Seltsam, seltsam. Da ist ein neues Wort geprägt – und gleich schon wieder tabu? Im Kölner Stadt-Anzeiger finde ich heute (10.2.2019) in der Papierausgabe die Begleitmusik zu den Anti-Diesel-Verbot-Demos in Stuttgart. Und die Überschrift lautet: kurz, knapp, einzeilig und nur dreispaltig auf einem Sechsspalter: „Die Hup-Bürger“.

Schönes Wort. So schön, dass das Wesen der Hup-Bürger in zweite Überschriftenzeile gerutscht ist.

Aber wer hat’s erfunden? Keine Ahnung. Googlen lässt sich der Hup-Bürger bereits hervorragend: Von der WAZ bis zur Wolfsburger Allgemeinen lauten auf Google-Ebene unisono die Überschriften „Hup-Bürger demonstrieren gegen Diesel-Fahrverbote“. So viel Gleichklang ist selten im deutschen Blätterwald. Und, aber das nur nebenbei, an der Länge der Überschrift offenbart sich, dass der Kölner Stadt-Anzeiger gut daran tat, die Überschrift aufs Subjekt zu verkürzen.

Das haben offenbar alle anderen Tageszeitungen auch gemerkt. Den Hup-Bürger gibt’s nämlich nur noch auf Google-Ebene – und in den Nachrichten-Portalen aus der zweiten Reihe. Die Überschriften der großen Zeitungen, zu denen man sich durchklickt, lauten dagegen ebenfalls wieder nahezu unisono: „Bürger demonstrieren gegen Diesel-Fahrverbote“.

Was das soll? Warum ich das schreibe? Na, zumindest eines ist offensichtlich: Die ganze bundesdeutsche Journaille hatte Spaß am wütenden Hup-Bürger oder am hupenden Wut-Bürger.

Aber bei dem Spaß ist es dann auch geblieben. Ganz im Ernst und live und in Farbe und auf Papier und Druckerschwärze sind es die Bürger, denen der Hut hochgeht – also Hut-Bürger. Und das sind vielleicht doch mehr als nur ein paar hupende und tutende Wut-Bürger.