Der Vorsitzende der KBV, Andreas Gassens, beklagt in der „Bild“, dass Patienten wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt gingen. Es gäbe oft nicht einmal mehr ein Fieberthermometer im Haus – und was bei Husten helfe, wisse auch keiner mehr. So zitiert ihn der Mitteldeutsche Rundfunk, der sich daraufhin bei Ärzten umgehört hat, wie denn der Alltag aussieht (Link folgt am Artikel-Ende).
Lydia Krüger traut sich was: Sie sagt die Wahrheit. Das Schöne daran: Die meisten von uns würden diese Wahrheit auch gern mal laut sagen. Sie ist schlicht, kurz und unhöflich: Telefonieren ist (oft) lästig, noch öfter ineffektiv und häufig wirklich störend. Der Wahrheit zweiter Teil: Das Handy macht’s nicht einfacher. Denn nun verfolgen uns die Telefonate bis aufs Klo und in den Urlaub. Da Lydia Krüger Journalistin ist und für die „Zeit“ arbeitet, hat sie natürlich auch die Hintergründe recherchiert: Wie oft wird in deutschen Unternehmen telefoniert und ge-e-mailt usw? Fazit: Der Artikel wird hier zum Lesetipp fürs Wochenende. Wer den Artikel heute nach verrichteter Arbeit liest, kann am Samstag vielleicht schon das Handy stummschalten (27.August).
79 Prozent der Deutschen sind zur anonymen – und kostenlosen – Datenspende bereit, wenn sie der medizinischen Forschung dient. Die Umfrage hat Forsa durchgeführt, die Ergebnisse sind bei chronisch Kranken und Gesunden gleich, bei Männern und Frauen ähnlich. Das Ärzteblatt berichtet (29.8.2019):
Die Zahl der Masernfälle in Europa liegt in diesem Jahr schon bei 90000. Das sind doppelt so viele als im Vorjahres-Zeitraum. Diese Zahlen hat die WHO jetzt genannt.
In Spanien haben 17 Kinder das sogenannte Werwolf-Syndrom. Statt eines Magenmittels hatte die Pharmafirma ein Blutdruckmedikament ausgegeben, das auch gegen Haarausfall wirkt. Der ersteFall wurde im April bekannt. Nun muss das Unternehmen alle falsch verpackten Medikamente vom Markt nehmen, die Fabrik wird auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Kleiner Nachtrag zum Thema Sprüche und Spahn: Die Ärzte-Zeitung kann’s auch mit dem Klopfen und hat sich mächtig ins Zeug gelegt. Verbal betrachtet natürlich. Jens Spahn hat nämlich eine pralle Gesetzespipeline, heißt es gleich im Vorspann. Das Bild ist doch bildhaft genug, oder? Der Artikel handelt – anlässlich eines Besuches des Städtischen Klinikums in Dresden – von der künftigen Klinik-Finanzierung:
Das Ärztenetzwerk änd hat 2000 niedergelassene Haus- und Fachärzte befragt. Ergebnis: 67 Prozent der Ärzte sind mit den derzeitigen Arbeitsbedingungen und der Gesundheitspolitik so unzufrieden, dass sie ihre Tätigkeit gerne früher als geplant beenden möchten. Die Pressemitteilung zur Umfrage ist ins Presseportal eingestellt:
Der Ärztemangel, der auch schon mal als Notstand beschrieben wird, ist an vielen Orten ein strukturelles und grundlegendes Problem. In der Westfalenpost wird er gerade zum sprachlichen Problem: Dort spitzt sich nämlich – in der Überschrift – die Versorgung zu: „Arzt schlägt Alarm. Versorgung im Kreis Olpe spitzt sich zu“, titelt es sich da. Manchmal eben liegt in der Verkürzung eher eine Stolperfalle als eine würzige Schlagzeile.
Gemeint ist selbstverständlich die Versorgungslage, die sich zuspitzt. Und um’s mit der Sprachkritik nicht auf die Spitze zu treiben, hier der Link zum Bericht über die Lage im Kreis Olpe (28.8.2019), in dem der Versorgungsgrad mit Ärzten zwar 100 Prozent beträgt oder nahe dran liegt. Das aber ist Augenwischerei, denn mehr als die Hälfte der Ärzte sind älter als 60 Jahre Bericht vom (28.8.2019):
Bundesgesundheitsminister Spahn will Medizinprodukte stärker kontrollieren – und die Möglichkeiten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausweiten. Das darf bislang beobachten, auswerten und Empfehlungen an die Landesbehörden geben, nicht aber verbieten und vom Markt nehmen.
