Aktualisierung 25.08.2022:

Lauterbach weiß von nichts, so die Zusammenfassung, wenn man sie überspitzen will. Offensichtlich gibt und gab das RKI Signale, dass es die Kontrolle der Corona-Abrechnungen nicht leisten kann. Den Fernsehsendern liegen diese Signale vor, Karl Lauterbach offenbar nicht. Bericht Tagesschau, 25.08.2022:
'https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-testzentren-109.html

Auch die Süddeutsche Zeitung, 25.08.2022, allerdings hinter Bezahlschranke:
https://www.sueddeutsche.de/politik/lauterbach-schnelltest-betrug-rki-wieler-brandbrief-1.5644899?reduced=true

Nachrichtenlage am 17.08.2022:

Keine Ahnung, ob Karl Lauterbach Schach spielt. Erst recht keine Ahnung, ob er ein guter Schachspieler ist. Aber auf jeden Fall ist die Rochade, die er plant, schon jetzt für Menschen, die selbst keinesfalls gut Schach spielen, nur schwer verständlich. Es geht um die Abrechnung von Coronatests, die schon zu Zeiten von Lauterbachs Vorgänger mindestens abwegig waren. Dergestalt, dass das Geld gerne mal ganz ungeprüft und stapelweise in Taschen verschwand, die dann auch nicht so genau zu benennen waren. Nicht Lauterbachs Schuld. Und auch nicht die Schuld der KVen. Im Gegenteil, die weisen alle Schuld und jetzt auch alle Zuständigkeit von sich. Sie seien nicht in der Lage, die Abrechnungen verantwortlich zu prüfen.

Und nun setzt sich der Bundesgesundheitsminister ans Schachbrett. Und tauscht KV gegen RKI. Rochade. Turm gegen König. Konkret: Das RKI soll künftig die Abrechnungsprüfung der Coronatests übernehmen.

Vielleicht ist das Bild mit dem Schachspiel aber vollkommen verkehrt. Denn Turm und König dürfen ja noch nicht eingesetzt worden sein, wenn es zur Rochade kommt. Und wir alle wissen ganz genau: RKI und KV sind ständig im Einsatz. Wechseln wir also das Bild.

Denn die Nachricht geht noch weiter: Nicht nur, dass das RKI weder Personal für noch Erfahrung mit dem Abrechnungs(un)wesen hat. Es soll auch zusätzlich kein Geld für die neue Aufgabe bekommen. Und auch das lässt sich noch steigern: Das Geld, das die KVen bislang für die Abrechnung und Kontrolle der Coronatests bekamen, sollen sie auch weiterhin bekommen. Keine Veränderungen der Verwaltungskostensätze der KVen vorgesehen, zitiert die Tagesschau aus dem Ministerium.

Das nenne ich doch mal eine echte Eulenspiegelei: Die KVen kündigen eine Tätigkeit auf, die sie nicht ausüben können, der Bundesgesundheitsminister schiebt die Tätigkeit auf ein Institut, dass sie mutmaßlich auch nicht wird ausführen können. Und vielleicht weil ja sowieso niemand der beiden den Ansprüchen der Tätigkeit gerecht werden kann, bekommen die KVen weiterhin das Geld dafür.

Ja, der Plan schreit zum Himmel. Aber vielleicht ist das ganz genau die Absicht des Herrn Lauterbach. An dieser Stelle würde ich diesen Kommentar gern lächelnd mit einem Satz beenden, der in der journalistischen Ausbildung allen Volontären für alle Kommentare und alle Zeiten verboten wird:

Ob die geplanten Maßnahmen zielführend sind, das muss die Zeit zeigen.

Und ohne Spott: Vielleicht liegt da noch irgendein Ziel auf Lauterbachs Weg, das sehr viel grundlegender ist – und vielleicht fängt Lauterbach gerade damit an, das deutsche Gesundheitswesen grundlegend umzugestalten. Dann aber wären wir wieder mitten im Schachspiel.

Die Nachricht:

Tagesschau, 17.08.2022:
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-testzentren-107.html

Focus, 17.08.2022:
https://www.focus.de/politik/deutschland/umstrittener-plan-lauterbach-will-dass-rki-kuenftig-coronatest-betrug-prueft_id_136666198.html

Deutsches Ärzteblatt, 17.08.2022:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/136731/Robert-Koch-Institut-soll-Buergertestabrechnungen-pruefen

t-online, 17.08.2022:
https://www.t-online.de/nachrichten/corona-krise/id_100040762/bericht-rki-soll-kuenftig-corona-teststellen-ueberpruefen.html

Berliner Zeitung, 18.08.2022:
https://www.berliner-zeitung.de/news/lauterbachs-luftnummer-rki-soll-corona-testbetrug-aufdecken-li.257721

Und zuguterletzt ein schönes Bonmot:
„Da sehe ich schon die Faxgeräte glühen,“ zitiert nicht nur t-online (Link oben) Jörg Engelhard vom Landeskriminalamt Berlin den Plan.