Die Tinte auf der Haut geht auch unter die Haut. Verblüffend ist das nicht. Eine Schweizerische Studie hat sich nun aber genauer mit dem Thema Tattoo beschäftigt. Ergebnis: Ein Teil der Tattoo-Tinte landet, wie vermutet, in den Lymphknoten und von dort aus kann sie Entzündungen auslösen. Die können, auch das ist nicht verwunderlich, lange oder kurz dauern.

Neu ist dagegen wohl die Erkenntnis: Die Ansammlung von Tattoo-Tinte in den Lymphknoten hat auch unmittelbare Auswirkungen auf Impfungen. Vor allem: Sie hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Reaktionen des Körpers auf den Impfstoff.

Nun sind die Tattoos, wir wissen es aus den Medien, mindestens schon seit der Steinzeit üblich. Dabei stets mit unterschiedlicher Bedeutung: religiös, sozial, rituell, einfach nur beschriftend usw. Und auch die Kunst und die Schönheit haben gewiss von Anfang an eine Rolle gespielt.

Da hat es auch nichts genutzt, dass Gott, der Herr, selbst eine biblische Warnung ausgesprochen hat, die zu diesem Thema auch gern immer wieder zitiert wird:

Leviticus, 19,28, Lutherbibel 2017:
„Ihr sollt um eines Toten willen an eurem Leibe keine Einschnitte machen noch euch Zeichen einritzen; ich bin der HERR.“

Oder, zeitgemäß und „jugendorientiert“, von der Volxbibel in die Gegenwart übersetzt:

„27-28 Wenn bei euch jemand gestorben ist, dann könnt ihr ruhig trauern. Aber ich will nicht, dass ihr dann so seltsame Rituale macht von den anderen Völkern, von den Leuten, die mich nicht kennen, also euch den Bart abschneidet oder euch ritzt oder wegen dem Toten euch ’ne Tätowierung stechen lasst. Nicht vergessen, ich bin Gott!“

(Es waren die Jesus Freaks, die mit dieser biblischen Übersetzungsarbeit begonnen haben. Wer mehr wissen will:
https://de.wikipedia.org/wiki/Volxbibel)

Bloß: Selbst diejenigen, die gedachten, ihrem HERRN treu zu dienen und ihn anzubeten, hatten diese Textpassage wohl nicht immer im Ohr – oder im Bewusstsein. Hartmut Kühne hat am 21.02.2019 den europäischen Pilgern hinterhergespürt, die sich im 16. Und 17. Jahrhundert als Zeichen und Beweis ihrer Pilgerreise in Jerusalem stechen ließen:
https://pilgerspuren.de/2019/02/21/pilger-taetowierungen-aus-jerusalem/

Das Institut für Deutsche Tattoogeschichte bildete am 28.07.2022 auf Facebook die Radierung ab, die im Jahre 1676 die Arme von Rathje Stubbe aus Hamburg (auch Ratge oder Ratje) wiedergibt.
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=5622794077772460&id=2299000416818526&set=a.3700855546632999

Auch die Gerda-Henkel-Stiftung zeigt diese Radierung im Text: „Skin in the Early Modern World, 1450–1750: The Deep Surface“
https://www.gerda-henkel-stiftung.de/geschichte-der-haut

An dieser Stelle müssen wir uns dann ganz nebenbei noch fragen, ob nicht doch den Jerusalem-Pilgern größere Ehre gebührt als James Cook. Der Seefahrer hatte im Jahre 1769 nicht nur das Wort Tattoo mit nach England gebracht, sondern auch Besuch aus Polynesien. Er gilt sozusagen als der Verbreiter und Promoter des Tattoos in Europa, wenngleich sich Seefahrer auch vorher schon mit geätzten Zeichen geschmückt hatten.

300 Jahre, nachdem die ersten Pilger aus Deutschland sich in Jerusalem hatten tätowieren lassen, machten dann die reichen Damen Londons von sich reden. In der deutschen Presse, hier im „General-Anzeiger für Düsseldorf und Umgegend“ las sich das am 09.11.1898 so:

„Wer die Straßen des vornehmen Viertels in London durch­wandert und sein Augenmerk auf die vierfüßigen Be­gleiter eleganter Herren und Damen richtet, dem wird es bald auffallen, daß einzelne der meist sehr werthvollen Hunde außer einem kostbaren Halsbande und dem unver­meidlichen Maulkorb noch eine andere Decoration an sich tragen, die man bei näherem Hinschauen als ein auf die kahlgeschorene Haut des Thieres tättowirtes Wappen erkennen kann.
https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/22753164

Diese Modecaprice, so der Text weiter, habe aber einen durchaus vernünftigen Hintergrund. Sie diente nämlich der Kennzeichnung des Tieres. Und dem Geldbeutel des Tätowierers. Den Spott des Autors will ich Ihnen keineswegs vorenthalten:

„Die Widerwärtigkeiten, die nun mit der Zurückerlangung des abhanden gekommenen Thieres verknüpft sind, sofern man nicht durch irgend ein ganz besonderes Merkmal am Hunde den Beweis beibringen kann, daß man wirklich der rechtmäßige Eigenthümer ist, haben einenKünstler im Tättowiren auf den Gedanken gebracht, den vornehmen und reichen Hundebesitzern seine Dienste alsAnimal=Tattoo=Artist anzubieten. Der Mann hat mit seiner Idee glänzenden Erfolg gehabt und kann die Aufträge, mit denen er überschüttet wird, gar nicht schnell genug ausführen. Seine besten Kunden oder vielmehr Kundinnen sind gegenwärtig vereinsamte reiche Damen, die in be­ständiger Angst schweben, ihr Lieblingspudel, Teckel oder Mops könnte ihnen eines Tages verioren geben und aus Mangel anbesonderen Merkmalen nicht wiedergesunden werden.“ (ebd.)

Zurück in die naheliegendere Vergangenheit: 2009 schuf Mattel die erste Barbiepuppe mit abnehmbaren Tattoos. Ihr folgten – mit echten Tattoos – eine Barbie der Firma Tokidoki und eine Barbie mit Flügeltattoo auf dem Rücken. Und: Seit Anfang der 2000er, vielleicht auch schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts macht die Harley-Davidson-Barbie mit einem Flügeltattoo auf dem Rücken Furore. Wobei hier vieles dafür spricht, dass es ihr nachträglich von Künstlern aufgetragen wurde. Aber: Ein eindeutiges Ergebnis, was es mit der Harley-Davidson-Barbie und ihrem Rückentattoo auf sich hat, habe ich nicht.

Die Christian Science Church, eine religiöse Bewegung, die sich seit dem 19. Jahrhundert in den USA auf biblische Grundlagen stellt, diskutierte hier, 2011, zeitgleich mit der tätowierten Tokidoki-Barbie, deren Eignung für Kinder:
https://www.csmonitor.com/Business/2011/1020/Barbie-doll-tattoos-Is-new-doll-appropriate-for-kids?utm_source=chatgpt.com

Und da wir gerade schon bei Kindern sind: Auch Aufklebetattoos sind gesundheitsschädlich, manchmal sogar krebserregend. Die gute Nachricht: Nicht alle Aufkleberchen sind durchgefallen. Hier der ZDF-Bericht über eine Untersuchung von Öko-Test. Der Artikel ist vom 25.01.2025:
https://www.zdfheute.de/ratgeber/kinder-tattoos-temporaer-verkauf-oeko-test-100.html