NACHRICHTENPORTAL

Nachrichten aus dem Gesundheitswesen

Die Wirtschaftswoche und die englischsprechende Außenministerin - eine Kolumne und ein Appell

Belächeln? Spotten? Sich lustig machen? Über die deutsche Aussprache unserer Außenministerin, wenn sie Englisch spricht? Oder ist das vielleicht gar nicht so schlimm, wenn man nicht fehlerfrei die Laute nachahmen kann, die andere Menschen in anderen Ländern eine ganze Kindheit lang lernen konnten? In der Wirtschaftswoche lässt sich Peter Littger in einer Kolumne ganz wunderbar darüber aus. Und das Beste: Er führt Sie danach durch alle Laut- und Aussprachefallen, in die wir Deutsche gerne hineintappen. Am Ende haben Sie beides: geschmunzelt und gelernt. Besser geht’s doch nicht. Also: Viel Vergnügen.
https://www.wiwo.de/erfolg/trends/mehr-erfolg-mit-englisch-erkennt-man-gutes-oder-schlechtes-englisch-an-einer-deutschen-aussprache/27957820.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 Sollten Sie Ihr Vergnügen gefunden haben: Hier geht's weiter. Littgers Artikel aus dem Sommer über Christian Lindners englische Sprachverunglückungen:
https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/mehr-erfolg-mit-englisch-what-lessons-can-we-learn-from-mister-lindners-kauderwelsch/27517928.html

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Pandemische Nachrichten - eine kleine, aber grundlegende Zweifelei

Man konnte die Nachricht im Focus lesen. Gestern noch. Heute lautet sie ganz anders. Gestern noch, am 1. Januar, verkündete der Focus, dass Unbekannte zwei Pflegerinnen die Autoreifen zerstochen hätten – und einen Bekennerbrief hinterlassen hätten. Es seien Impfgegner gewesen. Der Bekennerbrief war abgebildet – und ich persönlich muss bekennen, dass ich ihn nach der Nachricht nicht mehr gelesen habe. Denn ich war auf 180, wie man so sagt. Und auch meinen Reifen schien an dieser Stelle plötzlich und unerwartet die Luft auszugehen. Im übertragenen Sinn natürlich.

Dieser Nachricht im Focus fehlte nämlich nicht nur die Ortsangabe, ihr fehlte die Glaubwürdigkeit. Es gab im Text keinerlei Hinweis auf irgendeinen überprüfbaren Beweis. Es gab nur das Bild des Bekennerbriefes. Dieser Nachricht im Focus fehlte auf der anderen Seite jeglicher Witz, aber bis zum 1. April sind’s ja auch noch drei Monate. Kein Aprilscherz. Während mir also bei Wutdruck 180 gedanklich so die Luft ausgeht, schnattert es trotzdem unaufhörlich und laut im Kopf: fake news, fake news, fake news.

Die Pointe vorweg – dann müssen Sie nicht so lange warten: Heute kann man im Focus die Nachricht lesen, dass die Nachricht, Unbekannte hätten Pflegerinnen die Autoreifen zerstochen, um als Impfgegner auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen, eine Fake News ist. Siehstemalguck. Der angebliche Bekennerbrief ist immer noch abgebildet – und ich bekenne, ich habe ihn immer noch nicht gelesen. Hier der Link:
https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/corona-leugner-zerstechen-reifen-von-pflegerinnen-schockierender-brief-entpuppt-sich-als-fake_id_33182151.html

So weit, so gut. Nachricht vollständig. Inhalt: Der Focus ist auf Fake News hereingefallen, hat sie berichtet, danach sich und die Nachricht berichtigt und am Ende sich entschuldigt. So what? Alles gut?

Nein, nichts ist gut. Bleiben wir beim Blödeln. Was haben Corona und Nachrichten gemeinsam? Das Lauffeuer, so könnte eine Antwort lauten. Die Fragwürdigkeit eine andere. Denn sowohl in der pandemischen Lage als auch bei der Nachrichtenlage kann man nicht mehr immer sicher einschätzen, woran man ist. Je länger die Pandemie, desto größer die Zweifel. Auch eine Gemeinsamkeit.

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2G, 3G, 0G - sind die Kirchen an Weihnachten wirklich arm dran?

„Was ist schlimmer: Arm ab oder Bein ab?“ Antwort: „Beides. Am liebsten aber Arm dran.“ Uralter, aber wunderschöner Witz, der noch dazu die Pointe in der Groß- und Kleinschreibung versteckt. Lieber arm dran als Arm ab.

So können wir jetzt noch ein bisschen weiterblödeln. Ich komme aber doch auf den Punkt, und der ist auch blöd: Die meisten Ungeimpften haben zwar ihre Arme noch dran, aber sie sind ganz schön arm dran. Auch wenn das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg ihnen den Friseurbesuch wieder erlaubt hat. Haare ab geht also auch ungeimpft. Zumindest in Niedersachsen. Was mit dem Rest des Flickenteppichs ist, wer weiß das schon. Wer nicht selbst unbedingt zum Friseur muss, den lassen solche Fragen nach fast zwei Jahren Corona schlicht kalt.

