„Wo 2020 draufsteht, sollte auch 2020 drin sein." Plakativ und medientauglich hat der Hartmannbund damit an den Masterplan fürs Medizinstudium nicht nur erinnert. Der Satz stammt von Christian Wolfram, er ist der Vorsitzende des Ausschusses für Studierende im Hartmannbund. Zitiert hat ihn das Ärzteblatt (10.10.2019).

Der Anlass: Weil der Masterplan 2020 nicht nur teuer, sondern auch Komplex ist, hat der Wissenschaftsrat im Dezember die Gründung eines Beirates angeregt, der den Masterplan begleitend beraten soll. Der Hartmannbund befürchtet nun seinerseits, dass eine solche Begleitung sich zeitlich auch als Hemmnis erweisen könnte.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/100285/Hartmannbund-draengt-auf-rasche-Reform-des-Medizinstudiums

„Wo 2020 draufsteht, sollte auch 2020 drin sein."

Christian Wolfram

Der Masterplan 2020 wurde 2017 noch unter unter Bildungsministerin Johanna Wanka und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (beide CDU) beschlossen, er hat umfassende Änderungen fürs Medizinstudium festgeschrieben. Nur die Finanzierung ist bislang nicht gesichert. Über den Masterplan informiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung hier: https://www.bmbf.de/de/masterplan-medizinstudium-2020-4024.html

Das Spannungsverhältnis zwischen Beschluss und Umsetzung fasste im Herbst 2018 Sören Maak ganz wunderbar zusammen. Maak ist freier Journalist für Wirtschafts- und Gesundheitsthemen und verglich im Portal Bibliomed Manager den Masterplan 2020 mit einem Flaschengeist: Einmal aus der Flasche gelassen, bekommt man ihn garantiert nicht wieder hinein. Doch nicht nur wegen seiner Bildhaftigkeit ist der Artikel von Maak lesenswert, er pointiert und gruppiert das „Was-bisher-geschah", so dass sich dem Leser eine perspektivische Erwartung auftut – nicht unweit von der Forderung des Hartmannbundes.

Der Artikel erschien am 23.10.2018:
https://www.bibliomedmanager.de/zeitschriften/fw/heftarchiv/ausgabe/artikel/fw-11-2018-fusionsradar/36630-der-geist-aus-der-flasche/

Immerhin hat der Masterplan 2020 schon seinen festen Platz auf Wiki: Unter dem Stichwort „Studium der Medizin" ist er Teil des Stichpunktes „Kritik". Genau genommen ist er der einzige Punkt unter dem Stichpunkt „Kritik", der mehr ist als nur Forderung oder Papier. Viel Zuversicht scheinen die Autoren des Wiki-Artikels dennoch nicht zu haben. Der Masterplan bekommt das Eigenschaftswort „sogenannt".
https://de.wikipedia.org/wiki/Studium_der_Medizin

Nun ist „sogenannt" schwer zu fassen, der Duden windet sich, was die Bedeutung betrifft, sehr galant. Während die Sinnerklärung sich dort nur auf das Bezeichnen bezieht, treffen die Anwendungsbeispiel fürs Sogenannte den spöttischen Unterton recht gut. https://www.duden.de/rechtschreibung/sogenannt

Andere Worterklärer sind da direkter. „Sogenannt" wird dort gleich auf der Bedeutungsebene mit „irreführend bezeichnet" übersetzt.

https://www.wortbedeutung.info/sogenannt/

Will sagen: Wenn sich der Geist aus der Flasche mal nicht ins Sogenannte verflüchtigt. Der Hartmannbund zumindest scheint genau dieses zu befürchten.