Von Mechthild Eissing auf Freitag, 27. Mai 2022
Kategorie: Gesundheitswesen

Nachpandemische Fragezeichen in einer Zeit, die sich als noch-pandemisch begreift

Die längst veraltete, bespottet und bespöttelte Frage, die zur Paraphrase und zur Karikatur einer Innerlichkeitsbewegung lange vor der Corona-Pandemie gehört, lautet: Was macht das mit dir? Kabarett und Co. haben dieser Frage vielleicht das Wasser abgegraben oder sie vom Ernst der Lage befreit.

Ernst aber ist die Lage schon wieder oder immer noch – und wir gehen jetzt in den Pluralmodus über. Was macht das mit uns? So lautete zwei Jahre lang die Frage, wenn es darum ging, die gesellschaftlichen Änderungen und ihre Folgen, hervorgerufen von der Pandemie, in den Blick zu nehmen: Kein Handschlag, kein Händedruck, keine Umarmung. Das Lächeln nicht mehr sehen, den Nachbarn lieber fürchten als ihm begegnen. Das Treppengeländer nicht berühren. Und so weiter. Der Fragen waren viele.

Vieles ist geklärt, und wenn nicht, aber zumindest beantwortet.

Und jetzt drehen wir den Spieß ganz langsam wieder um: Was macht das mit uns, wenn wir uns nun wieder die Hände reichen zur Begrüßung? So lautet eine der neuen, aktuellen gesamtgesellschaftlichen Fragen. Hier eine kleine Sammlung von Antworten, nach denen Sie vielleicht noch gar nicht gesucht haben:

Die Frage nach der Wiedereinführung und der Auswirkung des begrüßenden Händeschüttelns beantwortet „Forschung und Lehre“ am 21.05.2022. Auch mit Tipps für alle die, die ihre Hand lieber auch weiterhin bei sich behalten wollen. Und mit einem schönen Foto gestischen Begrüßungsmissverständnisses.
https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/warum-wir-doch-wieder-haende-schuetteln-4729

Ob Handschlag und Küsschen zur Begrüßung endgültig verschwunden sind oder doch wiederkehren, diskutierte auch der SRF am 26.05.2022:
https://www.srf.ch/radio-srf-1/begruessung-nach-der-pandemie-durchaus-denkbar-dass-das-haendeschuetteln-verschwindet

Der SWR zieht eine Sozialpsychologin zur Rate für die Frage, warum die einen Maske tragen und die anderen nicht. Melanie Steffens antwortet in gewisser Weise aus pandemischer Perspektive: Die Nicht-Maskenträger folgen dem Herdentrieb. Das ganze Interview ist eher ein Plädoyer für die Maske. 20.05.2022:
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/interview-sozialpsychologin-maske-tragen-psychologie-100.html

Die „Welt“ wetterte schon am 05.05.2022 gegen einen Paradigmenwechsel, in dem die nicht mehr durchgängige gesetzliche Maskenpflicht durch eine gesellschaftlich unausgesprochene, aber dräuende Maskenverpflichtungsmoral ersetzt zu werden drohte. Leider hinter Bezahlschranke: „Die Ängstlichen nehmen den Rest in Schutzhaft“
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus238524615/Corona-Freiwillig-Maske-tragen-Das-endet-in-einem-Moralregime.html

Die Relativität allen Wissens – und vor allem auch der Mangel an Wissen – ist zwar kein pandemisches oder nachpandemisches Phänomen. Hat aber mit Sicherheit in und nach der Pandemie eine bedeutende Steigerung oder gesteigerte Wahrnehmung erlebt. Auf der Spur aller Zweifelei, Falschinformation etc. am 29.04.2022 im BR Christian Schüle:
https://www.br.de/kultur/wissen-glaube-evidenz-inzidenz-macht-der-vorlaeufigkeit-christian-schuele-100.html

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