Die Ungeimpften also dürfen nur noch im Supermarkt einkaufen und mancherorts stehen ihnen körpernahe Dienstleistungen per Gerichtsbeschluss doch zu. Das Recht der freien Religionsausübung – ich nehme gerade Anlauf fürs Weihnachsfest – steht den Ungeimpften auch zu. Es will ihnen nicht einmal jemand nehmen, staatlicherseits zumindest. Es gab und gibt in diesem Jahr keine Debatte, die von staatlicher Seite ausgeht und die ein mutmaßliches kirchliches Infektionsgeschehen in Bahnen halten will. Kein einziger Versuch, die Christmette als Hort der Ansteckung zu verteufeln. Erstaunlich, oder?

Die Kirche hat also deutlich mehr Spielraum und mehr Eigenverantwortung als noch ein Jahr zuvor. Selbstverständlich lässt sie die Masken dennoch nicht fallen. Da wäre ja auch der Spielraum sofort zuende. Nein, die Kirche übernimmt die Verantwortung. Und zwar jeder Kirchturm für sich selbst.

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (Nein, nicht in der Bibel, Karl Marx: MEW 19, 21).

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Das Land Niedersachsen ordnet die Weihnachtsfeier-Familien-Selbsttest-Selbstkontrolle an

Niedersachsen justiert die Weihnachtsruhe-Regelungen nach. Es hatte gelten sollen, dass bei Weihnachtsfeiern mit mehr als 10 Personen sich die Gäste in einem Testzentrum auf Corona testen lassen soll. Diese Regelung ist jetzt vom Tisch. Selbsttests sind erlaubt. Sie müssen nur kontrolliert werden. Und zwar vom Gastgeber.

Mit einem bisschen Spott könnte man sagen, dass mit dieser Regelung die Niedersachsen vom Regen in die Traufe fallen. Was nämlich auf den ersten Blick glatt so aussieht, als sei es den Menschen leichter gemacht worden, kann im Einzelfall ja durchaus Schwierigkeiten mitbringen. Was denn, wenn sich Onkel Ernst keineswegs von Schwägerin Anne kontrollieren lassen will? Aber Schwägerin Anne kann, sofern sie die Gastgeberin ist, ihre Kontrollaufgabe auch an eine Person ihres Vertrauens delegieren.

Der Landkreis Emsland hat dann auch schnell gemerkt, wo der Haken an der Sache ist: Wer soll denn nun die feiernden Familien kontrollieren? Auch ein Sprecher der Stadt Osnabrück schließt aus, dass die Polizei an Weihnachten von Haus zu Haus zieht, um zu kontrollieren, ob in den Familien die Gastgeber ihre Gäste beim Selbsttesten kontrollieren. 

NDR, 14.12.2021:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Weihnachten-Corona-Tests-auch-im-privaten-Umfeld-moeglich,corona9574.html

Und jetzt? Hören Sie’s schon in den Ohren klingeln? Das ist nicht das Christkind, es ist auch nicht der Erlöser, es ist Vater Staat, der hier das Seine an Weihnachten fordert. Ich hätte da einen Vorschlag, damit die Polizisten nicht nur in Osnabrück und im Emsland nicht von Tür zu Tür gehen müssen, um an den Haustüren zu klingeln.

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Weihnachtsruhe - Jahrgang 2, Beginn in Niedersachsen

Der NDR spricht ganz schlicht zuerst einmal von „Warnstufe 3“. Die gilt in Niedersachsen, so verkündete Ministerpräsident Stephan Weil heute, 09.10.2021, vom 24.12. bis zum 02.01. Heißt: Nur 25 geimpfte oder genesene dürfen Feste feiern, aber nicht mehr feste feiern, Einschränkungen gibt es für Veranstaltungen, und Tanzveranstaltungen sind ganz verboten. Benannt wird das Konzept mit einem Wort, das sich schon 2020 unbeliebt gemacht hat: Weihnachtsruhe. Deswegen spricht der NDR von der „sogenannten Weihnachtsruhe“.

Bericht beim NDR, 09.102.2021:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Heiligabend-bis-2-Januar-gilt-in-Niedersachsen-Warnstufe-3,weil2804.html

Der BR setzt die Weihnachtsruhe gleich in Anführungsstriche und kommt dann zum Wesentlichen: Niedersachsen ist das erste Bundesland, das über die Feiertage die Regelungen enger zieht. Und für Niedersachsen heißt das: Silvester höchstens 25 Leute pro Party (im Ticker, 16.45 Uhr):
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/corona-news-ticker-kw49,SqnCCDE

So weit das Nachrichtliche. Bleibt das Sprachliche: Die Weihnachtsruhe ist – bei aller christlichen Tradition – ein ganz neues Phänomen. Auch Google findet das Wort meist nur in pandemischen Zusammenhängen. Der Duden erlaubt zwar pauschal alle möglichen Zusammensetzungen mit dem Wort „Weihnacht“, zählt die Ruhe aber nicht auf. Der Weihnachtsmann sei die häufigste Zusammensetzung.
https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Weihnachten-linguistisch-betrachtet

Im Grimmschen Wörterbuch werde ich auch nicht fündig. Also gab es offenbar früher auch nicht mehr, sondern weniger Ruhe. Zumindest an Weihnachten. Aber immerhin: Ich finde bei Grimm eine Weihnachtsrute. Und die scheint mir zwar nicht sprachlich, aber irgendwie doch inhaltlich mit der Weihnachtsruhe 2021 verwandt zu sein. Aber: Die Weihnachtrute gehört gar nicht dem Knecht Ruprecht oder einer ähnlichen Gestalt – sie ist ein Fähnchen auf dem Weihnachtsmarkt (beim Duden ist der Weihnachtsmarkt die zweitbeliebteste Zusammensetzung):
https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#0

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Ach du heiliger Karl!

