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Gut, dass morgen Montag ist - Einwände gegen eine Debatte, die sich gebührlich gibt

Neue Täter braucht das Land. Die Impfbetrüger, die Vordrängler, die Termin-Erschleicher – all diese Leute, die offenbar nur dort in Massen auftraten, wo sie schwer zu filmen waren, uns aber ganz ohne Maß als Schuldige auf dem abendlichen Nachrichtenteller serviert wurden, haben sich genauso offenbar in Luft aufgelöst.

Nun wurden sie – offenbar – abgelöst. Heißt: Sie haben ihre Nachfolger gefunden. Dem Impfbetrüger, den wir alle verachten sollten, folgt nun der Impfschwänzer, den wir alle verachten sollen.

Denn dieser Impfschwänzer nimmt uns weg, was die Gesellschaft dringend braucht. Impftermine. Das macht er, ohne abzusagen. Hier ist jetzt die Stelle, an der Sie empört nicken oder mit dem Kopf schütteln dürfen, denn das ganze Land nickt oder schüttelt gerade mit dem Kopf und debattiert, wie wir die Impfschwänzer gebührend bestrafen.

Nein, ich frotzele nicht, ich floskele nur: Als Gebühr sind Preise zwischen 25 und 30 Euro im Gespräch. Links dazu, wenn Sie der Debatte folgen wollen, finden Sie gleich unten am Text.

Zuvor ein offenes Wort: Es gehört sich nicht, einen Termin nicht wahrzunehmen ohne abzusagen. Und ja, auch ich habe den Eindruck, dass solche Verpflichtungen den Mitmenschen gegenüber den meisten Menschen gar nicht mehr bekannt sind. Geführt wurde diese Debatte ja auch schon längst vor Corona: Was ist mit den Patienten, die einen Platz im Terminkalender eines Arztes einnehmen – und ihn dann alleine sitzenlassen? Auch da sollte noch vor kurzem eine Geldstrafe das Problem lösen.

Es braucht nur ein bisschen mehr Achtung vor dem anderen, um solche Selbstverständlichkeiten zu beachten. Und es braucht auch Menschen, die genau das von den anderen einfordern. In Zeiten, in denen wir alle vom christlichen zum achtsamen Menschen mutieren, (auch die katholische Kirche plakatiert sich gern schon mal höchst „achtsam“), sollte so viel Achtsamkeit drin sein, dass ich dem Gegenüber ein gepflegtes „Nein, es tut mir leid, ich muss Ihnen absagen“ ins Handy oder Telefon flöten kann.

Mit einer Gebührenordnung für mangelnde Achtung und Achtsamkeit aber werden wir die Menschheit nicht ändern können. Nehmen Sie sich die Zeit, und sagen Sie dem Einen oder Anderen, den Sie beim Termineschwänzen erwischen, einfach mal Bescheid, dass es sich gehört, die Ausfalltermine auch abzusagen. Vielleicht hört er ja auf Sie, vielleicht denkt er mindestens aber nach – und wir kommen so viel freundlicher ans Ziel.

Mit der Geldstrafe jedenfalls schaffen wir am Ende nur das Gegenteil: Dieses Signal (als solches fordert es SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der derzeitigen Debatte) signalisiert nämlich nur eins: Mit Geld kann man alles ausgleichen. Ja, es stimmt: Terminlöcher sind auch eine Frage von Geld. Die Achtung vor dem Mitmenschen aber lässt sich nicht in Geld umrechnen.

Und eine Gebührenordnung für mangelnde Achtung ist am Ende nichts anderes als das Knöllchen fürs Falschparken: Muss man leider bezahlen, kann man danach aber abheften.

Den Reigen der Artikel beginnen wir dann jetzt mal mit der Tagesschau und dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, der in den Tagesthemen die Geldstrafe für ein wichtiges Signal hält. (04.07.2021):
https://www.tagesschau.de/inland/impftermin-schwaenzer-lauterbach-impfung-corona-101.html

Der Spiegel berichtete schon am Vorabend, 03.07.2021:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-karl-lauterbach-fordert-geldstrafen-fuer-impfschwaenzer-a-cf881424-938c-47ba-8ba4-639f78c25d47

Die ZEIT zitiert Armin Laschet, der dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt hat, Solidarität lasse sich nicht mit Bußgeldern erreichen (04.07.2021):
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-07/corona-impfung-geschwaenzte-impftermine-strafe-cdu-spd?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Ansonsten in der Mediendebatte ganz vorn mit dabei: WDR, NDR, ntv, usw und usf. Artikel finden Sie mehr als genug, ich lasse es deswegen mit diesen drei Links mal gut sein und gönne mir stattdessen noch einen Hinweis am Schluss:

Diese Debatte hat was vom Wort zum Sonntag. Gut, dass morgen Montag ist.

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