Von einer „merkwürdigen Entschädigungsklage“ erzählt die Borkener Zeitung vom 24.06.1871 auf der dritten Seite. Und zwar war in London ein Arbeiter an den Blattern, also Pocken, erkrankt. Täglich fragte die Frau nach dem Zustand des Kranken, täglich erhielt sie Auskunft über den Patienten mit der Nummer XY. Dieser Nummer geht es von Tag zu Tag schlechter – und am Ende stirbt Patient XY. Schließlich bekommt die Frau ein Schreiben, dass sie den Gestorbenen beerdigen soll. Es wird ein Sarg gekauft, Trauerkleider für Frau und Kinder, das Begräbnis geht ordnungsgemäß vonstatten. Und nach einer Woche „wird die untröstliche Wittwe plötzlich durch eine Erscheinung aus de Reiche der Todten überrascht“. Sie ahnten es wahrscheinlich gleich zu Anfang: Es ist ihr Mann. Das Hospital hatte seine Nummer mit der des Patienten XY verwechselt. Das Ehepaar forderte beim Krankenhaus schließlich die Beerdigungskosten zurück.

Ins Archiv der Borkener Zeitung
https://archiv.borkenerzeitung.de/ kommt man nur mit einem Abo: https://www.borkenerzeitung.de/

Bestätigen lässt sich diese Meldung wohl nicht, zumal eine Quelle nicht einmal genannt ist. Sicher aber ist wohl, dass die Nachricht über eine Agentur geliefert wurde, denn die Kölnische Zeitung bringt am 17.06.1871 wortgleich denselben Text

Im Zeitungsarchiv zeitpunkt.nrw; zweites Blatt, dritte Seite:
https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/9667344

Die Nachricht und ihren möglichen Wahrheitsgehalt kann man besser einordnen, wenn man den Bericht im Düsseldorfer Volksblatt vom 09.07.1871 (Seite 2) über das Ausmaß der Pocken in diesem Jahr liest: „Wie in fast allen größeren Städten des europäischen Continents nehmen auch in England die Pocken in einem solchen Maße zu, daß die bisherigen Lazarethe nicht mehr genügen. In London allein sterben durchschnittlich noch immer tausend Personen in einem Monat an den Pocken; allerdings hat London auch über 3 Millionen Einwohner.“

Im Zeitungsarchiv zeitpunkt.nrw:
https://zeitpunkt.nrw/ulbd/periodical/zoom/8904252