Die ZEIT machte ihn heute (09.12.2021) auf dem Titelblatt zu Karl dem Großen**. Das (katholische) Domradio aus Köln geht aber noch einen ganzen Schritt weiter: Hier fragt Christian Wölfel von KNA nach dem heiligen Karl. Das macht er mit sprachlichem Witz. Zwischendurch geht’s schwungvoll durch Theologie und Theorie. Und am Ende sind Drosten und Lauterbach die modernen Eremiten und ihre Wüste ist das Labor. Vielleicht ist da ja was dran, auf jeden Fall ist Ihnen mit dem Text ein bisschen Vergnügen sicher:

https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2021-12-09/heiliger-karl-ueber-die-sehnsucht-nach-einem-heldenhaften-gesundheitsminister

 

** hier gibt's das Titelblatt zu sehen:
https://premium.zeit.de/aktuelle-zeit?wt_zmc=fix.int.zonpme.zede.rr.aktausg_angebot.redirect.link.link&utm_medium=fix&utm_source=zede_zonpme_int&utm_campaign=rr&utm_content=aktausg_angebot_redirect_link_link

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Linkliste zur Berichterstattung über die tote Familie in Königs Wusterhausen

Noch gestern (08.12.2021) herrschte Betroffenheit und Entsetzen ob des Familienvaters aus Königs Wusterhausen, der seine ganze Familie und danach sich umgebracht hat. Psychisch krank, so lautete das Erklärungsmuster dafür, dass er nach dem Fälschen des Impfpasses seiner Frau befürchtete, die Kinder könnten ihnen weggenommen werden. Diesen Grund hatte er in einem Abschiedsbrief für die Tat genannt.

Schon seit gestern Abend wandelte sich – oder wer wandelt da? – der Schreck in Ablehnung: Der Familienvater soll „sich radikalisiert“ haben. Auch diese Einschätzung ändert sich medial schon wieder. Deswegen hier eine chronologische Linkliste mit Kurzzusammenfassungen.

Noch eine persönliche Stellungnahme vorab: Der Vorwurf, jemand habe „sich radikalisiert“ ist immer nur ein Teil der Wahrheit. Denn so ganz für sich allein, im stillen Kämmerlein ohne Grund und Anlass, „radikalisiert“ man „sich“ ja nicht. Die inflationäre Beschreibung von Menschen, die „sich radikalisieren“ – so richtig der gemeinte Sachverhalt jeweils dann auch sein kann – hat nur den einen Zweck: die Schuldzuweisung. Der da, der war’s – und wir, wir haben keine Schuld. Nein, die Schuld, der Grund und die Ursache sind nur im Woanders, im Gegenüber und in DemDa.

Aber der andere Teil der Wahrheit muss auch benannt werden, wenn diese ständigen „Sich-Radikalisierungen“ ein Ende haben sollen. Da passt doch gut die alte Weisheit: Wer mit dem Finger auf jemanden zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selbst zurück.

Hier die versprochene Linkliste, auch nicht immer kommentarlos:

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Zwischenmenschliches: Die Coronakrise und ihre Folgen

Nachtrag zum Artikel vom 08.12.2021:

Der Familienvater, der in Königs Wusterhausen erst seine ganze Familie und dann sich selbst das Leben nahm, bietet heute Anlass zu Recherche, Spekulation und Interpretation. Die Medien sind voll mit Nachrichten, der Stil: Der Mann hat sich im Internet radikalisiert. Ich frage mich schon seit Jahren, wie man sich radikalisieren kann - denn ganz von allein geschieht das nicht. Zu diesem Familienvater gibt es nun Hinweise, dass er Impfausweise in großem Stil gefälscht habe, dass er dem Arzt Bodo Schiffmann interessiert gefolgt sei - und dass er in einem Messenger-Dienst geäußert habe, er habe sich eine Gürtelrose zugezogen, weil er mit einem Geimpften Kontakt gehabt habe. Sicher: Radikal ist das alles. Verzweifelt auch.

Linksammlung folgt später.

Artikel, 08.12.2021:

Der ältere Herr begegnete mir auf dem Parkplatz des Supermarktes. Er kam, ich ging – und lächelnd bot ich ihm meinen Einkaufswagen an. Denn einkaufen geht ja nicht mehr ohne. Lächelnd lehnte der Mann mein Angebot ab, das ihm Schritte und Anstrengung gespart hätte. Er nehme sich lieber einen anderen Wagen.

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Sperma geboostert - Zur Nachrichtenlage bei RTL

Das Ende des Jahres naht, das Ende der Menschheit rückt jedoch vielleicht mit dieser Nachricht wieder ein bisschen in die Ferne. Gefunden bei RTL. RTL hinwiederum beruft sich auf eine US-Studie. Die Nachricht selbst hat durchaus Nachrichtenwert: „Corona-Impfung boostert offenbar die Spermien-Qualität“ lautet die Überschrift.
https://www.rtl.de/cms/corona-impfung-boostert-offenbar-spermaqualitaet-4876306.html

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Impfschlangen und die deutsche Romantik - alles life und in Farbe bei extra3

Alle reden vom Impfstau. Oder von geschlossenen Impfzentren, von Impfverweigerern. Oder von Booster-Impfungen. Die Satire-Sendung extra3 vom NDR ist am 30.11.2021 den Impfschlangen auf der Spur:
https://www.youtube.com/watch?v=Ny4z3iUMpLU

 

und auch das Thema Antrophosophie und Corona, die Romantik und die Impfgegner nimmt Christian Ehring ganz gehörig auf die Schippe:
https://www.youtube.com/watch?v=12JHk9e8il4

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Wird er's oder wird er's nicht? Oder: Wer wird nächster Bundesgesundheitsminister?

