Mein Deutschlehrer hat es vor langer Zeit gut mit uns gemeint, als er uns aus dem Lehrplan Büchners Woyzeck zu lesen gab. Der arme Soldat – monatelang bekam er nur Erbsen vorgesetzt, während der Doktor, der ihn für diesen recht einseitigen Versuch bezahlte, die Auswirkungen der Erbsenkost auf Harn, Puls und vor allem Verstand überprüfte. Dass Woyzecks Verstand tatsächlich beschädigt war, begriffen wir Schüler sehr schnell. Ob die Erbsenversuche dafür wirklich die Ursache waren, daran ließ Büchner uns zweifeln. Kein Zweifel hingegen bestand beim Lesen darin, dass der Doktor auch nicht ganz dicht in seinem Oberstübchen war.
Wir haben gelernt: In der Aufklärung lag das Bild vom Menschen in der Forschung ganz in der Nähe eines mechanistischen Modells. Für das Büchner auch gern an anderen Stellen die Errungenschaft des Automaten als Bild bemüht. Für Woyzeck heißt das: Erbsen rein, Verstand raus. Im Prinzip – und in der Übertreibung. Die Literaturwissenschaft lehrt uns, dass Woyzeck schizophren ist.
Vielleicht war’s ja auch ganz andersherum, und der aufgeklärte Doktor wollte mit seiner Erbsendiät die Schizophrenie des Soldaten heilen. Sein Versuch misslang auf jeden Fall gründlich. Das Drama endet tödlich.
Mit einer gewissen Überheblichkeit ließen wir uns als 17-Jährige aufklären über die Welt am Beginn der Aufklärung, über die Schrecken und Einseitigkeiten der Aufklärung. Und über den zynischen Humor – ist das noch Humor? – Büchners. Unsere Welt war das nicht. Unser Menschenbild war das auch nicht. Und unsere Zeit war das auch nicht.
Oder?
Nun, noch immer steht Woyzeck auf vielen Bühnen. Irgendetwas muss da ja aktuell sein. Wahrscheinlich ist es das mechanistische Menschenmodell. Erbsen rein, Wirkung an.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen, zum launigen Vergleich, ein paar Links und Hinweise geben, was Sie alles essen können, sollen oder sollten, oder auch nicht, um der Demenz vorzubeugen, die wie ein Damoklesschwert über uns allen zu schweben scheint. Und keine Frage: Es sind natürlich mehrfach dieselben Texte bzw. Studien, die als Grundlage für dieses Übermaß an Aufklärung dienen.
Laut Ratgeber der Frankfurter Rundschau hilft der Kaffee - und zwar besonders den Frauen, 06.06.2025: „,Schon eine Tasse hilft‘: Beliebtes Getränk soll Frauen vor Demenz schützen“
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/schon-eine-tasse-hilft-beliebtes-getraenk-soll-frauen-vor-demenz-schuetzen-zr-93772031.html
Nun kann der Mensch, auch nicht die Frau als Mensch, von Kaffee sich allein ernähren. Und so bietet die Frankfurter Rundschau am selben Tag, 06.06.2025, mit Hilfe einer Wissenschaftlerin einen Ernährungsfahrplan an, der weit gefasst, festlegt, was und wie viel sie wovon täglich bzw. wöchentlich essen sollen, um ihr Demenzrisiko zu senken. (Auch Erbsen sind hier genannt, aber das nur nebenbei.)
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/wissenschaftlerin-diaet-mittelmeer-gehirn-lebensmittel-alzheimer-risiko-senken-demenz-zr-93715868.html
Überhaupt scheint das Thema Ernährung zum Schutz vor Demenz ein Lieblingsthema der Frankfurter Rundschau zu sein. Hier wird Ihnen die mediterrane Ernährung empfohlen, 03.06.2025:
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/alzheimer-vorbeugen-mit-der-richtigen-ernaehrung-das-sagt-eine-studie-zr-93736925.html
Am 08.05.2025 empfahl die Frankfurter Rundschau Obst. Insbesondere Beeren und Äpfel:
https://www.fr.de/ratgeber/gesundheit/demenz-vorbeugen-zwei-obstsorten-besonders-wirksam-zur-praevention-zr-93289954.html
Die „Bunte“ greift am 04.06.2025 ebenfalls auf die Harvard-Studie zurück, die besonders den Frauen den Kaffee gegen als Demenzvorbeugung empfiehlt:
https://www.bunte.de/family/kochen-ernaehrung/harvard-studie-kaffee-beugt-demenz-und-diabetes-bei-frauen-vor_9a0a6452-01d1-463c-b5a1-b0869f3eb892.html
In der Fuldaer Zeitung schrumpft der Ernährungsplan zum Schutz vor Demenz zusammen auf eine pragmatische Kurzformel: Jeden Tag Vollkorn und Gemüse. 06.06.2025.