Es ist ein Wunder. Und das Kind wird als Wunderkind gefeiert. Und zweifelsohne ist der Begriff hier nicht überstrapaziert: Drei Monate lang lag die schwangere Mutter hirntot in Koma. Im August haben die Ärzte im tschechischen Brünn das Kind per Kaiserschnitt zur Welt geholt – und die lebenserhaltenden Maßnahmen für die Mutter eingestellt. Sie hatte in der 16. Schwangerschaftswoche eine Hirnblutung erlitten. Die Medien berichten breit gefächert, hier nur ein Link zur Deutschen Welle:
Die Techniker Krankenkasse beklagt eine ungleiche Verteilung von Ärzten in Bayern und fordert, dass in den gut oder besser besetzten Gebieten künftig freie Arztsitze nicht nachbesetzt werden, um Anreize für Ärzte zu geben, sich in den schlechter besetzten Gebieten niederzulassen. Die Meldung kommt vom Bayrischen Rundfunk, (27.8.2019):
Rheinland-Pfalz will ab dem Wintersemester 2020/21 ein Landarztstudium anbieten. Dafür sollen sich die angehenden Medizin-Studenten auch ohne Einser-Abi einschreiben können, so der Gesetzentwurf, der im Landtag beraten wird. Mehr bei t-online (22.8.2019):
In Indonesien soll ein Mann, der sich an mehreren Kindern vergangen haben soll, kastriert werden, so der Gerichtsbeschluss. Gesetzlich ist die chemische Zwangskastration erlaubt, doch die Ärzte weigern sich unter Berufung auf den ärztlichen Codex. Der Focus berichtet (27.8.2019):
Kaiserschnitt-Kinder verpassen sozusagen die bakterielle Abreibung durch den Geburtskanal. Das soll Asthma und Fettleibigkeit begünstigen. Deshalb wird seit einiger Zeit als Behandlungsmethode propagiert, die Neugeborenen mit Vaginalsekret abzureiben, um diesen Mangel auszugleichen. Die Behandlung ist umstritten und wenig erforscht. Nun gibt’s Studien zum Thema Vaginal Seeding. Das Spektrum der Wissenschaft berichtet (20.8.2019):
Das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommerns warnt vor Defibrillatoren der Firma Telefunken, die seit Juni 2016 ohne gültiges CE-Zeichen verkauft wurden. Die Geräte sollten ausgetauscht werden, so der Hinweis.
Der Link zur Meldung des Ministeriums (26.8.2019):
https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Aktuell/?id=152857&processor=processor.sa.pressemitteilung
und als Nachricht in der „Welt“:
https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article199163297/Ministerium-warnt-vor-Defibrillator-Modellen-von-Telefunken.html
In den Niederlanden läuft das erste Gerichtsverfahren gegen einen Arzt, der Sterbehilfe geleistet hat. Zwar ist Sterbehilfe in den Niederlanden unter bestimmten Umständen erlaubt, doch die Patientin hatte sich widersprüchlich geäußert. Das Kölner Domradio berichtet hier (26.8.2019):
Die 116117 macht Karriere. Die Telefonnummer, die bislang für den ärztlichen Notdienst galt, soll ab 1. Januar 2020 zur umfassenden Service-Telefonnummer auch und unbedingt im Rahmen des TSVG werden, berichtet das Ärzteblatt von einer Pressekonferenz der KBV:
GKV und KBV haben ihre Honorarverhandlungen beendet. Die Einigung lautet: Erhöhung des Orientierungswertes für alle ärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen um 1,52 Prozent. So formuliert auf der Seite der KBV. Dort sind auch die anderen Vereinbarungen genannt (23.8.2019).
https://www.kbv.de/html/1150_41903.php
Die Apotheker (Deutsche Apotheker-Zeitung) haben das Ergebnis gleich umgerechnet in absolute Zahlen: 565 Millionen Euro mehr fürs Ärztehonorar in den nächsten Jahren. Und dazu noch bis zu 500 Euro pro Videosprechstunde (23.8.2019).
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/08/23/aerzte-565-millionen-mehr-und-extra-honorar-fuer-online-sprechstunden
Der Ärztemangel im Saarland verschärft sich noch, befürchtet die KV Saarland. Die Süddeutsche berichtet auf dpa-Grundlage (22.8.2019):
Gleichzeitig berichtet die Presse durchgängig über den neuen „Teilhabeatlas“, der die Strukturen von Stadt und Land, Ost und West vergleicht. Die 88 Seiten enthalten auch eine Deutschlandgrafik, die ein Flickenteppichbild von der Hausarzt-Dichte in Deutschland zeichnet (Seite 29). Den Teilhabeatlas kann man beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung herunterladen (um Spenden wird gebeten), das Thema Hausärztemangel ist dort aber allenfalls infrastrukturell betrachtet:
Fast zwei Drittel der in Deutschland anerkannten ausländischen Berufs- und Ausbildungsabschlüsse fallen auf den Gesundheitsbereich, berichtet das Ärzteblatt. Zugrunde liegt dem Artikel eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes (21.8.2019).
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