Die Kölner rudern rückwärts, der Krisenstab der Stadt hat beschlossen, dass auf den Weihnachtsmärkten die 2G-Regel nicht nur gelten, sondern auch kontrolliert werden soll. Das ist, selbstverständlich und selbstredend, eine Reaktion auf die steigenden Inzidenzzahlen. Es ist, selbstverständlich und selbstredend, keine Reaktion auf die Situation am 11.11.2021 – als zu Beginn des Karnevals am Zülpicher Platz ein Sicherheitsunternehmen mit der Kontrolle der 2G-Regel maßlos überfordert war. Das Unternehmen soll bis zur Session im Februar nachbessern. Und immerhin: Am Heumarkt und am Tanzbrunnen, da hat ja alles geklappt.

Aber es geht ja jetzt um die Weihnachtsmärkte. Derer gibt es traditionell viele in Köln – und sie lassen sich nicht einzäunen. Deswegen setzt die Stadt Köln nun Menschen ein, die möglicherweise Superkräfte haben. Superkontrollen sozusagen. Auf jeden Fall, und das ist jetzt die Sprachregelung des Krisenstabes, werden „fliegende Kontrollen“ eingesetzt. Also Weihnachtsengel mit rotem Mantel statt weißer Flügel? Und ein großes S vorn auf der Brust? Vögel wird man ja wohl kaum einsetzen können, auch wenn der Stadtsprecher den sprechenden Namen Andreas Vogel trägt. Drohnen?

Wie die fliegenden Kontrollen tatsächlich aussehen werden, dazu schweigt die Stadt – und auch der WDR fragt hier nicht konkret nach. Quasi stillschweigend wird aus dem Gerundivum „fliegend“ aber im nächsten Absatz schon das Adjektiv „mobil“. Da die Weihnachtsmärkte nach allen Seiten offen sind und damit eine lückenlose Kontrolle gar nicht möglich ist, hat man sich auf mobile Teams geeinigt. Das klingt nun schon bedeutend realistischer.

Die Nachricht beim WDR, 15.11.2021:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koelner-krisenstab-weihnachtsmaerkte-100.html

Nun mag die Vorstellung fliegender Engel, die die Weihnachtsmarktbesucher im Gewande des Super(wo)man liebevoll und lächelnd, möglicherweise noch gleichzeitig Geige und Harfe spielend, urkomisch sein. Dazu auch noch vollkommen ungewollt. Aber neu ist das Konzept nicht. Google weiß, wie immer, mehr. Und in Baden, so können wir der Badischen Zeitung entnehmen, flogen die Kontrollen im Karneval 2010 ihren Rundflug gegen den Alkohol. Viel erfahren wir nicht, da der Artikel hinter Bezahlschranke liegt. Aber dass die fliegenden Kontrollen der Polizei auf dem Hexenball erfreulich waren, dass kann man dem Artikel so gerade noch entnehmen. Was fehlt, ist ein Foto eines Polizeibeamten auf einem Hexenbesen.

Badische Zeitung, 18.01.2010:
https://www.badische-zeitung.de/fliegende-kontrollen-gegen-alkohol--25737671.html

Auf keinen Fall, so das Fazit, sollten wir der Stadt Köln von diesem Flug Kenntnis geben. Sonst wird der Weihnachtsmarkt zur Walpurgisnacht und der Neu- und/oder Heumarkt zum Blocksberg. Die Kontrollhexen fliegen dann auf dem Besen, während unten das bunte Treiben nicht närrische, sondern ganz und gar verbotene Ausmaße annimmt. Und im günstigsten Fall sind alle Walpurgisnachtbesucher genesen oder geimpft. Oder beides.

Noch verwirrender wird’s, wenn Sie nach der Verbindung von Hexen und Weihnachtmarkt suchen. Es gibt sie nämlich – und doch gibt es sie nicht. Die Weihnachtsmarkt-in-Deutschland-Seite kündigt für Hamburg einen Hexenweihnachtsmarkt trotz Corona an – und äußert Skepsis bezüglich des Termins. Der liegt doch tatsächlich im Jahr 2017. Der mitgelieferte Link, bei dem wir uns nach dem wirklichen Termin erkundigen sollen, führt allerdings ins Nichts. Verflixt noch mal und zugenäht. Das scheint mir schon nahezu teuflisch:
https://www.weihnachtsmaerkte-in-deutschland.de/hexen-weihnachtsmarkt-in-hamburg.html

Wohlan, zum Schluss ein frommer Wunsch und Rat an Sie: Kochen Sie sich den Glühwein zu Hause – und backen gleich die Kekse dazu. Spritzgebäck lässt sich doch ganz enorm variieren. Und die fliegenden Kontrollen begegnen Ihnen allenfalls am Ende des Glühweins. Danach wissen Sie dann ganz genau Bescheid: Was zu viel ist, ist zu viel.