https://www.fuldaerzeitung.de/ratgeber/gesundheit/taeglich-essen-vorbeugen-alzheimer-gemuese-vollkorn-lebensmittel-risiko-senken-demenz-93730499.html
Aber die Fuldaer Zeitung gibt auch die Empfehlung zur Mittelmeerküche als Vorsorgeprogramm weiter, 05.06.2025.
https://www.fuldaerzeitung.de/ratgeber/gesundheit/mittelmeerkueche-gegen-diabetes-bis-demenz-ernaehrungsmediziner-klaert-auf-gesund-93755596.html
Am 04.06.2025 steht für uns bei der Fuldaer Zeitung Obst auf dem Speiseplan, wenn es um die Demenzvorsorge geht. Vor allem: Beeren und Äpfel:
https://www.fuldaerzeitung.de/ratgeber/gesundheit/fruechte-schutz-vorbeugen-demenz-risiko-senken-flavonoide-alzheimer-studie-ostsorten-93330354.html
Die Fuldaer Zeitung kann’s aber auch andersherum. Denn es ist, selbstverständlich, auch wichtig, welche Lebensmittel man meiden soll, wenn man der Demenz vorbeugen will. Sie ahnen es: Zucker und ungesunde Fette. 01.06.2025:
https://www.fuldaerzeitung.de/ratgeber/gesundheit/forscher-warnen-demenz-risiko-alzheimer-ernaehrung-lebensmittel-hochverarbeitet-fertigpizza-wurst-93666513.html
„Chip“ argumentiert – auf Grundlage einer amerikanischen Studie – beidseitig: Lassen Sie das rote Fleisch weg und ersetzen es durch Nüsse. So die Kurzformel. Tatsächlich aber berichtet „Chip“ sehr viel umfangreicher und nimmt auch viele andere Faktoren in den Blick, die sich auf die Entwicklung einer Demenz positiv oder negativ auswirken können. Das reicht vom Sport bis zum Kartenspiel, vom Blutdruckmessen bis zur Gewichtsabnahme. 23.05.2025:
https://www.chip.de/news/Demenz-Risiko-durch-die-Ernaehrung-Was-laut-Studie-sofort-vom-Teller-verschwinden-sollte_185487080.html
An dieser Stelle habe ich dann in der Zwischenzeit aufgrund des Überangebots an Ernährungsvorschlägen erheblichen Hunger auf Käse entwickelt. Und siehe da: Auch mit dem Einkauf an der Käsetheke können Sie demenziellen Erkrankungen vorbeugen. Es ist der Camembert, der, laut Studie, hilfreich ist. „Chip“ berichtet am 05.06.2025. Und es kommt noch viel besser. Fettreiche Ernährung ist hilfreich. Und da das alles zu schön klingt, um wahr zu sein, endet der Artikel mit dem Hinweis der Forscher, dass es keinen Beleg gibt, dass der Verzehr großer Mengen Camembert den kognitiven Abbau verhindern kann. (Der Hinweis auf die Autoren der Studie fehlt, aber immerhin gibt es einen Hinweis auf die Quellen für den Text):
https://www.chip.de/news/Laut-Studie-Diese-bestimmte-Kaese-Sorte-boostet-Ihr-Gehirn_185741314.html
Der Hinweis auf den Camembert ist aber nicht neu: Die Berliner Morgenpost wusste schon am 25.01.2025 von dieser Studie aus Japan:
https://www.morgenpost.de/ratgeber-wissen/article408123787/camembert-gegen-demenz-macht-uns-kaese-schlauer.html
Und das Ende von Lied: Lassen Sie sich Ihr persönliches Demenz-Vorsorge-Ernährungs-Programm gut schmecken und bleiben Sie gesund!