Tja. Wer brav ist, wird nicht gehört, wenn er was will. Keine Weisheit für’s Poesiealbum, aber eine wichtige Lebensweisheit aus Kindergarten und Grundschule. Wo viele Kinder Aufmerksamkeit wollen, muss man sich schon irgendwie herausstellen.

Herausgestellt hat sich für die KV Baden-Württemberg jetzt, dass dieses Grundgesetz aus der Schule des Lebens auch im wirklichen Leben eine Rolle spielt: Baden-Württembergs Ärzte kommen gedanklich in der Regierungserklärung nicht so vor, wie sie es sich gewünscht hätten. Kein bisschen Aufmerksamkeit. Und das nach oder inmitten dieser Pandemie. Denn das, was Kretschmann als „Etablierung von Primärversorgungszentren und kommunalen Ärztehäusern“ plant, kann man übersetzen mit: „Wir mussten in der Ecke stehen, (und durften nicht nach Hause gehen)“. Oh Tannenbaum, welch Überraschung!

Florian Staeck moniert genau diese Überraschung, die ehrlicherweise gar nicht überraschend kam, in der Ärzte-Zeitung und sein Artikel kriegt ein wenig den Duktus von „selbst schuld“. Fehlt nur das Ätschibätschi. Das braucht Staeck aber nicht, um seinen Kommentar rund zu machen. Er kann die Argumente stapeln wie Bauklötzchen auf dem Spieleteppich. Das macht er in Gemeinschaftsarbeit mit dem Baden-Württembergischen KV-Vize Dr. Johannes Fechner. Mangelnde Berufspolitik, will sagen, zu wenig Einsatz, zu wenig Förderung und schon gar keine Forderungen für und um medizinische Berufe, die nicht das klassische Medizinstudium voraussetzen. Zum Beispiel Heilberufe. Zum Beispiel der Physician Assistant. Dieser künftige Arztassistent wird ausgebildet, ohne dass die KVen maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildungsinhalte genommen hätten.

Staecks kommentierender Artikel (06.07.2021) ist lang und gründlich – und er verweist darauf, dass nicht allein die Ärzte in Baden-Württemberg an der Bushaltestelle stehen und dem Bus, der sie hätte mitnehmen sollen, verdutzt hinterhergucken. Sie merken schon: Unbedingter Lesetipp:
https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Politik-hoert-nicht-auf-Aerzte-Ein-hausgemachtes-Problem-421092.html

Und: Das Problem war bekannt, Florian Staeck thematisierte es bereits am 08.04.2021 in der Ärzte-Zeitung, als es um die Sondierung zu den Koalitionsverträgen ging, in denen Ärzte ebenfalls nicht vorkamen:
https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Baden-Wuerttemberg-Gruen-Schwarz-schweigt-sich-zum-Thema-Gesundheit-aus-418613.html

Und hier die Meldung in der Ärzte-Zeitung zu den geplanten Baden-Württembergischen Primärversorgungszentren, 20.05.2021:
https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Land-Baden-Wuerttemberg-foerdert-kommunale-Aerztehaeuser-419764.html

Kretschmanns Regierungserklärung (19.05.2021) gibt's vollständig auf Youtube, Dauer: 1 Stunde, 2 Minuten. Praktisch: In der Fuß-Zeitleiste gibt's Zwischenüberschriften.
https://www.youtube.com/watch?v=7p7ctjcADXI

Zum guten Schluss noch der Verweis auf den neuen Studiengang zum Physician Assistant in Papenburg: Hier ist auf Initiative des Arztes Dr. Volker Eissing zusammen mit der Hochschule Anhalt ein Studiengang entstanden, der Menschen aus medizinischen Berufen die Möglichkeit gibt, sich berufsbegleitend zum ambulant tätigen Physician Assistant ausbilden zu lassen. Der erste Jahrgang drückt bereits die Schulbank, Lehrveranstaltungen finden in Papenburg, in Köthen und online statt:

Infos auf der Website der Hochschule:
https://www.hs-anhalt.de/hochschule-anhalt/aktuelles/neuigkeiten/neuigkeit/berufsbegleitendes-bachelorstudium-physician-assistance-startet-in-papenburg-1.html

Die Webseite des Campus Papenburg:
https://www.campus-papenburg.net/

Auf Facebook:
https://www.facebook.com/pages/category/College---University/Campus-Papenburg-AN-Institut-der-Hochschule-Anhalt-104932655073395/

Die Neue Osnabrücker Zeitung hat den Entstehungsprozess von Planung, Bau, Tag der offenen Tür bis hin zur Einweihung laufend berichterstattend begleitet, die Artikel liegen hinter Bezahlschranke, hier nur der jüngste vom 08.06.2021 (kostenloser Probemonat möglich):
https://www.noz.de/lokales/papenburg/artikel/2332370/studierende-am-campus-papenburg-untersuchen-patienten