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Nachlese - Corona hat Menschen und Gesellschaft verändert

Da ist der Gesprächsfetzen, der auf der Schildergasse in Köln vom Straßencafé die Fußgänger anspringt: „Die haben uns mit jeder Impfung einen Chip verpasst. Hundert pro.“ Keine Frage, der hörende Fußgänger weiß sofort., wovon die Rede ist. Verschwörungsformeln – allgegenwärtig. Immer noch. Der Gesprächsfetzen hat ein Datum: 6. März 2024. Die Theorie von den implantierten Chips hat einen Ursprung. Und der liegt im März 2020. (Links am Ende des Textes).

Genauso gegenwärtig ist die Geschichte von dem Mann aus Magdeburg mit den 217 Impfungen. Er geistert gerade durch die Presse – es ist derselbe Mann, der als der Mann mit den 100 Impfungen im Licht der Öffentlichkeit steht. Der Unterschied: 134 seiner Impfungen sind tatsächlich bestätigt, von 217 Impfungen spricht er selbst. Man hat ihn untersucht. Klar, keineswegs übrigens auf implantierte Chips. Man hat sein Immunsystem untersucht und festgestellt: Es hat ihm nicht geschadet. Er hat auch mehr Antikörper gegen Corona als wir. Dennoch warnen die Forscher vor Nachahmung. (Links am Ende des Textes). Über seine Motive weiß man übrigens nichts. Oder wenig. Oder nur das, was man sich denken kann: Der Mann hat und hatte Angst.

Harmlos dagegen der Mann im Freundeskreis, der seine sechste Impfung schon vor einem Jahr absolviert hatte und fortan regelmäßig nachlegen wird. Ihm ist zweifelsohne mit den Worten Jesu zu bescheinigen: Dein Glaube hat Dir geholfen. Und ja, der Impfstoff gewiss auch.

Dann gibt es da die ältere Dame, zierlich, gebrechlich, mit vorwitzig blitzenden Augen, deren Klugheit und Verschlagenheit die Quintessenz eines langen Lebens sind. Lange nach dem Ende der Pandemie, trägt sie immer noch einen Mund-Nasenschutz, früher OP-Maske genannt, – und zwar galant am Handgelenk. Allzeit bereit. Sie könnte, wenn sie wollte oder müsste. Sie muss und will aber nicht. Das weiß sie auch. Und doch: Corona bleibt ihr Gegenwart.

Und dann gibt es die Menschen, es sind nur noch wenige, die die OP-Maske im Gesicht tragen. Keine Frage: Sie werden einen Grund haben. Der Beobachter weiß nur nicht welchen: Vielleicht hat die Person ja gerade selbst Grippe, Corona, RSV oder irgendein anderes Erkältungsvirus. Vielleicht ist dieser Mensch ja gerade aus irgendeinem Grund besonders immungeschwächt. Sinnvolle Gründe gibt es viele. Vielleicht aber, und das kann der Beobachter nicht sehen und nicht werten, genauso wenig, wie der Forscher, der mit einem Fragebogen daherkommt, vielleicht aber hat diese Person einfach nur Angst.

Und dann gibt es da noch die Person, die ihre Schizophrenie vor Corona gut im Griff hatte. Während Corona aber hat dieser Freund Wohnung, Arbeit, Seele und Zuversicht so hoffnungslos verloren, dass er, verfolgt von allem Bösen dieser Welt, zuerst von Freund zu Freund zog – um dann vollends in die Adresslosigkeit zu verschwinden. Niemand wird jemals nachweisen können, dass es die Pandemie und der Umgang mit ihr war, die diesen Freund aus dem Tritt gebracht haben. Es war die Angst, die ihn trieb. Und nicht nur ihn. Die vielen anderen fallen durch alle Corona-Nach-Forschungsraster. Auch wenn pauschal nachgewiesen und nachweisbar ist: Die psychischen Erkrankungen haben nach Corona an Fahrt und Zahl zugenommen. Doch der Einzelfall: Niemals wird er messbar sein und immer ist er ein Unglück.

Und dann gibt es noch die junge Frau, die während der Pandemie ihre Krebserkrankung fast besiegt zu haben schien. Doch jede ihrer beiden Impfungen hatte das erneute Aufflammen des Krebses zur Folge. Ebenso wie die Corona-Erkrankung und die Erkältungen, an denen sie nicht vorbeikam, dem Krebs jeweils Vorschub leisteten. Obwohl die Werte sich jedes Mal zuvor gebessert hatten. Diese junge Frau ist längst gestorben. Dass Corona die oder eine Ursache war, wird niemand nachweisen können. Es ist und war nicht messbar – und es ist ein Unglück.