Das Munkeln und Spekulieren über die künftige Besetzung des Bundesgesundheitsministeriums wird lauter und verwegener. Offenbar sind die Chancen von Karl Lauterbach (SPD) nicht so groß, wie er es sich gewünscht hätte. Und wir können nun Blütenblätter zupfen mit der Frage: Wird er’s oder wird er’s nicht. Für alle, die bei ihrer eigenen Spekulation doch lieber mit Sachkenntnis an das Thema herangehen, gibt es hier eine kleine Chronologie ausgewählter medialer Ereignisse, Berichte, Analysen oder Zusammenfassungen. Selbstverständlich unvollständig.

Den Auftakt dürfte Lauterbach wohl selbst gegeben haben. Die FR stellt seine Bewerbungsworte vom 25.11.2021 vor, Artikel – zuletzt aktualisiert am 26.11.2021:
https://www.fr.de/politik/ampel-regierung-karl-lauterbach-spd-fdp-guene-corona-gesundheitsministerium-91135221.html

Die Debatte richtig ins Rollen gebracht hat am selben Tag (25.11.2021) Sarah Wagenknecht, die Karl Lauterbach als den Architekten des Pflegenotstands outet. Das tut sie in ihrem eigenen Youtube-Kanal. Und hat bis jetzt (29.11.2021) mehr als 380.000 Klicks dafür zu verzeichnen. Kein schlechter Schnitt, wenn man ihre einzelnen Themen vergleicht.

Das Video mit dem Titel „Katastrophe mit Ansage: Wie Lauterbach & Co. Kliniken auf Profit getrimmt und daran verdient haben“, finden Sie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hvQKE0bGq5U

Die Klickzahlen ihrer einzelnen Vorträge können Sie hier prima vergleichen:
https://www.youtube.com/c/SahraWagenknechtMdB/videos

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Den Impfgegnern auf der Spur: Mediale Ursachensuche

Das Verfahren mit den Bratwürsten und den Gutscheinen hat nicht geklappt: Geschenke und Privilegien haben die Impfquote nicht – zumindest nicht im ersehnten Ausmaß – bedeutend verbessert. Nun ist guter Rat teuer. Man würde den Ungeimpften gerne auf die Pelle rücken, am liebsten mit der Nadel. Doch allein die freiheitlichen Grundrechte! Selbst wenn die Sehnsucht groß ist, sie hie und da über den Haufen zu schmeißen: Es geht nicht. Und wenn es nur aus Angst vor dem Wähler ist. Es geht nicht. Vielleicht ist da auch die Ahnung, dass eine (nein, natürlich hunderttausende) erzwungene Impfung am Ende ernsthafte Folgen haben könnte. Nicht für das Virus, sondern für die Gesellschaft. Die Menschen, denen die Impfung abgerungen wurde, werden schwer noch ins Staatsverständnis positiv zu integrieren sein.

Wie auch immer man das Problem betrachtet: Es geht nicht weiter. Nicht mit Zwang und nicht ohne. Darum kommt jetzt medial die Seelenanalyse der Ungeimpften an die Reihe. Wobei mir scheint – gesamtgesellschaftlich gesehen ist das Wort vom „Impfverweigerer“ auf dem Rückzug. Gesellschaftliche Übereinkunft scheint zu sein, vorrangig von Ungeimpften zu sprechen. Dann gibt's jetzt noch die Impfskeptiker und die Impfgegner. Das Wort von der Impfverweigerung bleibt nur noch übrig für die ganz, ganz harten Fälle. Das war vor Wochen noch anders.

Erstaunlich, oder? Jetzt, wo es um jede einzelne Impfung zu gehen scheint, selbst wenn Wissenschaftler davon reden, dass derzeit mit dem Impfen keine Wellen mehr zu brechen sind, jetzt besinnt sich die Medienwelt darauf, dass mit einem Affront auch nichts gewonnen ist. Der nette Nachbar ist eben doch eher ungeimpft als Verweigerer.

Und wenn’s gar nicht mehr anders geht, dann wollen wir also jetzt auch diesen netten Ungeimpften von nebenan endlich verstehen lernen. Vom Grunde seiner Seele her und aus der Perspektive seines Verständnisses. Hier die Diskussion, so wie sie sich über Google medial zurückverfolgen lässt. Sicher fehlen hier und da Diskutanten und Texte, aber mit dieser chronologischen Sammlung hat man dennoch gewiss einen guten Überblick über den Stand der Diskussion.

