Die Nachrichtenlage in pandemischen Zeiten verheddert sich schon mal. Spätestens bei der dritten Aktualisierung am selben Tag, ist unklar, wer denn nun die neueste Nachrichte hat – selbst wenn Tag und Stunde der Meldung praktischerweise gleich oben auf dem Artikel platziert wurden. Die Kür im Verheddern leistet nun der Merkur, der im Laufe der Aktualisierungen zum Thema Hausärzte und Impfung in der Nachricht abschnittsweise auf verschiedene eigene Updates im selben Ticker verweist. Das macht das Lesen durchaus ungemütlich.
https://www.merkur.de/politik/corona-impfung-deutschland-spahn-gesundheitsminister-hausaerzte-praxen-starttermin-merkel-zr-90235591.html

Nun kann man dem Merkur vielleicht Vieles anlasten: Doch dass beim Thema „Hausärzte sollen ab April impfen“ die Aktualisierungen sich selbst quasi überholen, liegt gewiss nicht an den Journalisten.

Stand heute, 11.03.2021 ist, dass spätestens in der Woche ab dem 19. April Hausärzte impfen können sollen. Die Tagesschau (11.03.2021) formuliert trotzdem überaus vorsichtig:

„Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern hatten sich am Mittwoch auf die Empfehlung geeinigt, mit den Corona-Impfungen in den Hausarztpraxen ab Mitte April zu beginnen. Begründet wurde dies damit, dass noch nicht genügend Impfstoff für einen früheren Start zur Verfügung stehe.“

https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-impfstart-praxen-103.html
Der Grund für die Vorsicht folgt im nächsten Satz: Die Bundeskanzlerin muss noch entscheiden. Das solle zeitnah geschehen.Und bevor jemand das Ganze als gute Nachricht begreift: KBV-Chef Andreas Gassen wird im weiteren Verlauf des Artikels zitiert. Er zweifelt, da die Regierung die Impfzentren bevorzuge und da es an Impfstoff mangele.

Im Interview mit dem ZDF wird Gassen noch deutlicher. Er gehe davon aus, dass erst im Mai in den Hausarztpraxen geimpft werden könne. Möglich seien dann aber 5 Mio. Impfungen pro Woche:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-impfen-arztpraxen-gassen-100.html

Auch Jens Spahn tritt auf die Bremse. Im Gespräch mit dem WDR spricht er das so aus: „Ich muss ein bisschen aufpassen mit dem Erwartungsmanagement gerade.“ Der Satz, im Video etwa bei Minute 2, soll die Modellrechnungen relativieren, was und wie viel Hausärzte impfen könnten. Können sie nicht, rechnet Spahn vor. Denn noch mangelt es an Impfdosen.
https://www1.wdr.de/fernsehen/wdr-aktuell/videos/video-spahn-daempft-erwartungen-bei-hausaerzte-impfungen--100.html
Das Video vom WDR ist 12 Minuten lang – und auch hier verzetteln sich die Journalisten nachrichtlich. Was eindeutig dem Nachrichten-Chaos geschuldet ist. Das Video trägt Beispiele vom Kreis Borken bis hin nach Chile zusammen, wie mit der Impfung umgegangen wird.

Der Westfälische Anzeiger lotet das Spannungsfeld Spahn – Impfung – Hausärzte aus und hat dafür einen Arzt aus Neuss als Sprecher gefunden. Der kritisiert die Bürokratie der Priorisierung, wohingegen Spahn die Priorisierung im Morgenmagazin (ZDF) ausdrücklich bestätigt hat mit dem Satz: „Menschenleben retten ist keine Bürokratie“. Dem stellt der Westfälische Anzeiger die fünf Aktenordner Papier gegenüber, die entstehen, wenn die Bewohner eines Altenheims geimpft wurden. Dr. Guido Pukies bringt im Verlauf des Artikels die „drei eigentlichen“ Probleme auf den Punkt – die allesamt Verwaltungsprobleme sind. Der Artikel vom 11.03.2021:
https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/corona-impfung-nrw-hausarzt-praxen-guido-pukies-neuss-jens-spahn-buerokratie-reihenfolge-90235770.html

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer fordert laut mehr Impfstoff für Ärzte. Hier in der Rheinischen Post vom 10.03.2021:
 https://www.rheinpfalz.de/politik/rheinland-pfalz_artikel,-dreyer-impfen-in-praxen-erfordert-verf%C3%BCgbaren-impfstoff-_arid,5178340.html