Da gibt es die Kirche, in der immer noch kein Weihwasserschälchen am Eingang den Eintretenden die Möglichkeit gibt, sich zu segnen. Da gibt es die Gemeinden, in denen der Friedensgruß in der Messe immer noch nicht per Handschlag erfolgt. Was tatsächlich vielleicht sogar eine Verbesserung ist: Denn hier schaut man sich nun grüßend und freundlich nickend in die Augen.

Sie sind alle nicht messbar, nicht zählbar, nicht sichtbar, nicht auszuwerten. Corona-Schäden oder Corona-Folgen, die sich jeglicher Forschung entziehen. Angst.

Noch weniger messbar, aber allen sichtbar: Die Glaubwürdigkeit aller Medien hat eklatant gelitten. Man braucht tatsächlich keine Statistik, um das Abrutschen aller Nachrichten in die Bedeutungslosigkeit zu registrieren. Jede Nachricht kann so falsch wie richtig sein. Und diese Erkenntnis lässt so manche Nachricht ins Leere laufen. Und auch das ist vielleicht ein Vorteil. Erinnern Sie sich an die vielen pandemischen Bedrohungen, die nachrichtlich alle auf uns warteten, als Corona dem Ende zulief?

Erinnern Sie sich noch an das Tabu: Keine Anrufe zwischen 20:00 und 20:15 Uhr. Der Adressat könnte die Nachrichten gucken wollen. Gut, auch Anrufe selbst scheinen mittlerweile tabu zu sein. Aber das ist wohl wirklich kein coronares Thema.

Und jetzt gönnen Sie sich das Vergnügen und googeln mal das Thema: „Gesellschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie“. Mit den Suchworten Ihrer Wahl. Sie werden die Erkenntnis gewinnen: 2020 bis vielleicht noch 2022 war das mal ein ganz großes Thema.

Der Mann mit den 217 Impfungen:

Stuttgarter Nachrichten, 05.03.2024:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.gesundheit-studie-normales-immunsystem-trotz-217-covid-impfungen.aa0543f6-593e-4854-9614-b03994652385.html

SWR, 06.03.2024:
https://www.swr.de/wissen/mann-mit-200-corona-impfungen-studie-100.html

MDR, 06.03.2024:
https://www.mdr.de/wissen/news/Mann-mit-zweihundertsiebzehn-Covid-Impfungen-untersucht-Immunsystem-arbeitet-normal-100.html

Die ZEIT, 05.03.2024:
https://www.zeit.de/gesundheit/2024-03/corona-impfung-217-pandemie-folgen-forscher-immunsystem

und viele andere mehr …

Zur Corona-Impfung mit Chips:

Der Standard hat diese Verschwörungstheroie bis zu ihren Ursprüngen nacherzählt – und zwar am 13.06.2021:
https://www.derstandard.de/story/2000127360773/mikrochips-in-covid-impfungen-wie-die-absurde-verschwoerungserzaehlung-entstand

Stern, 19.07.2021:
https://www.stern.de/gesundheit/corona-impfung--viel-zu-viele-us-amerikaner-glauben--mikrochips-implantiert-zu-bekommen-30621830.html

Aktuelle Artikel zum Thema Corona und psychische Erkrankungen:

t-online: „Nachwehen der Corona-Pandemie – Immer mehr Kinder und Jugendliche psychisch krank“ 05.03.2024:
https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/coronavirus/id_100357856/nach-corona-pandemie-immer-mehr-kinder-und-jugendliche-psychisch-krank.html

Ärzteblatt: „Suizidrisiko während der Corona-Pandemie bei schwer psychisch Erkrankten deutlich gestiegen“. 05.12.2023:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/147819/Suizidrisiko-waehrend-der-Coronapandemie-bei-schwer-psychisch-Erkrankten-deutlich-gestiegen

Krebs und Corona:

Immer wieder gibt und gab es Nachrichten, dass Corona das Ausmaß oder Fortschreiten von Krebserkrankungen begünstigt und immer wieder wurden diese Meldungen auch wieder abgestritten. Auch hier gilt: Im Einzelfall ist Weniges nachweisbar. Der Nordkurier hat am 14.11.2023 nachgezeichnet, welche Folgen ein Text der epd hatte zum Thema „Turbokrebs“, den die Agentur dann selbst wieder zurückgezogen hat:
https://www.nordkurier.de/politik/turbokrebs-nach-corona-impfung-presseagentur-zog-bericht-zurueck-2051370

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