Von Mechthild Eissing auf Mittwoch, 07. Dezember 2022
Kategorie: Gesundheitswesen

AOK-Studie zum Gesundheitszustand in Familien - (und dazu noch ein bisschen Besserwisserei)

Da isser wieder. Der Fehlerteufel. Unbemerkt und von hinten schleicht er sich an – und schlägt zu. Jetzt war er bei ZDF unterwegs. Dort, wo die Überschriftenzeilen gebaut werden. Dort hat er nämlich ein leichtes Spiel: Der Hang zum Plakativen, die Auslassung von Verben, der Verkürzung der Inhalte. Alles Stolperfallen. Nun ist der Schlagzeilenredakteur gehörig gestrauchelt – und ich bin lachend gestolpert: „AOK: Mehr Familien bemängeln Gesundheit“. Wunderbar. Der Duden benennt das Bedeutungsfeld von "bemängeln" mit „als Fehler oder Mangel kritisieren, rügen, beanstanden; monieren“. Da kämen wir ja noch gerade eben hin, wenn wir die Gesundheit als Mangel kritisieren. Aber nur, wenn wir gutwillig sind. Böswillig lesen wir: „Mehr Familien kritisieren Gesundheit“.

Gemeint ist natürlich, dass Familien unzufrieden sind mit ihrer Gesundheit – und die Gesundheit selbst Mangel leidet. Die sprachliche Lösung liegt gar nicht so weit weg. Bei RTL hat sie auch jemand gefunden: Es ist der Gesundheitszustand, der bemängelt wird.

So – das war nun eine Einleitung mit Umweg. Die Nachricht aber lautet: Familien in Deutschland sind mit ihrem Gesundheitszustand weniger zufrieden als bisher. Herausgefunden hat das die AOK in einer Studie. Ergebnis laut ZDF: Ein Drittel der befragten Familien (oh, oh – wer denn genau hat geantwortet?) bezeichnet demnach ihre Gesundheit als nicht gut.

Vielleicht liegt dem ZDF-Artikel ja ein grundlegender Abstraktionsfehler zugrunde? Denn selbstverständlich kann man Familien befragen. Aber sie werden kaum antworten. Es antworten Mütter, Väter und/oder Kinder. Und auch die Gesundheit kann man nicht kritisieren – man hätte sie ja gerne. Die Kritik gilt der Krankheit. Möglicherweise auch dem Gesundheitszustand.

Doch da sind wir wieder bei dem alten Lied von der AOK: Die Gesundheitskasse.

Lesen Sie den Artikel trotzdem. Am Ende stellt sich nämlich tatsächlich heraus, dass Väter und Mütter befragt wurden. Und zwar 8500 Väter und Mütter. Und da die AOK damit ihre fünfte Familienstudie vorlegt, werden auch Vergleiche zu ziehen sein. Inhaltlich geht es um die Auswirkungen von finanziellen und anderen Sorgen, um psychische Probleme etc. Sie können die Nachricht aber auch an anderen Stellen abgreifen. Kleine Linkliste:

ZDF, 05.12.2022:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/familien-studie-aok-gesundheit-100.html

Tagesschau (mit korrekter Überschrift) 06.12.2022:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/aok-studie-familien-belastung-101.html

RTL News, 06.12.2022 – mit dem treffenden Wort, das dem ZDF hätte helfen können: Gesundheitszustand:
https://www.rtl.de/cms/aok-studie-schockiert-gesundheitszustand-bei-familien-deutlich-schlechter-als-noch-in-2018-5019786.html

Die AOK informiert hier:
https://www.aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2022/index_26093.html

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