Zitatensammlung: 

Im t-online-Nachrichten-Portal, das von der Presseagentur dpa gespeist wird, findet sich die Nachricht, dass im Land Thüringen 40 Prozent der ausländischen Ärzte, die hier praktizieren wollen, an der Sprachprüfung scheitern. Bundesweit seien es gar 44 Prozent (10.1.2019):

https://www.t-online.de/nachrichten/id_85062486/viele-auslaendische-aerzte-schaffen-sprachpruefung-nicht.html
Der thüringische Regionalteil der „Welt" hat die Nachricht ebenfalls aufgenommen:
https://www.welt.de/regionales/thueringen/article186855344/Viele-auslaendische-Aerzte-schaffen-Sprachpruefung-nicht.html

Die Zahlen kommen von der Landesärztekammer Thüringen – und sind nicht so unpolitisch, wie es scheinen mag. Am 2. Januar hatte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, sich gegen die Anwerbung ausländischer Ärzte gewandt mit der gleichzeitigen Forderung nach mehr Studienplätzen in Deutschland (2.1.2019):
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Ausl%E4ndische%20%C4rzte?nid=100129

Bereits im März 2018 zählte die Ärzte-Zeitung mehr als 50 Prozent der Ärzte, die beim ersten Versuch einer Sprach- und Medizinprüfung durchfielen. Der lapidare Nachsatz lautete: Mehrere Versuche sind erlaubt. Die Durchfallquote nur beim Sprachtest lag hier auch etwa bei 35-40 Prozent (26.3.2018).
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/960501/zulassung-fast-jeder-zweite-auslaendische-arzt-besteht-pruefung-nicht.html

Im Oktober 2018 hat das Ärzteblatt Zahlen für Niedersachsen und für den Bund vorgelegt: 962 Berufserlaubnisse und 454 Approbationen an Ärzte sowie Zahnärzte seien in Niedersachsen im Vorjahr erteilt worden (Quelle: Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung). Bundesweit seien 2017 50800 ausländische Ärzte in Deutschland tätig gewesen, mehr als doppelt so viel als 2011. (15.10.2018)
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98482/Mehr-auslaendische-Aerzte-erhalten-Berufserlaubnis-in-Niedersachsen

Der Artikel im Oktober wurde in Niedersachsen vielfältig in der Presse aufgenommen, die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, setzte sich für höhere Hürden bei der Prüfung ausländischer Ärzte ein. Hier ein Bericht vom NDR, 13.10.2018:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Auslaendische-Aerzte-Zahl-in-Niedersachsen-steigt,aerzte686.html

Die Statistik der Bundesärztekammer zur Zahl der ausländischen Ärzte finden Sie hier (Jahr 2017):
https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2017/auslaendische-aerztinnen-und-aerzte/

Im Jahr 2017 hatte sich der Wind offensichtlich noch nicht gegen die ausländischen Ärzte gedreht: Damals hat das Ärzteblatt ein langes Feature geliefert, das aufzeigte, wie sehr sich ausländische Ärzte über Jahre hinweg zwischen Bürokratie und Prüfung verfangen können, wenn sie in Deutschland arbeiten wollen:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/186356/Auslaendische-Aerzte-aus-Drittstaaten-Integration-mit-Hindernissen


Kommentar:

Integration ausländischer Ärzte war gestern, vielleicht vorgestern ein Ziel der Ärztekammern. Im Kampf um die Zulassung zum Medizinstudium an die Hochschulen haben die Funktionäre wohl die Strategie gewechselt. Denn die Zahl der ausländischen Ärzte gleicht auffallend der Zahl derer, die Medizin studieren wollen.

Zum Wintersemester 2018 standen 43000 Interessenten für 9200 Studienplätze an. Die Berliner Morgenpost hat sich aufgrund dieser Zahlen im Herbst 2018 unter den Studenten in der Warteschlange umgefragt (13.10.2018):
https://www.morgenpost.de/berlin/article215336165/Der-absurde-Weg-zum-Wunschstudium.html

Die Schere könnte größer nicht sein – doch ob der Weg über den Rücken der ausländischen Ärzte gehen muss? Erfolgversprechend hört sich das zumindest nicht an. Den Ärztemangel mag zurzeit niemand in Deutschland in Zahlen fassen. Wie soll man denn auch den Bedarf berechnen, den Maßstab anlegen, die Norm setzen? Die letzte Zahl zum Ärztemangel, die ich finden kann, wird auf Wikipedia aus dem Jahr 2003 von der Bundesärztekammer heranzitiert und dürfte ziemlich unaktuell sein. In der Zwischenzeit scheint man sich auf folgenden Diskurs geeinigt zu haben: Wir haben keinen Ärztemangel, nur die Verteilung ist falsch, die Facharztquote zu hoch, usw. 

Eine relativ junge Analyse finden Sie im Portal von „Forschung und Lehre" vom Oktober (10.10.2018):

https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/gibt-es-einen-aerztemangel-1092/

Vielleicht lässt sich ja ein Weg finden, der mehr Studenten ein Studium ermöglicht – und ausländischen Ärzten nicht grundsätzlich den Weg versperrt. Dass dieser Weg dann auch über ein einheitliches Prüfungsverfahren führen muss, ist eigentlich selbstverständlich – und gehörte in den Monaten und Jahren zuvor auch zu den dringenden Forderungen der Ärztekammer.

Und: Mehrere Tausend Ärzte aus Deutschland wandern jährlich ins Ausland ab. Darüber aber finden sich seltsamerweise keine aktuellen Zahlen mehr. 2008 waren es, so zitiert die ZEIT im Jahr 2010 die Bundesärztekammer, mehr als 3000:
https://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-05/mediziner-abwanderung