Losgetreten hat die Diskussion wahrscheinlich der „Spiegel“. Allerdings weniger in dem Bemühen um Verständnis als in dem Bemühen um Erklärung. Zurückhaltend formuliert. Genaugenommen aber geht es im Spiegel um eine Abrechnung: Der Autor rechnet, uns seine tatsächlich erschreckenden Kindheitserinnerungen beschreibend, mit den Antroposophen ab. Ergebnis: Die Antroposophen sind schuld, sie haben die Anti-Impf-Haltung der Deutschen in langen Jahrzehnten deutlich vorbereitet. Den Spiegel-Artikel vom 15.11.2021 finden Sie hier:
https://www.spiegel.de/kultur/waldorfschule-und-impfgegner-in-steiners-sekte-a-8242889d-190f-479f-bf6d-a22ccab54013

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Keine Sterbehilfe für Ungeimpfte

Nein. Übers Sterben macht man keine Witze. Zumindest nicht, wenn der Tod sich in unmittelbarer Nähe befindet. Man kann über das Sterben auch nur schwer eine Glosse schreiben. Und warum sollte man auch? Der Tod ist eine ausgesprochen ernste Angelegenheit.

Darum läge es dem Verein für Sterbehilfe gewiss vollkommen fern, über das Sterben Witze zu machen oder gar eine Glosse zu verfassen. Warum sollte er auch? Sein Auftrag ist es, seinen Mitgliedern das selbstbestimmte Sterben zu ermöglichen und sie dabei zu begleiten.

Da ist nicht nur kein Platz für Komik, da ist auch kein Bedarf. Und doch: Manchmal spielt einem das Schicksal, das Leben, die Sprache, die Psyche – oder wer auch immer – einen Streich. Diese Ereignisse aus dem Reich der ungewollten Komik reichen aber oft nur für den Kurzbesuch im Fettnapf. Wer sich noch größere Mühe gibt, es an Feinsinn nicht mangeln lässt und überhaupt eine größere Reputation oder Ehre vorzuweisen hat, der landet nicht im Fettnapf, bei dem heißt das Unglück, das oft ein sprachliches ist, in gehobenem Deutsch „Realsatire“.

Auch der Verein für Sterbehilfe ist natürlich den Gefahren der Komik ausgesetzt. Auch wenn sich das für seine Inhalte und Absichten so gar nicht geziemt. Dabei ist zuerst einmal gar nichts Ungewöhnliches passiert. Es ist nur: Ungeimpfte müssen draußen bleiben. Einen solchen Pudel hat sich natürlich noch niemand als Schild an die Eingangstür gehängt. Braucht auch niemand, dafür ist ja der Gesetzgeber da. Und um die Ungeimpften nicht in ihrer grundgesetzlich versicherten Freiheit einzuschränken, regelt der Gesetzgeber 2G und 3G. Manchmal gibt’s, ganz ohne Gesetz, auch schon 1G. Im Prinzip ist das aber nichts anderes als das alte Schild mit dem Pudel: „Wir müssen draußen bleiben.“ Das sagen übrigens die Ungeimpften mittlerweile ängstlich, zuvorkommend und eigenständig schon dann, wenn noch niemand sie vor die Tür setzen wollte. Oder sie kommen erst gar nicht. Und bleiben draußen.

Zurück zum Verein für Sterbehilfe: Der hat die Zeichen der Zeit, die Plakate und die Hinweisschilder längst verstanden – und muss, das ist ja auch verständlich, seine Mitarbeiter schützen. Daher kündigt der Verein für Sterbehilfe eine neue Regel für seine Mitglieder an: Nur genesene und geimpfte Mitglieder haben nun noch Zugang zur Sterbehilfe.  

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Fliegende Kontrollen für Kölns Weihnachtsmärkte

Die Kölner rudern rückwärts, der Krisenstab der Stadt hat beschlossen, dass auf den Weihnachtsmärkten die 2G-Regel nicht nur gelten, sondern auch kontrolliert werden soll. Das ist, selbstverständlich und selbstredend, eine Reaktion auf die steigenden Inzidenzzahlen. Es ist, selbstverständlich und selbstredend, keine Reaktion auf die Situation am 11.11.2021 – als zu Beginn des Karnevals am Zülpicher Platz ein Sicherheitsunternehmen mit der Kontrolle der 2G-Regel maßlos überfordert war. Das Unternehmen soll bis zur Session im Februar nachbessern. Und immerhin: Am Heumarkt und am Tanzbrunnen, da hat ja alles geklappt.

Aber es geht ja jetzt um die Weihnachtsmärkte. Derer gibt es traditionell viele in Köln – und sie lassen sich nicht einzäunen. Deswegen setzt die Stadt Köln nun Menschen ein, die möglicherweise Superkräfte haben. Superkontrollen sozusagen. Auf jeden Fall, und das ist jetzt die Sprachregelung des Krisenstabes, werden „fliegende Kontrollen“ eingesetzt. Also Weihnachtsengel mit rotem Mantel statt weißer Flügel? Und ein großes S vorn auf der Brust? Vögel wird man ja wohl kaum einsetzen können, auch wenn der Stadtsprecher den sprechenden Namen Andreas Vogel trägt. Drohnen?

Wie die fliegenden Kontrollen tatsächlich aussehen werden, dazu schweigt die Stadt – und auch der WDR fragt hier nicht konkret nach. Quasi stillschweigend wird aus dem Gerundivum „fliegend“ aber im nächsten Absatz schon das Adjektiv „mobil“. Da die Weihnachtsmärkte nach allen Seiten offen sind und damit eine lückenlose Kontrolle gar nicht möglich ist, hat man sich auf mobile Teams geeinigt. Das klingt nun schon bedeutend realistischer.

