Bis vor Kurzem hätte niemand gewusst, wer oder was der Wellerman ist – und schon gar nicht, dass er (korrekt wäre ja "sie") Zucker, Tee und Rum bringt. Seit aber Nathan Evans mit dem Wellerman auf Tiktok Furore gemacht hat, boomt der Shantygesang – vielleicht auch, weil er sich prima vom Homeoffice aus singen lässt. Und die Chöre sind ja sowieso schon gewohnt, den Chorgesang vom Wohnzimmer aus mittels Technik zu synchronisieren. Für alle, denen der Wellerman in dieser unserer Zeit Trost und Zuspruch ist, weil wir ja irgendwie auch auf hoher See sind und uns über Tee, Zucker und Rum freuen würden, eine kleine Rezensionsliste zum Thema. Denn: Die Nachfolger des Nathan sind kaum noch zu zählen. Also nur meine kleine Auswahl:

Zuerst die Hintergrundinfos auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Soon_May_the_Wellerman_Come

Dann unbedingt das Original: Nathan Evans, The Wellerman_
https://www.youtube.com/watch?v=SLiNQhQr4G4&list=PL0zRYQVU-HHlagW8qxouYvmfQ1NSR8WDe

Als nächstes die große Besetzung: Nathan Evans und Santiano. Macht musikalisch und bildlich deutlich mehr her, was schön ist, aber gar nicht zwingend besser sein muss.
https://www.youtube.com/watch?v=vGw-0zwt4is

Ebenfalls mit dem Wellerman in den Charts: The Longest John, eine Folkband:
https://www.youtube.com/watch?v=LwpRfmlNzSA

Viel Vergnügen macht auch diese Coverversion: A cover of the sea-shanty, "The Wellerman", by Caleb Hyles, Anthony Vincent, Jonathan Young, PelleK, and NateWantsToBattle. Super Stimmen, super Tempo, schöne Bilder:
https://www.youtube.com/watch?v=JRWw6jpKquo

Oder diese? The Fishwifes Response – mit wunderbarer Stimme, und am Ende wird’s noch ein Medley:
https://www.youtube.com/watch?v=J4lJbTBvSsY

Und hier eine Frauengruppe a capella, gut gemacht, ordentliches Handwerk, kein Firlefanz, schöne Stimmen:
https://www.youtube.com/watch?v=OytxwZ4bNWM

und nun die Wellerman-Liste, Abteilung deutsche Übersetzungen:

Karl Sternau lässt den Kaplan von Norderney erzählen, dass er den Klabautermann gesehen hat – mit ner lütt Prinz Heinrich an. Das Ganze kommt sehr gediegen daher und ein wenig angestrengt, aber die Geschichte ist liebevoll gedichtet, das Video sorgfältiges Handwerk, die Verse fallen nicht über ihre eigene Füße. Lohnt sich, reinzuhören:
https://www.youtube.com/watch?v=jPjwCTcqqF0

Die Fun-Shanty-Band Pressgeng reimt auch fröhlich auf Deutsch „Wenn ich den Wellenkamm seh und ringsumher ist schwere See“  … Sie ahnen: Das ganze läuft auf Rum mit Tee hinaus. Super gemacht mit Humor und Musik:
https://www.youtube.com/watch?v=qkK35lWINUE

Die beiden obigen deutschen Fassungen sind aber inhaltlich nicht mehr wirklich beim Original. Sinngemäß an den Originaltext halten wollte sich Gude Doc. Das bringt sprachlich einige kleine Haken mit sich, über die man aber auch weghören kann, wenn man will. Vielleicht ist die Versbetonung auch genau der Reiz an der Sache. Das wirkliche Vergnügen: der subtile Humor. Er endet auf einem kühlen Bier:
https://www.youtube.com/watch?v=l85G_oTou2M