Kaffee – immer wieder unter Verdacht, dann doch wieder gesund, aber nur in Maßen. Bleibt die Frage, welches Maß wie groß ist. Der Spiegel hat neue Forschungsergebnisse parat: Ab sechs Tassen wird’s kritisch (ich frage jetzt nicht, wie groß denn eine Tasse ist ...) Artikel vom 15.5.2019:

https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kaffee-und-bluthochdruck-mediziner-ermitteln-maximalmenge-fuer-kaffee-a-1267576.html

Viel Neues über den Kaffee, seine Wirkung und vor allem seine Anwendung kann man erfahren, wenn man in die Vergangenheit schaut: Meyers Konversationslexikon von 1885, vierte Auflage ist hochinteressant. Nachdem ab Seite 357 die Wirkung des Kaffees ausführlich beschrieben ist, widmet sich das Lexikon auf Seite 358 der medizinischen Anwendung:

„Als Arzneimittel dient Kaffee gegen Erbrechen, akuten Darmkatarrh nach Durchnässungen, bei dem durch narkotische Substanzen in Vergiftungsfällen entstandenen Sopor und Coma und namentlich bei manchen Formen des Kopfschmerzes. Sehr wohlthätig hat sich Kaffee als kaltes Getränk bei Feldarbeiten bewährt, indem man 600 g gemahlenen Kaffee nebst 15 g Zimt mit 5,75 Lit. Alkohol extrahiert und von dieser Kaffee-Essenz 0,5 kg mit 1 L. Weingeist (86°), 125 L. Wasser und 2,25 kg Zucker mischt. Aus der Essenz bereitet man auch einen Likör, und an manchen Orten sind Kaffeecreme und Kaffeeeis beliebt.“

 

Für Kaffeeliebhaber: Der Artikel ist tatsächlich lohnenswert: Von der Herkunft, Lagerung, dem Rösten und Zubereiten reicht die Berichterstattung und am Ende gibt’s auch noch Rezepte für den Kaffeesatz:

„Der Kaffeesatz wird mit seinem doppelten Gewicht Kleie zu Stopfnudeln verarbeitet, mit welchen man Gänse und Kapaunen mästet. Die Tiere sollen davon sehr fett und das Fleisch sehr schmackhaft werden. Man benutzt den Kaffeesatz ferner zum Reinigen der Nachtgeschirre und beim Abfegen braun gestrichener Fußböden. Kocht man den Kaffeesatz mit Sodalösung aus, so erhält man durch Zusatz von Alaun zu der filtrierten Flüssigkeit einen braunen Niederschlag, welcher als Malerfarbe benutzt werden kann.“

 

Zum Desinfizieren bei ansteckenden Krankheiten, so viel sei noch verraten, taugt der verbrannte Kaffeesatz trotz seines intensiven Geruchs aber wohl nicht.

http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=108937