Die Nachricht beim WDR, 15.11.2021:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koelner-krisenstab-weihnachtsmaerkte-100.html

Nun mag die Vorstellung fliegender Engel, die die Weihnachtsmarktbesucher im Gewande des Super(wo)man liebevoll und lächelnd, möglicherweise noch gleichzeitig Geige und Harfe spielend, urkomisch sein. Dazu auch noch vollkommen ungewollt. Aber neu ist das Konzept nicht. Google weiß, wie immer, mehr. Und in Baden, so können wir der Badischen Zeitung entnehmen, flogen die Kontrollen im Karneval 2010 ihren Rundflug gegen den Alkohol. Viel erfahren wir nicht, da der Artikel hinter Bezahlschranke liegt. Aber dass die fliegenden Kontrollen der Polizei auf dem Hexenball erfreulich waren, dass kann man dem Artikel so gerade noch entnehmen. Was fehlt, ist ein Foto eines Polizeibeamten auf einem Hexenbesen.

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Die Rache des Gerundivums oder die Toten auf dem Fahrrad

„Wir wollen keine toten Radfahrenden in der Stadt!“ Fragen Sie mich nicht, wer in welcher Stadt keine Geister-Radfahrer will – und wo genau ich diesen Satz gehört habe. Ich kann Ihnen nur sagen: Es war im Fernsehen. Im NDR. Heute Morgen in der Wiederholung der Nachrichtensendungen vom Vorabend. Und: Danach war meine Aufmerksamkeit schlagartig zurück. Aber der Sprecher schon vom Bildschirm verschwunden.

Trotz meiner Zitationsunschärfe sei diesem Sprecher, der sich vor den toten Radfahrenden fürchtet, gesagt: Tote können nicht Fahrrad fahren – und Untote, die vielleicht Fahrad fahren könnten, wenn Regisseur oder Schriftsteller es wollten, gehören ins Reich der Phanatasie, also ins Fernsehen oder ins Buch. Die wirklich Toten fahren nicht mehr Fahrrad. Genauso wie die Totinnen keine Radfahrerinnen sind, sondern eine sprachliche Analogie, die frei von mir erfunden und logisch gesehen noch dazu vollkommen unnötig ist. Der Experimentierkasten mit den Sprachbausteinen gibt sie allerdings her. Und wenn Sie’s googlen wollen, werden Sie feststellen: Ich bin gar nicht die erste Schreiberin, die darauf gekommen ist.

Nennen wir’s die späte Rache des Gerundivums: die toten Radfahrenden. Stellen Sie sich das doch mal bildlich vor. Am besten noch als Radrennen.

Der Gendertrick mit der Verlaufsform musste ja irgendwann zum Eigentor werden. Oder zur Grube, die man den anderen nicht gräbt. Weil man gar nicht nur selbst hineinfällt. Auch die toten Radfahrenden könnten hier gut und gern begraben werden – samt Sprecher. Es war gewiss ein Mann. Also brauche ich wahrscheinlich keine weibliche Endung. Auch wenn man das nicht so ganz genau wissen kann. 

Klüger macht’s, sprachlich betrachtet, die ZEIT: „Zahl der getöteten Radfahrenden bleibt hoch“, titelte sie schon am 19.08.2020:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2020-08/fahrradtote-radfahrer-strassenverkehr-unfall-autos?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

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Jugend in Zeiten von Corona - Christian Ehrings Plädoyer in extra 3 - diesmal mit richtigem Link

Korrektur: Tja, das war dann wohl leider der falsche Link, den ich Ihnen im am 29.04.2021 an diesen Artikel angehängt habe. Nun derselbe Text mit richtigem Link. Dazu noch ein Verweis aufs Bremische buten und binnen, wo eine Redakteurin einen ähnlichen Appell verfasst hat:

Nicht erst seit Corona lohnt es sich, „extra 3“ zu gucken. Für Nicht-Norddeutsche hier ein „Geheimtipp“: Die wöchentliche Aufarbeitung des politischen Alltags und (anderen) Unfugs in Deutschland versteckt sich mittwochs im NDR um 22:50 Uhr. Gestern (28.04.2021) hat Christian Ehring mich dabei ausgesprochen beeindruckt mit einem Plädoyer. Zwar in gewohnt satirischem Unterton, doch auch mit großer Empathie vorgetragen: Nachdem wir nun mehr als ein Jahr lang Rücksicht auf die Senioren genommen haben, ihre schwierige Lage in den Mittelpunkt gerückt haben, wird es vielleicht auch einmal Zeit, sich um die Probleme der Jugendlichen zu kümmern – nicht nur, aber auch ausgehend vom gerade begonnenen Abitur, fehlenden Ausbildungsplätzen, mangelnde Party- oder Ausgehmöglichkeiten. Auf den Punkt gebracht mit "Sie war 17 und der Abstand war 1,50".

