_ABUyyzWW1u_zqCmlyNEptYTZkLlV4TNYCe

Und der Deutschlandfunk setzte am 17.10.2011 seine Hoffnungen auf eine Forscherin, die in einem Seegras ein Molekül gefunden hatte, das die Grundlage für ein neues Malaria-Mittel bilden sollte:
https://www.deutschlandfunk.de/medizin-aus-der-tiefe-100.html

Vor mehr als 100 Jahren erschien ein Artikel im „Aachener Anzeiger“ mit der Überschrift: „Was alles aus Seegras gemacht wird“. Die Zeitung mit dem groß geschriebenen Titel „Politisches Tageblatt“ setzte am 18.09.1920 ihre Information über das Seegras auf die Titelseite. Leider erfahren wir über die zitierte medizinische Wirkung nicht allzu viel:

„Seegras ist z. B. ein Hauptbestandteil verschiedener wertvoller Heilmittel, denn es enthält Chlorkalium und andere Chemikalien, die für die Medizin von großem Nutzen sind.“

Als weitere nützliche Anwendungen nennt die Zeitung: Haarwasser, Klärmittel für Bier, Hilfsstoff bei der Papierherstellung, manche Arten sogar als Rohstoff fürs Papier. Fischer wüssten das Seegras zum Räuchern der Fische zu verwenden – und es sei schon lange „Volksbrauch“ gewesen, das Seegras als Düngemittel zu verwenden. Oder als Viehfutter. Und der „primitive Mensch“ habe zu allen Zeiten und in allen Weltteilen Stricke aus dem Gras hergestellt.
https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/6777169

Im Jahr 1905 macht in den Zeitungen Norddeutschlands ein Artikel die Runde, der über das Wesen und das Wissen chinesischer Ärzte berichtet. Eine der Nachrichten lautet: Es gibt in China ernst zu nehmende Ärzte, die den Kropf mit Seegras behandeln. Der Artikel findet sich u. a. in der „Glocke“ vom 05.06.1905:
https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11725331

Und am 23.10.1819 freute sich ein Verkäufer, der im März schon Seetang als Füllstoff für Matratzen anzupreisen begonnen hatte, einen Arzt auf seiner Seite zu wissen. Im „Fürstlich-Lippischen Intelligenzblatt“ zitiert er viele Absätze aus dem Aufsatz dieses Arztes, und kommt als letztes zu dem Ergebnis: Es widersteht „der Einwirkung eines jeglichen Krankheits- oder Ansteckungsstoffes“:
https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11725331

Erfolg muss er mit seiner Werbung gehabt haben, denn noch Jahre und Jahrzehnte später wird Seegras für Matratzen verkauft, dass die teuren Pferdehaare wunderbar ersetzt. Und im Jahr 1823 verkauft ein A. Zanoli das „schönste Seegras“ auf der Hohe Straße in Köln. „Dieses in jeder Beziehung zum Polstern der Meubel und Matratzen durch seine Reinlichkeit empfehlungswerte Produkt hat noch die besondere Eigenschaft, daß es durch seine Elastizität die ungleich kostspieligeren Pferdehaare ersetzt.“

Kölnische Zeitung, 10.07.1823:
https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/7249721

Über die Menschen, die Seegras ernten, aufbereiten und weiterverkaufen, berichtet der NDR am 04.11.2024. Der Beitrag ist ausgesprochen interessant, in der Mediathek noch bis zum 04.110.2026 zu finden und dauert etwa eine Stunde:
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS8xNDk1XzIwMjItMTEtMTYtMTUtMDA


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Wenn der Zwang zu gesundem Essen krank macht ...
Viren - Eine Doku in der Arte-Mediathek

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