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Neues (und Altbackenes) vom Speiseplan der Steinzeitmenschen

Nein, so was aber auch: Forschungen aus den Anden legen nahe, dass die Steinzeitmenschen bei weitem nicht so viel Fleisch aßen, wie wir denken und dachten. „Spektrum“ hat über diesen Sachverhalt die wunderschöne Überschrift gesetzt: „Steinzeitmenschen jagten vor allem Kartoffeln“. Schlüssig eigentlich: Denn Kartoffeln – auch wenn wilde Kartoffeln gemeint sind – laufen gemeinhin nicht weg. Der Verdacht hätte also durchaus auch schon früher naheliegen können. Aber so ist das mit der Vergangenheit: Sie wirft immer auch ein Licht auf den Zeitgeist, in dem die Forscher der Gegenwart leben. Zurzeit aber isst der Mensch des Zeitgeistes eher fleischlos. Ob da die Forschung Zufall ist, die Forscher fanden, was sie suchten, oder die Forscher bereit waren, dort zu suchen, wo bislang niemand hatte sehen wollen? Die Frage ist müßig. Und die Erklärung, dass pflanzliche Nahrungsreste schneller verschwunden sind als Überbleibsel von der Jagd (Knochen, Werkzeug) ist ja nachvollziehbar.

Sollten Sie Lust haben, Ihr Weltbild ein wenig neu zu justieren: Der Artikel im „Spektrum“ ist vom 26.01.2024:
https://www.spektrum.de/news/ernaehrung-steinzeitmenschen-jagten-vor-allem-kartoffeln/2205431?utm_source=pocket-newtab-de-de

Diese Entdeckung, die Forscher in den Anden machten, hat natürlich Folgen. Auch für den Zeitgeist. Nun nämlich zieht im Zusammenhang mit dieser Forschung zum Beispiel die Paläo-Diät wieder erhöhte Aufmerksamkeit auf sich. Die Ernährungsform, die sich an der Ernährung der Steinzeitmenschen ausrichten will und trotz unseres Zeitgeistes sehr fleischlastig ist – vielleicht ist ja tatsächlich auch der Trotz hier der Vater der Gedanken – beruhe damit möglicherweise auf völlig falschen Annahmen. Diesen Aspekt nimmt vor allem ein Artikel auf „Utopia“ in den Blick. 29.01.2024:
https://utopia.de/news/forscher-kritisiert-paleo-diaet-studie-zweifelt-fleischkonsum-der-steinzeit-an_641122/

Frei von diesen und auch von anderen Forschungsergebnissen schwebt ein Artikel auf „Familie.de“ eher unter den Wassern als darüber. Die Autorin ist bemüht, uns das Nahrungsmittelangebot des Nicht-Supermarktes der Steinzeitmenschen darzulegen. Das war, so informiert sie uns, sehr fleischlastig – und deswegen, diesen Schluss legt der Text gleich zu Anfang nahe, starben die Menschen damals nicht nur wegen mangelnder Hygiene ziemlich jung, sondern auch aufgrund ihrer einseitigen Ernährung. 70 Prozent Fleisch, alle Nahrungsmittel roh – das Feuer war noch nicht gefunden, so die gedankliche Grundlage dieses Textes. Womit die Autorin allerdings mit Sicherheit tatsächlich recht hat: Im mitteleuropäischen Raum gab es keine Kartoffeln. Möglicherweise aber doch etwas mehr als nur Wurzeln und Beeren? Und wieso nimmt die Autorin an, die Steinzeitmenschen hätten ihre Nahrung nicht kochen können? Wann die Menschen anfingen, Feuer entzünden zu können, ist wissenschaftlich umstritten. Aber dass der Steinzeitmensch das Feuer bewahren konnte, das ihm die Blitze bescherten, steht außer Frage.

Brot, Zucker und Nudeln, weiß die Autorin weiter, ohne die Quellen ihres Wissens in irgendeiner Form preiszugeben, gab es in der Steinzeit natürlich nicht, sondern teilweise erst im Mittelalter. Auch das ist nicht richtig. Zumindest, was das Brot betrifft: Es ist nachgewiesen spätestens seit der mittleren Altsteinzeit – und offensichtlich wurde das Getreide dafür erhitzt. Auf jeden Fall haben die Menschen der Altsteinzeit längst Brot gebacken, bevor sie Getreide ausgesät haben. Diese Info findet sich bei den Bäckern, bei Wikipedia und ganz gewiss an vielen anderen Stellen, wenn man denn recherchiert. Vielleicht hat die Autorin des „Familien“-Artikels auch recherchiert – aber dann an ganz, ganz  anderen Stellen. Vielleicht war ihr auch die Bitte des Vaterunsers „Unser täglich Brot gib uns heute“ gar nicht vertraut. Gut, Jesus ist kein Mensch der Steinzeit, ein Mensch des Mittelalters aber auch nicht.

Sie sehen, ich bin verärgert darüber, wie man seine Unkenntnis so selbstbewusst nach außen tragen kann. Das aber ist albern. Vielleicht wäre es besser, ich wäre ein wenig belustigt. Definitiv darüber, wie sehr der Steinzeitmensch mehr Spiegel und/oder Projektionsfläche für Erkenntnisse zur Gegenwart ist und war, als dass es um ihn selbst geht. (Wobei da die Forscher wahrscheinlich noch am redlichsten arbeiten. Das Bild, das wir von Menschen aus der Steinzeit haben, ist wohl eher ein mediales als ein wissenschaftliches.)

Nun aber muss ich Ihnen noch die Links nachliefern:

Der Artikel auf Familie.de, der auch noch seine Gewissheiten in der Überschrift zur Wahrheit erhebt: „Überraschend: Das aßen die Steinzeitmenschen wirklich“ (wobei ich die Überraschung im ganzen Text nicht gefunden habe), ist vom 31.01.2024:
https://www.familie.de/artikel/ueberraschend-das-assen-die-menschen-in-der-steinzeit-wirklich--vxh7cc776c

Zur Geschichte des Brotes bei Wikipedia gelangen Sie hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Brot#Geschichte

Der Lieblings-Bäckershop informiert hier:
https://www.lieblingsbaecker-shop.de/brot-geschichte-und-herkunft

Selbstverständlich war es nicht Prometheus, der den Menschen das Feuer gebracht hat. Aber diese Geschichte hätte ja stutzen lassen können. Denn sie legt nahe, dass der Mensch schon sehr früh mit dem Feuer zu leben gelernt hat. Die Geschichte des Feuers erzählt schön (und bestimmt nicht nur für Kinder) Geolino:
https://www.geo.de/geolino/mensch/3793-rtkl-geschichte-die-entdeckung-des-feuers

Vielleicht habe ich es ja nun geschafft, den Ruf der Steinzeitküche ein wenig zu verbessern. Dann kann ich Ihnen zum Abschluss noch ein paar Hinweise auf steinzeitliche Rezepturen liefern. Die Reste von gekochten Hülsenfrüchten und gebackenem Brot aus der Steinzeit bekommen sie in dem folgenden Text bildlich sozusagen serviert. Und einige Rezepturen dazu: Hülsenfrüchte wurden zum Beispiel mit Pistazien, Mandeln oder Getreide verfeinert. Auch diesen Artikel finden Sie in „Spektrum“. Er ist vom 23.11.2022:
https://www.spektrum.de/news/steinzeitkueche-wie-raffiniert-steinzeitmenschen-kochten/2080185

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