Das Plädoyer finden Sie als drittes Thema in der Sendung, gekennzeichnet ganz prima mit einer Punktleiste im Video – oder übers Inhaltsverzeichnis. Sie dürfen aber auch gern alles gucken:
https://www.ardmediathek.de/video/extra-3-vom-28-04-2021-im-ndr/ndr-fernsehen/Y3JpZDovL25kci5kZS9kOGI5MDNiOC0wMWM5LTRmNjktYTdmZS0wZTdhODcyMTBjMzU/

Gleiche Absicht, drei Tage später: eine 29-jährige Journalistin mit ähnlicher Bitte:
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/junge-menschen-impfpriorisierung-kommentar-100.html

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Zweifelhafte Hilfsangebote: Vom Umgangston im Internet

„Ich helfe dir bei der Beantwortung deiner Fragen.“** Diesen Satz konnte ich einen ganz kurzen Mauswischmoment lang bei dem Paketdienstleister zwar nicht meiner Wahl, aber doch meines Schicksals lesen. Jetzt aber ist er, wer auch immer er sei, der mir seine Hilfe anbietet, wieder weg. Nahezu spurlos verschwunden. Fast unwiederholbar. Es sei denn, ich öffne die Website erneut. Übrig bleibt andernfalls unten rechts ein gelbes Fragezeichen, begleitet von drei Punkten. Die eben noch eher nur geahnte als wirklich gelesene rechteckige Aufploppblase, die mich, auch das kann ich hassen, unaufgefordert duzte, ist irgendetwas zwischen Erinnerung und Einbildung. Habe ich das wirklich gesehen und gelesen?

Tatsächlich lässt sich der Vorgang dann doch wiederholen, wenn man ganz von vorne anfängt. Nebenbei: Ich brauche keine Hilfe bei der Beantwortung meiner Fragen. Ich interessiere mich nur dafür, wer mir so großzügig diese Hilfe anbietet, die ich eigentlich für eine Voraussetzung und Selbstverständlichkeit gehalten hätte. Will sagen: Ein solch höfliches Angebot macht mich skeptisch. Sagt doch der Sprecher, dass ich mich im Grunde genommen eigentlich ganz allein um die Beantwortung meiner Fragen kümmern müsste. Muss ich aber nicht, denn er, wer auch immer er sei, er bietet mir ja seine großzügige Hilfe an.

Nun also will mir bei der Sendungsverfolgung des Paketdienstleisters, auf dessen Website ich mich herumtreibe, jemand helfen, der als Person nicht kenntlich ist, der nicht personifiziert ist und der nicht als Chatbot in Aktion tritt oder treten wird. Egal wie doof ich mich anstelle.

Falls Sie nicht wissen, was ein Chatbot ist: Ich wusste es auch nicht, habe aber extra die Fachleute befragt, damit ich Ihnen dieses Fachwort hier auftischen kann. Der Chatbot ist das Tool, das dafür zuständig ist, Ihnen auf einer Website einen (Hilfe-)Dialog anzubieten, wenn Sie zu lange regungslos vor einer Seite, einer Aufgabe oder einem Vorhaben sitzen. Also zum Beispiel, wenn Sie bei der Bank Ihrer Wahl mit der Überweisung offenbar nicht zu Potte kommen. Oder bei der Bausparkasse. Meist tritt der Chatbot in Erscheinung in Gestalt menschenähnlicher Silhouetten oder Mensch-Simulationen. Wenn Mensch-Simulation, dann natürlich gern auch jung.

Aber bei dem von mir nicht auserwählten Paketdienstleister ist der Chatbot wahrscheinlich kein echter Chatbot, auch wenn ich das Wort ganz toll finde. Tatsächlich ist er nur ein kleines einprogrammiertes Fenster, das aufspringt und mich weiterleitet, sollte es mir gelingen, vor seinem Verschwinden darauf zu klicken. Und dieses Fenster ist ausgesprochen wirklichkeitsnah programmiert: Denn wenn man mal wirklich im Leben jemanden braucht, ist ja auch meist keiner da.

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Kritisches und Sprachliches: Coronare Ungereimtheiten

Wir drehen den Spieß jetzt um: Ich schreibe Ihnen was – und Sie müssen danach selbst weiterrecherchieren. Weil’s für mich einfacher ist und weil ich Ihnen sonst weder Wahrheit noch Wahrhaftigkeit garantieren kann. Einzig und allein meine Redlichkeit kann ich Ihnen beteuern. Recherche-Anfänge kann ich Ihnen auch noch liefern. Thematisch geht’s um Impfquoten, Herden, Schutz und Immunität. Also natürlich wieder um Corona. Und um meinen Eindruck: Das Thema ist so verwirrend wie vielfältig – und wer da noch den Überblick behält, der kann sich nur täuschen. Deswegen hier ein kleiner Leitfaden mit sprachideologischem Ansatz. Einfach deswegen, weil ich von Haus aus Germanistin bin – und wir der Wahrheit nur noch auf die Spur kommen, wenn wir der Sprache nicht mehr trauen.

Die Fakten: Nicht erst seit Beginn der coronaren Pandemie begreifen wir uns als Herde. Und die Hirten (von denen ich manchmal den Eindruck habe, dass sie auch nicht klüger sind als die Schafe) predigten zu Beginn der Pandemie die Herdenimmunität von 70 Prozent. Zu diesem Ziel gab es mehrere erklärte mögliche und unmögliche Wege: Die Durchseuchung erschien unethisch, der Impfzwang irgendwie auch. Also muss, so das Ziel in 2020, irgendwie anders eine Impfquote von 70 Prozent erreicht werden.

Nun ist noch immer von der Herdenimmunität die Rede, von 70 Prozent aber nicht mehr. Wie hoch die Impfquote ist, ist vollkommen unsicher, sicher aber ist, dass sie höher liegt, als das RKI noch bis vor fünf Tagen uns vorgerechnet hat. Das RKI rechnet seit kurzem neu und kommt, je nach Formierung der der Zahl zugrundeliegenden Herdengruppe, auf bis zu über 80 Prozent.

