Es ist alles ganz einfach: Ab in die Apotheke, Impfausweis vorlegen, Personalausweis auch, Daten werden minutenschnell beim RKI geprüft, QR-Code in der Apotheke (oder einem Impfzentrum) erstellt, dann QR-Code auf’s Handy – und ab in den Urlaub, zum Event oder wie gehabt zum Friseur. Beim Hausarzt geht’s meist noch nicht. Ende Juli, so das Versprechen.

Das war die Theorie – und da es in der Praxis allerorten hapert, eine kleine Linksammlung. Zuerst der große Pauschalverriss in der Welt. Wirtschaftskorrespondent Philipp Vetter kommentiert mit großem Schwung gleich in der Überschrift: Für Deutschland sei der digitale Impfpass eine unentschuldbare Blamage, so der Titel seines Kommentars. Und genauso tief holt er auch aus: Wir gehören zu den digitalen Entwicklungsländern, denn das Server aufgrund übergroßer Belastung ihren Dienst vorübergehend einstellen, entspräche nun so gar nicht mehr den Standards. Der Angriff zielt nicht nur auf den Bundesgesundheitsminister, sondern auf IBM, Bechtle etc.

Kommentar vom 16.06.2021
https://www.welt.de/wirtschaft/plus231867017/Digitaler-Impfpass-Eine-unentschuldbare-Blamage-fuer-Deutschland.html

Wen die lange Werbung am Anfang nicht stört, der kann das Video der Welt zum Thema Serverüberlastung hier ansehen (1:40):
https://www.welt.de/politik/deutschland/video231824969/Server-ueberlastet-Digitaler-Impfpass-mit-Startschwierigkeiten.html

Und auch bei der Ausführung der App lag und liegt mindestens einer der vielen, immer noch existierenden Teufel im Detail: Corona-Genesene, die einmal geimpft sind, gelten als immun. Die App aber weiß das nicht, sie zählt die Impfungen. Und für den vollständigen Impfschutz gilt die alte Weisheit: Einmal ist keinmal – (naja, bei Johnson & Johnson ist das anders). Bericht von Lukas Böhl in den Stuttgarter Nachrichten, 15.06.2021:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.digitaler-impfpass-genesen-einmal-geimpft-mhsd.786cc004-50db-428a-aa7b-5d9aa6eaa73d.html

Ein weiteres Teufelchen macht sich die simple Struktur des Ganzen zunutze. So simpel die App, so simpel die Fälschungs- oder Manipuliermöglichkeiten. Der Autor der Hessenschau (Text) hat es zum Beispiel ohne viel Kenntnisse geschafft, die 14-tägige Frist, die es nach einer Impfung braucht zum vollständigen Schutz, in der App selbst zu generieren, 16.06.2021, auch das Audio berichtet darüber. Der Trick geht übers Handy: Ein wenig an den Einstellungen arbeiten, und schon sind 7 Tage auf 14 vervollständigt. Dauert wenige Minuten, so die Autoren:
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/sicherheitsluecke-in-corona-apps-digitaler-impfpass-laesst-sich-leicht-austricksen,digitaler-impfpass-116.html

Ein wenig im Abseits der Betrachtungen liegt der Hinweis der Morgenpost, der doch eigentlich zentral ist: Das Teilen, Fotografieren, Abbilden, Kopieren, Veröffentlichen, Vervielfältigen des Impfcodes – und auch des alten Papierpasses – schafft neue Gefahrenquellen. Der Fälscher lauert an jeder Ecke und nimmt alles, was er kriegen kann als Vorlage. Überspitzt gesagt. Die Warnung, die eigenen Gesundheitsdaten beisammenzuhalten, hier (15.06.2021):
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232544771/Impfpass-per-App-Darum-sollte-man-den-QR-Code-nicht-teilen.html

Den Weg durch den Alltag am Fehlerteufel vorbei direkt in die Apotheke, die den digitalen Impfnachweis erstellen kann – und in Ihrer Nähe ist, will Ihnen  das Portal „Mein Apothekenmanager“ weisen. Am Anfang, so manche Berichte, war auch das Portal durchaus schon einmal überlastet. Und mein eigene Suche hat ergeben: Die Apotheken in meiner unmittelbaren Kölner Nachbarschaft sind nicht drin. Ich müsste schon einen Stadtteil weiter. Aber da frag ich vielleicht doch lieber erst einmal in der Nachbarschaft. Hier zum Portal, das sich fraglos als digitaler Weiterhelfer noch steigern wird:
https://www.mein-apothekenmanager.de/

Noch ein wichtiges Detail für Ahnungslose: Es gibt verschiedene Wege zum digitalen Impfpass. Der CovPass qua QR-Code ist nur einer, ein anderer Weg ist die nachgerüstete Corona-Warn-App. Und auch die Luca-App will den Impfnachweis noch integrieren. Am 16.06.2021 berichtet die Berliner Morgenpost über die Unterschiede:
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232532821/digitaler-impfpass-covpass-corona-warn-app-ausweis.html

Abseits aller digitalen Impfausweise hilft immer noch das gelbe Impfheft aus Papier weiter. Schwierig wird’s mit dem alten DDR-Impfbuch, berichtet der MDR. Auch wenn es in Deutschland weiterhin gilt, wird er in vielen anderen Ländern nicht anerkannt. Denn der gelbe Ausweis ist als internationaler Standard festgelegt (16. Juni). Hier gilt: Umschreiben lassen beim Arzt oder Apotheker.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/ddr-impfpass-tauschen-urlaub-ausland-corona-100.html