Er war gerne Messdiener – und mochte die Bühne, die ihm die Kirche bot. „Die katholische Kirche ist immer auch ein bisschen wie großes Kino. Deshalb mag ich die ja“, vertraut er seinem Biografen an.

(Michael Bröcker: Jens Spahn, Die Biografie, Kindle Reader, bei Amazon: https://www.amazon.de/Jens-Spahn-Biografie-Michael-Br%C3%B6cker/dp/3451383365/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1548669883&sr=8-1&keywords=jens+spahn#reader_B07FKLTH12)

Nun aber verwehren beide große Kirchen dem Gesundheitsminister den Applaus. Nein, nicht nur das: Sie bezichtigen ihn, von der großen Bühne aus unbemerkt und im Stillen gegen die Grundsätze zu stoßen, die nicht nur der Messdiener, sonder auch der Christdemokrat nicht nur auf der Bischöflichen Canisiusschule in Ahaus verinnerlicht haben müsste.

Spahn, so der Vorwurf, führt die Präimplantationsdiagnostik als Kassenleistung stillschweigend und unbemerkt durch das Kleingedruckte des Terminservice- und Vergabegesetz ein (27.1.2019):
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/2019/01/27/kirchen-kritisieren-spahn/

Hier also: Keine Bühne, kein Vorhang, kein Auftritt, kein Kino. Das Pro-Medienmagazin nimmt das Thema eher leise auf - sozusagen nur, um den Vorhang zu öffnen. Lieber aber ohne Getöse. Viel Mühe hat es der nach eigener Aussage christlichen Zeitung auch nicht gekostet – sie hat den Focus abgeschrieben, und das auch nur halb.

Der Focus selbst hinwiederum berichtet ebenfalls unvollständig: Die evangelische und katholische Kirche wenden sich die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD, so heißt es. Wer nun den Vorhang fürs Kino aufziehen soll oder aufgezogen hat, bleibt unklar (24.1.2019):
https://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-05-2019-kirchen-kritisieren-spahn-fuer-geplante-pid-erstattung_id_10230632.html

(Auch im Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/100628/Widerstand-der-Kirchen-gegen-Spahn-Plaene-zur-Praeimplantationsdiagnostik)

Der Spiegel wusste schon am 15. Januar, dass diese präimplantationsdiagnostische Kassenleistung gelten solle für Ehepaare mit schwerwiegenden Erbkrankheiten. Aber – und das klingt irgendwie doch fast ein bisschen wie katholisch: nur für Verheiratete. Erst auf dem zweiten Blick wird dem Leser klar, dass hier der katholische Anschein nur ein zynischer sein kann. Zugespitzt: Nur wer verheiratet ist, hat drei bezahlte Versuche, ein erbgutschadenfreies Kind aus des Ehepaares eigenen Samen und Eizellen im Reagenzglas zu zeugen – und der (verheirateten) Frau einzupflanzen.

Großes Kino? Debatte? Noch ist das Publikum nicht in den Saal geströmt, sind die Akteure nicht benannt, ist der Vorhang noch nicht auf.

Redlich aber wenigstens die Katholische Nachrichtenagentur: Sie benennt in ihrem Artikel die Akteure der beiden großen Kirchen, die sich gegen die stillschweigende Einführung des Design-Babys wenden. Online gestellt auf Domradio am 15.1.2019 – mit Hintergrundartikeln und Verweisen auf die bisherige Berichterstattung:
https://www.domradio.de/themen/ethik-und-moral/2019-01-25/katholikenkomitee-kritisiert-vorgehen-zur-pid

und auch der Evangelische Pressedienst geht das Thema grundlegender an:
https://www.epd.de/zentralredaktion/epd-zentralredaktion/katholische-laien-gegen-pr%C3%A4implantationsdiagnostik-als-kassenl