Es war ein klassisches Erweckungserlebnis: Sie aß ein Stück dunkler Schokolade, hörte eine innere Stimme, verstand zuerst kein Wort, aber dann alles, begriff, dass die Kakaopflanze sie zur Botschafterin erwählt hatte, verkaufte all ihre Habe und begann zu predigen.

Was sich wie bitter-süße Satire anhört, habe ich – nur wenig stilisiert und zugespitzt – aus einem Artikel im Tagesspiegel abgeschrieben (14.1.2019).
https://www.tagesspiegel.de/themen/winterzeit/magazin-winter-die-regenbogen-medizin/23864730.html

Die solcherart Erweckte macht nun Kakao-Kurse in Berlin, in denen Meditation und Kakao im Mittelpunkt stehen. Allerdings nicht der süße Kakao, wie wir ihn kennen. Es ist der Kakao der Mayas: göttlichen Ursprungs und mit Wasser zubereitet.

Kara, die der Stimme des Kakao folgt, ist dabei weder Trendsetterin noch Außenseiterin: Der Kakao als Ereignis ist längst Szene. Schon 2016 titelte Focus online: „Neue Partydroge erobert die Szene: Kakao" (16.5.2016)

https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/sucht/von-einnehmen-bis-schnupfen-neue-party-droge-erobert-die-szene-kakao_id_5536383.html

Dabei liegt das Ritual und die Form des Kakaogenusses nicht fest. Jeder auf seine Art – und so mancher schnupft das Pulver wie Kokain. 2017 zählt „extratipp" die Drogen auf, die man in Mutters Küche und Vaters Garage findet.
https://www.extratipp.com/hessen/kakao-statt-koks-legale-trips-erobern-szene-clubs-rhein-main-7380002.html

Die taz titelte am 5.2.2017: „Man wird davon high!"
http://www.taz.de/!5377478/

Und hier geht's zum Selbsttest mit Gruppenhype im Park – der Bericht eines Bloggers von 2016. Allerdings scheint Erik Potopiddan bis zum Schluss die Fassung behalten zu haben. Was vielleicht auch erst den Flair seines Artikels ermöglicht. Wir sind irgendwo zwischen Räucherstäbchen und allumfassender Liebe unterwegs. Dazu noch aus jeder bekannten Religion ein paar Zutaten – und dann ist alles möglich: Die Kommunikation mit den Gottheiten der Maya, das Heilen von Traumata, Ekstase:
https://www.vice.com/de/article/8gbz7g/was-ich-durch-meinen-kakao-trip-in-einem-oeffentlichen-park-ueber-mich-selbst-gelernt-habe