Tagesschau, 07.10.2021:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-rki-impfquote-101.html

Tagesschau, 09.10.2021:
https://www.tagesschau.de/inland/kritik-wieler-101.html

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Mit 3G-Plus nach Babylon?

Ach Babylon, ach Babylon. Dort war die Sprachverwirrung jedenfalls sofort zu begreifen. Ein jeder sprach in einer anderen Sprache. Aber das ist ja eine ganz alte Geschichte, und wir können heutzutage, wann immer wir wollen, zu immer besseren Übersetzungsgeräten greifen.

Dennoch: Man kann noch immer mit verschiedenen Zungen Verwirrung stiften. Sogar, wenn man das Gleiche sagt. Sagen Sie mal 3Gplus in Thüringen. Dann werden Sie, sofern Sie mit Eingeweihten sprechen, dahingehend verstanden, dass Sie Ihren Veranstaltungsraum bei einer Veranstaltung nur bis zu 75 Prozent mit 3G-Menschen, geimpft, genesen, getestet, zu füllen gedenken.

Auch in Köln denkt man über Veranstaltungen nach. Auch hier gibt es ein Modell unter der Überschrift 3G-Plus. Es soll seinen Nutzen an Karneval beweisen und es bedeutet: Geimpft, genesen, getestet – das Plus steht dabei für den PCR-Test, der dann Auflage ist.

Auch in Saarbrücken ist von 3G-Plus die Rede. Das Plus kann ich beim Lesen der Saarbrücker Zeitung jedoch nicht eindeutig zuordnen. Vielleicht ist es der Fall der Maskenpflicht? Im zweiten Text, Link siehe unten, wird’s klarer: Das 3G-Plus-Modell der Saarländer berücksichtigt den dortigen großen Impffortschritt. Ach so.

Wenn Sie bei 3G-Plus bislang nicht im Geringsten an Corona gedacht haben: Sie liegen nicht falsch, Sie dürfen sprachlich auch so über manche Tablets reden. Außerdem habe ich auch noch einen Patientensimulator gefunden, der diesen Titel stolz nach sich tragen darf.

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Kleiner grammatikalischer Exkurs zum Genitiv der Pandemie

Die „Pandemie der Ungeimpften“ hat begonnen. Diese Nachricht können Sie heute, 07.09.2021, dem Kölner Stadt-Anzeiger entnehmen. Und zwar im Aufmacher auf der Titelseite. Unter der Überschrift „Uniklinik befürchtet Überlastung“. Und in diesem, tatsächlich durchaus auch sachlichen Artikel spricht ein namentlich ungenannter Ministeriumssprecher des Landes NRW darüber, dass die Pandemie längst zur „Pandemie der Ungeimpften“ geworden sei.

Sprache ist ein zweischneidiges Schwert. Und manchmal lagern sich Bedeutungsebenen an, die allein der Grammatik geschuldet zu sein scheinen. Denn selbstverständlich meint der namenlose Ministeriumssprecher nur, dass derzeit die Ungeimpften den deutlich größeren Teil der Menschen stellen, die am oder mit dem Coronavirus erkrankt sind. Nebenbei: Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Wir reden weniger über diejenigen, die am oder mit dem Coronavirus gestorben sind. Aber sicher ist: Auch sie sind gemeint, wenn der Ministeriumssprecher von einer „Pandemie der Ungeimpften“ spricht. Ungeimpft gestorben.

Die zweite Schneid-Seite des Schwertes mit Namen Grammatik: Die „Pandemie der Ungeimpften“ kommt in der Gestalt des Genitivus subjectivus daher. Wahrscheinlich verstehen das nur noch Lateinlehrer alter Schule. Macht aber nichts, wird gleich trotzdem klar: Die Lateinlehrer nämlich mussten früher sieben verschiedene Genitive auseinanderhalten können. Das heißt: So viele Zweideutigkeiten, oder eben auch Zweischneidigkeiten, kann der Genitiv verstecken. Wir haben’s ja heute nicht mehr so mit der Grammatik. Auf keinen Fall mit der Differenzierung der Fälle. Deswegen ziehe ich auch nur noch den Genitivus Possessivus aus dem Lehrbuch.

Und jetzt: „Die Pandemie der Ungeimpften“ kommt in Gestalt des Genitivus subjektivus daher. Und bedeutet dann wohl in diesem Fall, dass die Ungeimpften selbst die pandemische Erscheinung sind. Dann wären sie selbst der Schrecken und müssten sich dazu noch explosiv vermehren. Fürchterliche Vorstellung. Das kann der Ministeriumssprecher keineswegs so gemeint haben. Hier liegt eindeutig eine Verwechslung vor – und nahe: Da wir die Ungeimpften als Subjekt begreifen und da der Genitivus subjectivus einer der häufigsten Genitive ist, assoziieren wir genau so. Ich gehe mal davon aus, dass der ungenannte Ministeriumssprecher diese Assoziation gerne – und nicht nur billigend – in Kauf genommen hat.

Richtig ist natürlich der Genitivus possessivus. Er beschreibt, wem etwas gehört oder zu wem etwas gehört. Die von mir konsultierte Grammatik-Seite wählt hier das schöne Beispiel vom Schwert des Gladiators. Genitivus possessivus. Die Grammatik des Ministeriumsprechers wäre auch possessiv. Subjektiv geht hier gar nicht, denn auch, wenn der Mann seine Grammatik beherrscht: In Fleisch und Blut wird sie ihm nicht übergangen sein. Nicht so zweischneidig, wie er spricht.

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